Das Philadelphia-Komplott
Helfer vorstellen.”
Das musste Philip Jenkins sein, der Mann, von dem Ramirez ihm erzählt hatte. Langsam kam er der Sache näher.
Victor ging durch eine Verbindungstür, die sein Büro mit einem etwas kleineren verband. Vor einem Computermonitor saß ein gut aussehender Mann, der Mitte bis Ende dreißig war, kurze, blonde Haare, eine kräftige Figur und ruhige blaue Auge hatte. Er trug ebenfalls einen Kampfanzug und stand sofort stramm, als Victor den Raum betrat.
“Rühren Sie sich, Sergeant. Und lassen Sie mich Ihnen meinen alten Freund vorstellen, von dem ich bereits erzählt habe. Der ehemalige Army Captain Jake Sloan. Jake, das ist Sergeant Philip Jenkins. Meine rechte Hand.”
Der Mann streckte seine Hand aus. “Willkommen in Camp Freedom, Mr. Sloan.”
“Danke, Sergeant.” Jake betrachtete ihn genauer. Der Händedruck war fest und sein Lächeln breit, aber Jake sah einen Funken Ablehnung in seinen Augen aufblitzen. Er mochte ihn nicht. Nein, mehr, er traute ihm nicht.
“Jake und ich haben in Desert Storm zusammen gekämpft”, fuhr Victor fort. “Er war ein Teufel von einem Soldaten, von der Art, wie sie heute kaum noch anzutreffen sind. Nicht wahr, Jake?”
Jenkins stand entspannt da, die Arme hinter dem Rücken verschränkt. Bei Victors Worten kühlte sein Lächeln merklich ab.
“Ach, ich weiß nicht, Victor”, sagte Jake. “Du scheinst es nicht schlecht getroffen zu haben. Nach dem, was du mir erzählt hast, bist du hier von einer Menge guter Männer umgeben.”
Victor beobachtete ihn, als er das Glas an den Mund hob und trank. “Da ist immer noch Platz für einen weiteren guten Mann.”
Jake überlegte noch, ob das eine Einladung war, als Jenkins sagte: “Werden Sie länger in der Gegend bleiben, Mr. Sloan?”
“Das weiß ich noch nicht.”
Victor schlug Jake freundschaftlich auf die Schulter. “Ich hoffe es.” Er stellte sein Glas ab. “Komm mit. Zeit, die große Führung zu starten, die ich dir versprochen habe. Weißt du immer noch, wie man einen Humvee fährt, Captain?”
“Es gibt Dinge, die vergisst man nie, Colonel.”
Da Victor lachte, war es für Jake schwer zu erkennen, ob ihm die Doppeldeutigkeit der Bemerkung aufgefallen war.
Syd saß vor ihrem Laptop und versuchte seit zwei Stunden, eine Eingabe zu schreiben, aber sie konnte sich nicht darauf konzentrieren. Seufzend schob sie ihren Stuhl zurück und ging in die Küche, um sich erst einmal einen Kaffee zu holen. Der Grund für ihre Konzentrationsschwäche war ihr schmerzlich bewusst. Der Kuss. Der Kuss, den
sie
angefangen hatte.
Was hatte sie da bloß geritten? Wollte sie wirklich Greg eifersüchtig machen? Ihm eine wilde, unberechenbare Seite zeigen, die er nie an ihr gesehen hatte? Oder hatte sie nur ihren primitiven Instinkten nachgeben wollen und hatte Greg lediglich als Entschuldigung vorgeschoben, um ihrem Verlangen nachzugeben?
Sie trank einen Schluck von dem lauwarmen abgestandenen Kaffee und dachte nach. Nun, das war eine interessante Wortwahl. Das Wort
Impuls
wäre angemessen gewesen, hätte die Sache gut umschrieben. Aber
Verlangen?
Vier Wochen ohne Mann reichten doch sicher nicht aus, um sich so
unkontrolliert
zu verhalten, oder? Bevor sie mit Greg zusammen war, war sie auch allein gewesen und ohne Sex – und das für über ein Jahr. War sie damals beim Anblick des attraktiven Anwalts einfach auf ihn zugestürmt? Hatte sie seinen Körper so betrachtet, wie sie es mit Jakes tat? Wege gesucht, ihm nahe zu sein, ihn zu berühren, sich ihm an den Hals zu werfen? Natürlich nicht.
Das Mädchen, das alles unter Kontrolle hatte. So nannte sie sich gerne selber. Egal, wie verzwickt die Situation, wie umfangreich der Fall, wie attraktiv der Mann auch war. Sydney Cooper behielt stets einen kühlen Kopf.
Also was zum Teufel war heute morgen mit ihr los gewesen?
Sie ging zurück an ihren Schreibtisch. “Wenn ich das verdammt noch mal nur wüsste”, murmelte sie.
Sie war gerade dabei, die Eingabe zu Ende zu schreiben, als Detective Cranston anrief.
“Avery ist zurück in seiner Zelle.”
“Haben Sie ihn schon befragt?”
“Ich hab’s versucht. Keine Chance. Vielleicht haben Sie mehr Glück.”
“Ich bezweifle es, aber ich werde es gerne versuchen.” Sie legte auf und machte sich umgehend auf den Weg.
Avery sah kaum besser aus als beim letzten Mal. Seine Augen waren immer noch geschwollen, seine Unterlippe war genäht worden und trotz der Medikamente litt er scheinbar immer noch unter starken
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