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Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates

Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates

Titel: Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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pikste noch einmal, doch da war nichts.
    Nurd, so hatte es den Anschein, war verschwunden.
    Und wenn Nurd verschwunden war, dann war er, Wermut, der neue Herr über alles, was sein Auge schaute.
    Wermut hob das Zepter der Schrecklichen und Fürchterlichen Macht vom Fuße des Throns auf. Mit der anderen Hand griff er nach der Krone der Missetaten, die Nurd vom Kopf gefallen war, als er sich davongemacht hatte. Er starrte beides an, dann wandte er sich der Ödnis zu und hielt sich Zepter und Krone über den Kopf.
    »Ich bin Wermut!«, rief er. »Ich bin –«
    Hinter ihm war ein Geräusch zu hören, so als zwängte man einen nurdförmigen Gegenstand, der nicht sehr begeistert von dieser Prozedur war, durch ein sehr enges Loch.
    »… sehr erfreut, Euch wiederzusehen, Meister«, beendete Wermut seinen Satz, als er sich umdrehte und Nurd wieder auf seinem Thron saß und so aussah, als wäre ihm irgendetwas sehr Großes auf den Kopf gefallen. Er machte einen verwirrten und leicht ramponierten Eindruck.
    »Wermut«, sagte Nurd. »Ich fühle mich krank.«
    Und er nieste, dass ihm der Staub aus der Nase kam.

Kapitel sechs
    in dem wir Stephanie treffen, die zwar kein Dämon, aber trotzdem nicht sonderlich nett ist
    D ie Haustür ging auf, noch während Samuel nach seinem Schlüssel kramte. Seine Mutter hatte ihm erst kürzlich einen eigenen Hausschlüssel anvertraut und er hatte so große Angst, ihn zu verlieren, dass er ihn an einer Schnur um den Hals trug. Leider erwies es sich als ziemlich schwierig, nach dem Schlüssel zu suchen, wenn man als Gespenst verkleidet war und gleichzeitig einen kleinen und aufgeregten Hund an der Leine halten musste. Und so suchte Samuel immer noch unter verschiedenen Schichten von Tuch, Pullover und Hemd, als Stephanie, der Babysitter, in seinem Gesichtsfeld erschien.
    »Wo bist du gewesen?«, schnauzte sie ihn an. »Du hättest schon vor einer halben Stunde hier sein sollen.« Und mit verblüffter Miene fügte sie hinzu: »Und warum bist du als Gespenst verkleidet?«
    Samuel gab zunächst keine Antwort, sondern schlurfte wortlos an ihr vorbei. Als Erstes ließ er Boswell von der Leine, dann zog er das Bettlaken über den Kopf.
    »Ich wollte mal etwas früher mit Halloween dran sein«, sagte er atemlos, »aber das spielt jetzt keine Rolle. Ich habe etwas gesehen –«
    »Vergiss es«, sagte Stephanie.
    »Aber –«
    »Kein Interesse.«
    »Es ist wichtig.«
    »Ab ins Bett.«
    »Wie?« Einen Augenblick lang ließ die Ungerechtigkeit dieses Befehls Samuel all das vergessen, was er im Keller der Abernathys gesehen hatte. »Es sind Herbstferien. Ich muss morgen nicht in die Schule gehen. Mam hat gesagt …«
    »Mam hat gesagt, Mam hat gesagt«, äffte ihn Stephanie nach. »Deine Mutter ist aber nicht da. Ich habe hier das Sagen. Und ich sage dir, dass du ins Bett gehst.«
    »Aber die Abernathys. Ihr Keller. Ungeheuer. Tore. Du hast ja keine Ahnung.«
    Stephanie beugte sich ganz dicht vor Samuels Gesicht und Samuel begriff, dass es Dinge gab, die noch furchteinflößender waren als das, was er im Hause der Abernathys gesehen hatte, und wenn es auch nur deshalb war, weil diese Dinge so dicht vor seiner Nase waren und ihre Wut sich ganz direkt auf ihn richtete. Stephanie lief rot an, ihre Nasenflügel bebten und ihre Augen wurden zu engen Schlitzen wie die Schießscharten in einer Burgmauer, kurz bevor jemand flammende Pfeile aus ihnen abschießt. Und obwohl sie die Zähne zusammengebissen hatte, sprach sie überaus deutlich.
    »Geh. Ins. Bett. «
    Das letzte Wort hatte sie so schrill und trommelfellzerreißend gekreischt, dass Samuel fürchtete, seine Brillengläser würden platzen. Sogar Boswell, der inzwischen an Stephanie gewöhnt war, reagierte verstört.
    Samuel blieb nichts anderes übrig, er stapfte die Treppe hinauf, dicht gefolgt von Boswell. Er wollte gerade die Tür hinter sich zuschlagen, als er Stephanie schreien hörte: »Und wehe, du schlägst die Tür hinter dir zu!«
    Obwohl die Versuchung, ungehorsam zu sein, übermächtig war, beschloss Samuel widerwillig, auf dem Pfad der Vernunft zu bleiben. Er wusste, Stephanie konnte ihm nicht ernsthaft etwas anhaben. Trotzdem fragte er sich hin und wieder, was sie ihm antun würde, wenn sie sicher sein könnte, damit durchzukommen. Vielleicht würde sie ihn ja hinterm Haus verscharren, nachdem sie ihn im Bad abgemurkst hätte. 12
    12    Es ist eine merkwürdige Tatsache, dass sich kleine Jungen mehr vor ihrem Babysitter fürchten als

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