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Das Prachtstück

Das Prachtstück

Titel: Das Prachtstück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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dir lieber gar nichts von meinem Liebesleben erzählen sollen. Wenn dich ein paar lächerliche Verwicklungen gleich so auf die Palme bringen.«
    Jetzt blitzten auch Lindas grüne Augen. »Mach doch, was du willst!«
    Â»Das werd’ ich auch, kannst dich drauf verlassen! Ich habe weder jetzt noch in Zukunft vor, dich um schriftliche Einwilligung zu bitten, wenn ich mit einem Mann ins Bett gehen möchte.«
    Â»Das brauchst du auch nicht. Trotzdem finde ich es äußerst seltsam, dass du ausgerechnet heute Morgen mit dieser komischen Geschichte ankommst. Beinahe, als würdest du mir mein Glück in Wahrheit gar nicht gönnen. Genügen dir deine beiden Liebhaber denn nicht? Bist du vielleicht auch noch auf meinen scharf?« Sie machte eine kleine Pause. »Oder bringst du diese Sachen nur an, weil du mir weh tun willst?«
    Sofie griff nach ihrer Tasche. »Diesen Quatsch muss ich mir nicht länger mitanhören. Komm zur Vernunft, Linda, und krieg dich wieder ein, dann reden wir weiter! Allerdings finde ich es ganz schön traurig, weißt du das? Da muss nur ein Kerl kommen und dir etwas vorgaukeln, und schon bist du bereit, ihm blindlings zu vertrauen und mit mir Zoff anzuzetteln. Verstehst du das vielleicht unter Freundschaft? Unter weiblicher Solidarität?«
    Â»Ich wäre dir jetzt dankbar, wenn du tatsächlich gehen würdest«, entgegnete Linda steif. »Ich möchte mit meinem Kind allein sein.«
    Das Geräusch kleiner nackter Füße auf Holz. Feli stand mit ihrem Teddybär auf der Schwelle. Nudel stürzte sich sofort auf sie, sprang an ihr hoch und benützte ihre Verwirrung, um ihr schnell ein paar Mal über das Gesicht zu lecken.
    Â»Wieso schreit ihr so?«, fragte sie verschlafen. »Habt ihr euch gestritten?«
    Â»Nein«, sagte Linda schnell.
    Â»Aber ja!«, brüllte Sofie. »Und wie! Viel Spaß noch allein mit deinem Kind!« Krachend warf sie die Wohnungstür hinter sich ins Schloss.

13
    Lumpi Wagner war der erste und einzige, dem sie davon erzählte. Zu ihrem Erstaunen hörte er aufmerksam zu und unterbrach sie nicht schon nach den ersten Sätzen mit wohlgemeinten Ratschlägen, wie es sonst manchmal seine Art war.
    Â»Liebst du ihn?«, fragte er, als Sofie geendet hatte. »Ist es das, weshalb du unbedingt Gewissheit haben willst?« Seine Direktheit verwirrte sie. Sie lehnte sich in die weichen Polster des indischen Restaurants zurück, in das er sie eingeladen hatte. Der erste Abend seit langem, den sie endlich wieder einmal zusammen verbrachten. Er hatte ihr gefehlt, wie sehr, das merkte sie erst jetzt. Aber in den vergangenen Wochen war sie viel zu beschäftigt mit ihrer aufregenden Affäre gewesen. Und mit ihrer neuen Freundin, die sie jetzt auf einmal nicht mehr sehen wollte und weggeschickt hatte.
    Â»Ich weiß nicht«, sagte sie unschlüssig. Wie weit konnte sie gehen, um ihr Gegenüber nicht gleich wieder zu verletzen?
    Lumpi schien Gedanken lesen zu können. »Weichst du meinetwegen aus? Musst du nicht, Sofie! Ich komm’ mit unserem platonischen Brüderchen-Schwesterchen-Verhältnis inzwischen ganz gut zurecht. Wenigstens meistens. Man lernt eben dazu. Wenngleich manchmal eher notgedrungen.«
    Â»Ja«, sagte sie. »Du hast sicherlich recht. Und ich bin manchmal ganz schön vernagelt. Wir beide sind echte Freunde. Das Beste, Lumpi, was nach der Liebe kommen kann.« Auf einmal wurde sie sich immer sicherer. »Ob ich Fabian liebe, willst du wissen. Wenn ich intensiver darüber nachdenke, lautet die Antwort eher nein. Er hat mich ungeheuer fasziniert und angezogen. Ich habe ihn begehrt. Und war gern seine Geliebte. Aber es gab auch viele Dinge an ihm, die mich richtig störten. Mit ihm leben zum Beispiel? Ausgeschlossen!«
    Â»Hast du gemerkt, dass du die Vergangenheitsform benutzt hast?«
    Â»Ja. Habe ich. All das kommt mir plötzlich ziemlich weit weg vor. Komisch, nicht? Vor ein paar Tagen wäre ich bei diesem Gedanken noch halb gestorben. Aber inzwischen macht er mich nicht einmal besonders unruhig.« »Und Hannes?«
    Sie zuckte die Schultern. »Der schlimmste Feind der Liebe ist vermutlich die Gleichgültigkeit«, sagte sie schließlich. »Jedenfalls nach meinem Dafürhalten. Das Gefährliche daran ist, dass sie so schleichend einsetzt. Fast unmerklich. Und auf einmal ist sie da. Wenn du beim gründlichen Durchsuchen

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