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Das Prachtstück

Das Prachtstück

Titel: Das Prachtstück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Und zwar auf der Stelle.« Sein Lächeln wurde breiter. »Was dagegen?«
    Sie schüttelte den Kopf. Das Teufelchen in ihrem Ohr setzte sich in Position: stumm, aber hellwach.
    Â»Gut. Dann lassen Sie uns mit dem Nächstliegenden beginnen.« Eine kurze, effektvolle Pause folgte.
    Â»Was wollen Sie von mir?«, fragte Sofie. Ihre Knie fühlten sich plötzlich wie Watte an. Lag wahrscheinlich an dem Wein, der in ihrem Kopf summte. An den
    vielen Überstunden der letzten Zeit oder den unbequemen Pumps. Unauffällig äugte sie nach einer Sitzgelegenheit. »Und woher wissen Sie überhaupt, wer ich bin?«
    Â»Wollen? Alles!« Er lächelte schmelzend. »Und wer Sie sind? Genau das möchte ich ja herauskriegen. Jetzt schaut sie mich ganz entsetzt mit ihren atemberaubenden braunen Scheinwerfern an! Haben Sie wenigstens ordentlich Angst bekommen, Sofie?«
    Sie mochte, wie er ihren Namen sagte, und begann zu lachen. So ein Quatschkopf! Aber Charme hatte er, das musste sie ihm lassen. Und nicht zu knapp!
    Ganz selbstverständlich nahm er ihren Arm und führte sie nach nebenan. Konnte er Gedanken lesen? Sanft, aber zielstrebig peilte er die große, schwarze Ledercouch an. Beide setzten sich. Er roch ganz schwach nach einem Männerduft, dessen Name ihr entfallen war. Aber der Duft gefiel ihr. Und regte sie an. So sehr, dass sich alle Härchen an ihrem Körper erwartungsvoll aufstellten und das verflixte Ohrteufelchen anzüglich zu flüstern begann.
    Â»Pech gehabt! So schnell kriege ich keine Angst«, erwiderte sie. Nicht ganz wahr. Aber auch nicht ganz gelogen. »Wie heißen Sie überhaupt?«
    Â»Ich?« Als gehe auf einmal ein Schatten über sein Gesicht. Sein Lächeln kam erst nach einem Augenblick wieder zurück. Dann allerdings noch eine Spur umwerfender als zuvor. »Ich bin der Fabian. Und ich möchte im Augenblick nur eins: dich kennenlernen.«
    Â»Mich kennenlernen?« Sie lachte kehlig. »Weshalb?«
    Â»Genau.« Er schaute ihr tief in die Augen. »Weil ich möglicherweise mein Leben lang auf dich gewartet habe.«
    Â»Nett gelogen.« Plötzlich schien sogar die Musik leiser geworden zu sein. Sanfter Schwindel umfing sie. Sie sah nur noch sein Gesicht. Der Rest, das Zimmer, die anderen Menschen, alles verschwamm in weichem Nebel.
    Â»Ich lüge nicht, Sofie.«
    Ob er es wirklich ernst meinte?
    Gute Güte, wenn er es wirklich ernst meinte!
    Sie tanzten auf dem riesigen Balkon, eng umschlungen, bis die anderen Räume sich beinahe geleert hatten und die meisten Gäste nach Hause gegangen waren. Franca gähnte bereits seit einer Weile demonstrativ, ihr magerer Gatte Florian wirkte blasser und müder denn je. Sofie registrierte es nur aus den Augenwinkeln, um es schon im nächsten Moment sofort wieder zu vergessen. Im Augenblick war sie mit ganz anderen Wahrnehmungen beschäftigt.
    Ãœber ihnen glitzerten die Sterne, sie fühlte seinen heißen Atem an ihrem Hals, spürte seine Wärme. Sie flog. Träumte. Wusste nicht einmal, ob ihre Füße den Boden noch berührten. Der Mann, mit dem sie schon seit Stunden tanzte, bewegte sich leicht und beschwingt, als habe er sein Leben lang nichts anderes getan.
    Â»Du bist wunderschön«, flüsterte er und sah ihr dabei tief in die Augen. »Eine stolze, rote Zauberfee. Voller Wunder. Geheimnisse. Und Überraschungen. Was machst du, Sofie, wenn ich dich nicht mehr loslasse?«
    Â»Wie lieb von dir, das zu sagen«, murmelte sie zurück. Und vergrub ihr Gesicht an seinem Hals, damit er nicht sehen konnte, wie aufgeregt sie war. Das waren keine Schmetterlinge im Bauch, die sie spürte – das waren ganze Hubschraubergeschwader!
    Â»Ich spaße nicht, Sofie. Ich bin es leid, zu warten. Und du?«
    Sie sah ihn nur an.
    Â»Also, gehen wir?« Er trat ein paar Schritte zurück und reichte ihr seine Hand.
    Wie der Prinz im Märchen, dachte sie unwillkürlich, der Aschenputtel auf sein Schloss entführt. Sie gab ihm die ihre.
    Â»Wohin?«, flüsterte sie und unterdrückte mit einiger Mühe ein nervöses Kichern. Ihre Augen strahlten. Wie dunkle Sterne, hatte er zuvor gesagt. Sie glaubte es ihm sogar. Und selbst wenn es doch eine Lüge gewesen sein sollte – keine Lust, jetzt vernünftig zu sein! Oder an Hannes zu denken. Sie war jung. Sie war lebendig. Sie spürte die Verliebtheit und den Sommer von den

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