Das Prachtstück

erwärmen. »Der steckt voller verrückter Einfälle. Zum Beispiel, sich gemeinsam in einen Fotoautomaten zu quetschen und einfach drauflos zugrinsen …«
    In Erinnerung daran begann sie schon wieder zu kichern.
    Â»In einen Fotoautomaten?« Sofie sah auf einmal ganz alarmiert drein. »Wann?«
    Â»Heute morgen nach dem Frühstück. Du weißt schon, eines jener Monsterdinger, die Bilder schießen wie direkt aus dem Verbrecheralbum. Dafür sind unsere sogar ganz niedlich ausgefallen.«
    Â»Hast du sie hier? Ich meine, kann ich sie mal sehen?«
    Â»Leider nicht. Robert hat sie gleich eingesteckt. Ich werde ihn bitten, sie mitzubringen. Soll ich mal eben?« Linda hatte schon den Hörer in der Hand.
    Â»Moment!« Sofie fiel ihr in den Arm. »Warte noch!«
    Â»Was ist denn los mit dir? Du siehst ja aus, als hättest du soeben einen Geist gesehen. Ist dir schlecht?«
    Â»Das auch. Passiert mir ständig in letzter Zeit. Schwacher Magen oder etwas in der Art.« Sofie ächzte. »Aber das ist nicht alles. Hör mal, Fabian und ich haben auch Fotos machen lassen. In genauso einem Automaten. Kommt dir das nicht seltsam vor?«
    Â»Nein. Wieso sollte es?«
    Â»Allerdings nicht nach unserer ersten Nacht, da musste ich nämlich sofort heim. Ich konnte ja nicht ahnen, dass Hannes in der Klinik übernachten würde. Aber nach der zweiten. Weil Fabian so darauf gedrängt hat. Die Bilder habe ich übrigens bis zum heutigen Tag niemals wieder zu Gesicht bekommen, obwohl ich ihn mehrmals danach gefragt habe. Er hatte immer eine andere Ausrede parat.« Sie sah Linda mit ganz wilden Augen an. »Komischer Zufall, findest du nicht?«
    Â»Was willst du damit sagen?«
    Â»Wie sieht er aus, dein Robert? Welches Auto fährt er?«
    Â»Ein schwarzes Golf-Cabrio. Nicht gerade das neueste Modell. Und wie er aussieht? Sofie, das hab’ ich dir bestimmt schon Dutzende Male erzählt!«
    Â»Fabian hat einen roten Mustang. Und ein klappriges Fahrrad. Aber Autos lassen sich ja leicht wechseln. Das Aussehen weniger. Ich fang’ mal einfach an.« Sie begann herunterzuleiern: »Mitte Dreißig, groß, gebräunt, glatte schwarze, nie ganz penibel gekämmte Haare, blaue Augen, ordentlich Muskeln, natürlich genau an den richtigen Stellen, kein bisschen Bauch, lange, feingliedrige Hände, kleine, elegante Ohren, trägt keinen Schmuck, steht immer unter Zeitdruck …«
    Â»Genau! Siehst du, du kannst es schon auswendig!«
    Â»â€¦ mit einem kleinen Hau am Schneidezahn. Ist es der rechte?«
    Â»Kann sein. Weiß ich jetzt nicht so genau. Darauf habe ich noch nie so geachtet. Aber woher weißt du das?«
    Â»Weil Fabian auch einen hat. An ebendieser Stelle. Außerdem trifft die Beschreibung exakt auf ihn zu. In jedem einzelnen verdammten Punkt.«
    Â»Zufall, Sofie, sicherlich nichts als reiner Zufall. Weißt du, wie viele gutaussehende Männer mit blauen Augen und kleinen Macken es in dieser Stadt gibt? Vermutlich Tausende! Und wir beide sind eben zwei solchen Exemplaren begegnet.«
    Â»Zufall, sagst du? Und der Tick, sich mit der Neueroberung gleich im Automaten ablichten zu lassen? Sozusagen nach vollbrachter Tat? Vielleicht macht er das immer. Bei jeder, die er rumgekriegt hat. Als moderne Abart der Jagdtrophäe, verstehst du? Der Macho und sein erlegtes weibliches Wild. Festgehalten für die Ewigkeit.«
    Sofie hatte damit begonnen, wie ein gefangener Tiger im Zimmer auf und ab zu gehen. Plötzlich blieb sie abrupt stehen.
    Â»Der fehlerhafte Zahn – natürlich! Wie konnte ich nur so blind sein! Deshalb geht er zum Zahnarzt. Jetzt, wo es auf einmal eng für ihn wird. Um in Zukunft noch unauffälliger operieren zu können.«
    Â»Ich kapiere überhaupt nichts mehr.« Linda war ebenfalls aufgesprungen. »In was steigerst du dich da eigentlich hinein? Meinst du nicht, du übertreibst maßlos?«
    Â»Das wäre ja wirklich ungeheuerlich!« Sofie schien sie gar nicht zu hören. »Wenn das wahr ist – so etwas habe ich ja noch nie erlebt! Mein ganzes Leben nicht!«
    Â»Halt mal, ganz langsam! Willst du etwa damit behaupten, dass mein Robert Häusler identisch mit deinem Fabian Wunder sein könnte? Ist ja lachhaft!« Aber Linda sah ganz ernst dabei aus. Und ziemlich erschrocken dazu. »Das ist vollkommen unmöglich!«
    Â»Auf jeden Fall werden wir