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Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates

Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates

Titel: Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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worden, weil er, wie schon sein Name sagt, eine Geißel war – obwohl man sich darüber streiten konnte, welche Vergehen Nurd nun genau begangen hatte. 10
    10    Eine Gottheit ist im Grunde genommen so etwas wie ein Gott. Es gibt gute und böse Gottheiten. Nurd gehörte zu den bösen Gottheiten, aber im Allgemeinen sollte man weder den guten noch den bösen Gottheiten über den Weg trauen. Der Dichter William Shakespeare sagt in König Lear : »Was Fliegen für mutwillige Knaben sind, sind wir den Göttern; sie töten uns zu ihrem Zeitvertreib.« Üble Bande, diese Gottheiten. Sag nicht, du hättest nichts dazugelernt beim Lesen dieser Seite.
    Der Titel Geißel der fünf Gottheiten, den Nurd sich ganz alleine ausgedacht hatte, war nicht einmal so falsch. Nurd war eine Plage für fünf verschiedene dämonische Wesen, auch wenn es zugegebenermaßen ziemlich unbedeutende Wesen waren: für Schwell, den Geist der unbequemen Schuhe, für Igitt, den Geist der widerlichen Dinge, die man beim Saubermachen im Abfluss entdeckt, für Graham, den Geist durchweichter Plätzchen und Cracker, für Mavis, den Geist der unmöglichen Männervornamen, und zuletzt oder auch nicht zuletzt für Eric’s, den Geist der falschen Zeichensetzung.
    Um der Wahrheit die Ehre zu geben: Nurd war weniger eine Geißel für diese fünf Hoheiten als vielmehr ein lästiges Ärgernis. Er war wie eine Fliege, die im Sommer immer brummend gegen das Fenster fliegt, oder, nun ja, wie ein fad schmeckendes Gebäck für all jene, die sich auf eine schöne Tasse Tee freuen und dann, Graham sei Dank, ein Plätzchen vorgesetzt bekommen, das pappig und uralt ist. Weil Nurd nicht verschwinden wollte und sich ständig in ihre Angelegenheiten einmischte, baten die fünf Gottheiten schließlich den Großen Verderber höchstpersönlich um Hilfe. Und das war der Grund, weshalb sich Nurd nun in einer sterbenslangweiligen Gegend im Nirgendwo wiederfand, wo er nichts-aber-auch-gar-nichts zu tun hatte, aber dennoch beschloss, das Beste daraus zu machen, indem er das öde Fleckchen zu seinem Königreich erklärte. Sein treuer Diener Wermut war zusammen mit ihm vertrieben worden, um ihm Gesellschaft zu leisten, was dieser als ausgesprochen unfair empfand, da er ja schließlich gar nichts verbrochen hatte und man ihm allenfalls vorwerfen konnte, bei der Wahl seines Arbeitgebers etwas leichtfertig gewesen zu sein.
    Der Große Verderber hatte immerhin ein Fünkchen Mitleid (vielleicht war es auch nur ein Fünkchen Humor), denn er hatte die Güte, Nurd einen kaum gebrauchten Thron zu schenken, auf den er sich setzen konnte, und dazu ein Kissen für Wermut, des Weiteren eine Schachtel, in der Nurd all den Krimskrams aufheben konnte, der sich im Laufe seiner Verbannung als absolut unnütz erwiesen hatte. Und so kam es denn, dass Nurd und Wermut, wenn nicht seit Beginn der Ewigkeit, so doch seit ein paar Minuten danach, mitten im Nirgendwo saßen. Sie hatten niemals viel Gesprächsstoff gehabt. Mittlerweile hatten sie sogar noch weniger.
    Wermut rieb seinen Kopf, wo sich eine neue Beule zu der ohnehin schon beeindruckenden Sammlung von Beulen gesellt hatte und seinen missgestalteten Schädel verunzierte, und dachte nicht zum ersten Mal, dass Nurd, die Geißel der fünf Gottheiten, ein richtiger Fiesling war.
    Nurd war Wermuts Ärger egal, er seufzte noch einmal – und verschwand.
    Es gab keinen Namen für das Bündel blauer Energie, das aus dem LHC entwichen war. Es gehörte zu jenen sechsundneunzig Prozent Materie und Energie, bei denen die Wissenschaft bislang im Dunkeln tappte. Und geplant war dieser Vorfall bei den Experimenten erst recht nicht. Dennoch hatten die unzähligen Explosionen im Teilchenbeschleuniger, mit denen man versuchte, die Umstände des Urknalls nachzubilden, wenn auch nur sehr kurz, ein Portal geöffnet. Und auf der anderen Seite dieses Portal lauerte der Große Verderber, der just auf diesen Augenblick gewartet hatte. Dieses kleine Quäntchen Energie war wie ein Holzkeil, den man unter eine Tür zwängt, damit sie nicht ins Schloss fällt. Nun kam es darauf an, noch stärkeren Druck auf das Portal auszuüben, um den Spalt noch weiter zu öffnen, denn der Große Verderber war ein ungeheuer großes Wesen. Was Mrs Abernathy kurz vor ihrem unglückseligen Ende erspäht hatte, waren die Tore zur Hölle gewesen, die errichtet worden waren, um den Großen Verderber an diesem entsetzlichen Ort einzusperren. Das kleine bisschen blaue Energie hatte nur ein

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