Das Philadelphia-Komplott
auf einen Tisch ganz hinten. “Der Herr da hinten sagte, dass Sie sich gerne zu ihm setzen würden.”
Jake drehte sich um und sah Victor an einem Fenstertisch sitzen. Er ging zu ihm hinüber, blieb aber stehen. “Du fängst an, zu nerven, weißt du das?”
“Beharrlichkeit ist eine meiner Stärken.”
“Was willst du diesmal?”
“Das Gleiche wie letztes Mal, als ich hier war – reden. Nun komm, sei kein Spielverderber.” Er gab dem freien Stuhl einen Tritt mit dem Fuß. “Setz dich. Dein Bier wird warm.”
Jake unterdrückte einen genervten Seufzer und setzte sich. Und wieder schoss ihm der Gedanke durch den Kopf, ob er es vielleicht übertrieb – er durfte die Aktion nicht gefährden, indem er van Heusen abschreckte. “Von allen Bars in Philadelphia”, sagte er aus einer Eingebung heraus, “musstest du dir ausgerechnet meine aussuchen.”
Der bekannte, wenn auch etwas abgeänderte Satz aus
Casablanca
entlockte Victor ein Schmunzeln. “Süß, aber nicht wirklich originell, Captain.”
Jake trank den letzten Schluck seines Bieres. “Ich komme nicht so viel raus, weißt du?”
“Dann lass uns das ändern. Komm mit ins Camp. Wir essen zusammen, quatschen über die alten Zeiten, drehen eine Runde über die Anlage. Du darfst mir sogar vorhalten, was für ein Arschloch ich im Irak war.”
“Darf ich dich auch zusammenschlagen?”
Victor lachte. “Wenn du das kannst?” Er stand auf. “Na komm, Jake. Ich bitte dich doch nicht, uns beizutreten, um Himmels willen. Ich möchte dir nur alles zeigen, meine Erfahrungen mit jemandem teilen, von dem ich weiß, dass er die Mühe zu würdigen weiß, die ich in die Organisation investiert habe. Wer weiß, vielleicht hast du ja sogar den einen oder anderen Verbesserungsvorschlag.”
“Das bezweifle ich. Von uns beiden warst du immer derjenige mit den Visionen.”
Das Kompliment schmeichelte van Heusen. “Du warst aber auch nicht so schlecht. Die Wahrheit ist, dass wir ein fantastisches Team waren, du und ich.”
“Wenn ich jetzt mitkomme, versprichst du mir, mich danach in Ruhe zu lassen?”
“Meine Güte, seit wann bist du so ein sturer Knochen?”
“Versprichst du’s?”
“Ich gebe dir mein Wort als Offizier und Gentleman.”
Bei der Bemerkung unterdrückte Jake ein Lachen und folgte van Heusen aus der Bar.
Lancaster County – oder das Holland Pennsylvanias, wie es die Einheimischen nannten – war einer der wenigen Orte auf Erden, an dem es die Amish-People und die Mennoniten geschafft hatten, in zivilisierter, sogar freundschaftlicher Weise inmitten ihrer modernen Nachbarn zu leben, und trotzdem ihre jahrhunderte alten Traditionen und Werte aufrechtzuerhalten.
Eine gute Stunde von Center City entfernt erstreckte sich die hügelige Landschaft mit Windmühlen, überdachten Holzbrücken und Pferdefuhrwerken. Die Amish-People und Mennoniten, die sich in dieser Gegend angesiedelt hatten, waren stolz auf ihre deutschen Wurzeln und ihre innige Verbundenheit zur Kirche.
Der Gedanke, dass inmitten dieser freundlichen Menschen ein Militärcamp angesiedelt war, wenn auch eines, das ohne Panzer und schwere Artillerie auskam, schien absurd. Aber als Victor durch die Landschaft fuhr, hier und da zur Begrüßung hupte und einigen Männern am Straßenrand zuwinkte, verstand Jake, warum dieser ungewöhnliche Nachbar akzeptiert wurde. Die Amish waren sehr verschlossene Leute – sie kümmerten sich zwar um die Nöte des anderen, respektierten aber seine Privatsphäre. Mit dieser Grundregel vor Augen hatte Victor es geschafft, dass beide Kulturen freundschaftlich nebeneinander leben konnten.
Erstaunlich offen erzählte Victor von seiner anfänglichen Angst, mit seinem Plan zu scheitern. Oder die falschen Leute anzuziehen. “Ich habe nicht nach Männern gesucht, die Sterne auf der Schulterklappe und einen losen Finger am Abzug haben”, sagte er. “Ich wollte intelligente, zuverlässige Leute, die genauso an die wahre Freiheit glauben wie ich. Es war nicht so einfach, die richtigen Männer zu finden. Als ich feststellte, dass mein Plan auf Interesse stieß, musste ich einen Schritt weiter gehen. Es war mir nicht genug, nur über das Internet mit meinen Leuten in Kontakt treten zu können. Ich suchte einen Platz, an dem meine Männer sich treffen und austauschen konnten. So habe ich das Gelände hier gefunden.”
“Das war sicher nicht ganz billig.”
“Alles, was mein Vater mir nach seinem Tod hinterlassen hatte, habe ich in den Kauf des Landes,
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