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Das Prachtstück

Das Prachtstück

Titel: Das Prachtstück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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uns Gewissheit verschaffen – darauf kannst du Gift nehmen!«
    Sofie begann zu wählen. Sie lauschte kurz in den Hörer. »Natürlich nicht zu erreichen«, sagte sie. »Dachte ich mir schon. Kluges Kerlchen. Schaltet einfach sein Handy aus, wann und wo es ihm passt. Taucht unter und macht sich dadurch noch interessanter. Ein Hoch auf die Segnungen moderner Technik! Mit einem normalen Anschluss hätte er da weitaus weniger Glück. Hat er dir auch diese Nummer gegeben?«
    Sie sagte die Zahlen halblaut auf. Man hätte sie nachts aus dem Tiefschlaf reißen können, und sie hätte sie auf Anhieb parat gehabt.
    Linda zog einen zerknitterten Zettel aus ihrer Geldbörse. Allerdings hielt sie ihn so vorsichtig in der Hand wie eine Reliquie. »Nein, Roberts Nummer ist ganz anders«, sagte sie und fühlte sich dabei ungeheuer erleichtert. »Siehst du, Sofie, ich bin ganz sicher, du hast dich geirrt. Ich geb’ ja zu, ein paar Dinge sind vielleicht auf den ersten Blick ein bisschen verwirrend, aber …«
    Â»Jetzt deine Nummer! Die, die er bei dir rausgerückt hat. Und bitte wählen!«
    Linda wählte.
    Â»Auch keine Verbindung im Moment.« Sie wirkte fast fröhlich. »Ich könnte mir vorstellen, dass er sich gerade hingelegt hat und nicht gestört werden möchte. Na ja, wäre ja kein Wunder nach dieser Nacht. Ich bin ebenfalls nicht gerade topfit.«
    Sofies Nase war krausgezogen. Die Sommersprossen schienen dunkler als sonst. »Weißt du eigentlich, wo er wohnt? Dein Robert, meine ich natürlich.«
    Linda schüttelte den Kopf. »Er hat von einem kleinen Appartement gesprochen, ziemlich einfach, fast schon karg, wenn ich ihn richtig verstanden habe. Klang nicht gerade berückend. Viel hat er nicht darüber gesagt. Beinahe, als ob er sich ein bisschen schämen würde.«
    Â»Was wiederum als Puzzleteil ausgezeichnet ins Bild passt. Kann gut sein, dass er so schäbig haust. Und sich genau deshalb etwas einfallen lassen musste. Nicht allzu schwer für einen Makler, was meinst du? Fabian hat mich von Anfang an immer in umwerfende Wohnungen oder Häuser geschleppt, die allerdings niemals ihm selber gehörten. Hat natürlich gedauert, bis ich dahintergekommen bin, aber dann fand’ ich es sogar ganz aufregend. So eine Art Zusatzkick, du weißt schon, wenngleich auch leicht enervierend. Man konnte ja niemals wissen, was im nächsten Moment geschehen würde. Ob der tatsächliche Besitzer herein schließt oder nicht doch vielleicht die Polizei …«
    Plötzlich hielt sie inne. Linda stand am Fenster und starrte hinaus. Mit hochgezogenen Schultern.
    Â»He, was ist denn auf einmal?« wollte Sofie wissen.
    Â»Nichts.«
    Â»Wie ›nichts‹?«
    Â»Nichts!«
    Â»Das glaube, wer will. Ich kenne dich genau, Linda. Du hast doch was! Raus damit. Was ist es?«
    Â»Könnte es sein, dass du auf einmal eifersüchtig bist?« Ihre Stimme klang dumpf, aber Linda redete tapfer weiter. »Ich meine, ärgert es dich vielleicht, dass ich jetzt auch mit einem Mann zusammen bin …«
    Â»Was soll dieser Blödsinn? Meinst du, ich bearbeite dich erst wochenlang, damit du endlich wieder in die Gänge kommst, um dir dann eine Szene hinzulegen, sobald du tatsächlich bei deinem Schwarm gelandet bist?«
    Â»Wie du schon redest! Als ob es sich um einen Sport handeln würde.«
    Â»Wieso? Das hat dich doch bisher auch nicht gestört.«
    Â»Heute tut es das aber«, gab Linda scharf zurück. »Du solltest dich nur mal selber hören! Nur zu deiner Information: Ich bin nicht bei Robert ›gelandet‹, sondern in ihn verliebt. So wie er übrigens auch in mich. Und deshalb haben wir miteinander geschlafen. Das ist etwas vollkommen anderes. Mag sein, dass für dich da kein Unterschied besteht, für mich aber sehr wohl. An flüchtigen Abenteuern bin ich nämlich nicht interessiert. Auch wenn ich alleinstehend bin und nicht einmal jemanden dabei belügen und betrügen müsste.«
    Â»Sieh mal einer an, was jetzt auf einmal alles rauskommt! Jetzt spielt sie auch noch die Empfindliche! Und Madame Übermoral dazu. Okay, okay, mein Wertesystem funktioniert vielleicht etwas anders als deines. Aber das heißt noch lange nicht, dass ich keines besitze.« Sofies Wangen hatten sich dunkler gefärbt. Sie kam langsam in Fahrt. »Vielleicht hätte ich

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