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Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates

Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates

Titel: Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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Gelegenheit unbedingt wiederholen.«
    Mr und Mrs Renfield waren bis zur dritten Stufe gekommen, als etwas, was aussah wie zwei Spinnwebfäden, aus dem leuchtenden blauen Loch geflogen kam, sich um die Hüften des unglückseligen Paares schlang, sie von den Stufen pflückte und durch das Portal zerrte. Nur eine kleine Stinkwolke blieb zurück, sie selbst waren verschwunden. Einen Augenblick lang blähte sich das Portal auf, schnurrte dann zusammen und löste sich in Luft auf.
    »Wo ist das Loch?«, schrie Mr Abernathy. »Wohin ist es verschwunden?«
    »Das Portal ist immer noch da«, sagte die Frau. »Aber es ist besser, wenn es einstweilen verborgen bleibt.«
    Mr Abernathy streckte die Hand aus, dorthin, wo der Leuchtkreis gewesen war, und sie verschwand vor seinen Augen. Schnell zog er die Hand wieder zurück und hielt sie hoch. Sie war von einer klaren, klebrigen Flüssigkeit bedeckt.
    »Ich will meine Frau zurückhaben«, sagte er. »Ich will die Renfields zurückhaben.« Dann überlegte er. »Eigentlich können Sie die Renfields behalten. Ich möchte nur Evelyn haben. Bitte.« Mr Abernathy war zwar nicht besonders verrückt nach seiner Frau, aber es war doch angenehmer, wenn sie ihn umsorgte.
    Die Frau schüttelte nur den Kopf. Hinter ihr zuckten zwei blaue Blitze und plötzlich kauerten zwei große, haarige Wesen in der dunklen Kellerecke. Von seinem Platz aus erhaschte Samuel einen Blick auf schwarze funkelnde Augen – aber es waren eindeutig zu viele Augen für zwei Menschen – und auf ein paar dürre Gliedmaßen. Während Samuel staunend zusah, nahmen sie langsam die Gestalten von Mr und Mrs Renfield an, auch wenn es ihnen anscheinend nicht ganz leichtfiel, ihre Beine zu ordnen.
    »Ich werde Ihnen nicht helfen«, weigerte sich Mr Abernathy. »Sie können mich nicht dazu zwingen.«
    Die Frau seufzte. »Wir wollen eure Hilfe gar nicht«, antwortete sie. »Wir wollen nur eure Körper.«
    Bei diesen Worten züngelte eine lange rosarote Zunge aus dem Portal, riss Mr Abernathy von den Beinen und löste sich gleich wieder in Luft auf. Augenblicke später nahm ein fetter Kloß, grün und glupschäugig, die Gestalt von Mr Abernathy an und setzte sich neben das, was ein flüchtiger Beobachter für Mrs Abernathy und Mr und Mrs Renfield gehalten hätte.
    Samuel hatte genug gesehen. Er und Boswell rannten, so schnell sie konnten, nach Hause. Hätte er gewartet, dann wäre ihm vielleicht aufgefallen, dass die Kreatur, die nun Mrs Abernathy war, zu dem kleinen Fenster hinaufstarrte, wo der verblassende Schatten eines Jungen in der ruhigen Nachtluft hing, an ebender Stelle, wo sich vor ein paar Sekunden noch Samuel versteckt hatte.

Kapitel fünf
    in dem wir Nurd kennenlernen, der nicht so Furcht einflößend ist, wie er gerne wäre, dafür aber umso unglücklicher
    N urd, die Geißel der fünf Gottheiten, hockte auf einem vergoldeten Thron, sein Diener Wermut saß ihm zu Füßen und sein ganzes Reich erstreckte sich vor ihm. Er seufzte.
    »Gelangweilt, Eure Schrecklichkeit?«, fragte Wermut.
    »Im Gegenteil«, antwortete Nurd, »ich bin außerordentlich erregt. Ich weiß gar nicht mehr, wann ich zum letzten Mal so begeistert war.«
    »Tatsächlich?«, fragte Wermut hoffnungsfroh und erhielt als Antwort einen Hieb auf den Hinterkopf mit Nurds Zepter der Schrecklichen und Fürchterlichen Macht.
    »Selbstverständlich nicht, du Idiot«, blaffte Nurd. »Natürlich langweile ich mich. Was sonst könnte man hier wohl tun?«
    Das war in der Tat eine allzu verständliche Frage, denn Nurd befand sich an keinem angenehmen Ort. Wirklich, der Ort, an dem sich Nurd befand, war so weit entfernt von allem, was angenehm war, man hätte schon sehr lange suchen müssen – jahrhunderte-, ja jahrtausendelang – und hätte trotzdem nur schwerlich einen Ort gefunden, der auch nur ein klitzekleines bisschen unangenehmer als dieser gewesen wäre.
    Nurds Reich, die Ödnis, bestand aus einer ebenen grauen Steinwüste, die sich meilenweit erstreckte. Nichts unterbrach diese Einöde außer einem sonderbaren Stein, der weniger grau war, und einigen Pfützen, in denen eine böse blubbernde schwarze Brühe brodelte. Am Horizont vereinte sich diese Steinwüste mit einem schiefergrauen Himmel, über den hin und wieder Blitze zuckten, der aber auch nie ein Donnergrollen oder auch nur die Spur von Regen hervorbrachte.
    Sein Reich war nicht einmal ein richtiges Reich. Nurd, die Geißel der fünf Gottheiten, war nämlich dorthin verbannt

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