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Das Prachtstück

Das Prachtstück

Titel: Das Prachtstück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Nummer haben Sie doch bereits in Ihrem Büro?«
    Er nickte schnell.
    Â»Gut. Rufen Sie uns einfach an. Und wir machen etwas aus. Ist das ein Angebot?«
    Â»Und dann gehen wir zu den Robbenbabys!«, schrie Feli.
    Â»Und zwar alle drei!«
    Â»Oder wir veranstalten ein tolles Einweihungsessen. Mögen Sie Nudeln, Herr Häusler?«
    Â»Und ob. Ich könnte für Nudeln sterben. Ehrenwort!«
    Für einen Augenblick war sie sich ganz sicher, dass er sie nur auf den Arm nehmen wollte. Aber als sie ihren ganzen Mut zusammen nahm und in seine blanken blauen Augen schaute, las sie darin etwas, das sie verunsicherte.
    Hoffnung?
    Vorfreude?
    Sogar so etwas wie Schüchternheit?
    Blödsinn! sagte sich Linda streng. Doch nicht bei einem Mann wie Robert Häusler! Sie nahm sich fest vor, keinesfalls länger darüber nachzudenken.
    Aber es gelang ihr nur bedingt.

4
    Alles genauso, wie sie es am Morgen verlassen hatte: der Frühstückstisch krümelübersät, mit den halbleer getrunkenen Tassen, der verschmierten Butterdose, einem Marmeladeglas ohne Deckel, der aufgeschlagenen Zeitung auf dem Holzstuhl. Nicht einmal die Kippen im Aschenbecher fehlten. Sofie März hängte ihren Mantel an die hübsche Garderobe, die sie erst vor zwei Monaten gekauft hatte, und atmete tief durch. Trotzdem stieg Wut in ihr hoch, echt, heiß, unverfälscht. Sie brauchte nicht lange zu suchen. Der unvermeidliche Zettel, fast schon niedlich an die Vase mit den vertrockneten Rosen gelehnt, fiel ihr schnell ins Auge.
    Â»Wird heute wohl mal wieder spät«, stand da in seiner großzügigen, ein wenig liederlichen Schrift, die so mancher Apothekenhelferin noch zur Genüge Rätsel aufgeben würde, »und damit leider doch nichts aus Francas Party. Wieso vergnügst Du Dich nicht einfach ohne mich, mein Schatz? Dabei wünscht Dir Dein gemeiner, alter, langweiliger Hannes den nur denkbar allergrößten Spaß.«
    Sie knüllte das Papier mit der lapidaren Botschaft zusammen und ging ins Badezimmer. Ließ fast automatisch die Wanne volllaufen. Die Kleider fielen auf den Boden, da, wo sie gerade stand. Sie stieg ins Wasser, sank tief in den duftenden Schaum. Am liebsten wäre sie für immer untergetaucht.
    Irgendwann kam sie wieder nach oben, mittlerweile weniger zornig als vielmehr deprimiert. Wieder einmal. Viel zu oft in letzter Zeit. Wie lange würde es ihr in der Redaktion noch gelingen, die vergnügte, stets kompetente Fassade aufrechtzuerhalten, während ihr Privatleben in grauem, nichtssagendem Allerlei erstickte?
    Werd bloß nicht so melodramatisch, Sofie M.! versuchte sie sich selber zur Ordnung zu rufen. Wenn es nicht mehr mit ihm geht, musst du eben die Konsequenzen ziehen und künftig allein leben. Ist ja schließlich nicht das erste Mal, oder? Du schaffst es. Du schaffst es bestimmt. Außerdem gibt es ja schließlich noch andere Kerle. Und zwar zur Genüge! Aber ihre innere Stimme klang klein und blass. Und das freche Teufelchen im rechten Ohr kicherte längst hämisch.
    Sie trocknete sich ab, cremte sich nachlässig ein und schlüpfte ohne langes Nachdenken in ihren alten Indienfetzen, den Hannes partout nicht an ihr sehen konnte. Auf dem Weg in die Küche goss sie sich ein großes Glas Rotwein ein und durchsuchte die Kommode nach Knabbereien. Oder sollte sie sich vom indischen Homeservice ein paar knackige Samosas kommen lassen?
    Sie hatte schon das Telefon in der Hand, um zu wählen, als sie plötzlich aufschaute. Und erschrak. Die schlanke Frau, die ihr aus dem Spiegel entgegenblickte, hatte einen frappierend resignierten Zug um den Mund, traurige Augen und eine Haltung, als werde sie von einer unsichtbare Last gebeugt. Das sollte Sofie März sein, der kesse Rotschopf mit der milchweißen Haut und den großen Haselnussaugen, die noch vor kurzem allen Männern den Kopf verdreht hatte?
    Entschlossen zog sie sich das Handtuch vom Kopf, straffte sich, versuchte ein Lächeln. Nicht schlecht, aber auch noch nicht gerade umwerfend. Zweiter Versuch. Schon besser!
    Jetzt wählte sie doch, allerdings Francas Nummer.
    Beim dritten Anlauf war sie mit ihrem Spiegelbild halbwegs zufrieden. Sie reckte sich, hielt sich kerzengerade. Jetzt verschwand sogar der Hauch von Doppelkinn, der sie neuerdings immer wieder irritierte.
    Â»Ja«, sagte sie und hob ihre Stimme, um den lauten Smokey-Song im Hintergrund zu übertönen. Offenbar

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