Das Prachtstück
Viktualienmarkt so richtig kräftig zu frühstücken. Linda, die schon von dieser Münchner Institution für Nachtschwärmer und Frühaufsteher gehört hatte, war sofort einverstanden.
Dort tranken sie tassenweise Milchkaffee und aÃen die Spezialität des Hauses, das noch warme, süÃe Schmalzgebäck, das ganz frisch war und so fettig, dass ihnen die Finger trieften. Um sie herum saÃen Taxifahrer, StraÃenarbeiter und Marktfrauen, die die frühe Pause benutzten, um sich eine kleine Stärkung zu gönnen.
Trotz ihres Ãbermuts und all der inneren Glückseligkeit spürte Linda, wie sie langsam unruhig wurde. Immerhin die erste Nacht hier in München, die sie von Feli getrennt verbracht hatte.
»Lass uns dann allmählich aufbrechen, ja?«, bat sie. »Ich muss heim, zu meiner Kleinen.«
»Gleich«, erwiderte Robert. »Einen Moment noch!«
Im Vorbeigehen schleuste er sie in einen Fotoautomaten und bestand trotz Lindas Protest darauf, gemeinsame Bilder von ihnen aufzunehmen. »Damit wir diese Nacht niemals vergessen.«
»Brauchst du dazu etwa Fotos?«, zog sie ihn liebevoll auf. »Also so einer bist du!«
»Ach, lass mir doch die kleine Spinnerei!«
Wange an Wange schauten sie in die Kamera und umarmten sich, bis der Viererstreifen endlich aus dem Trockner rutschte. Beide waren erstaunlich gut getroffen. Ein hübsches Paar, Aki hatte ganz recht gehabt. Robert sah mit seinem dunklen Bartschatten und dem weiÃen Hemd mehr denn je wie ein Pirat aus; Linda hatte müde Augen, aber ein strahlendes Lächeln. Das rote Seidenkleid unterstrich den Ton ihrer Haut.
Er brachte sie mit seinem Golf bis vor die Haustür. Küsste sie leidenschaftlich zum Abschied. Dann fuhr er so schnell davon, dass sie ganz vergaÃ, ihn zu fragen, ob sie nicht auch eines der kleinen Bilder als Andenken bekommen konnte.
12
Trotz ihrer Ãbermüdung und des ungewohnt üppigen Frühstücks im Magen, nahm Linda die Treppen im Laufschritt. Sie brauchte nicht lange nach dem Schlüssel zu kramen. Kaum stand sie vor der Wohnungstür, wurde diese auch schon schwungvoll aufgerissen. Im nächsten Moment begrüÃte Nudel sie, so feucht und stürmisch, als käme sie von einer monatelangen Reise zurück.
»Du nasses, freundliches Untier!« Sie streichelte ihn gerührt. »Hast dich hoffentlich mustergültig aufgeführt!«
»Sag nichts!«, befahl Sofie und studierte eingehend Lindas Gesicht. »Ich weià bereits alles. Du leuchtest ja von innen! Es war also wunderbar? Umwerfend? Geradezu kosmisch?«
»So ungefähr.« Linda lächelte strahlend. »Kaum zu beschreiben!«
»Ausgezeichnet! Wie ich dir prophezeit habe. Und ihr habt wirklich â¦Â« Sofie zog die Brauen hoch und machte eine vielsagende Grimasse. »Ich meine, du hast nicht vielleicht doch noch im letzten Moment die Notbremse gezogen?«
»Nein. Stell dir vor, habe ich nicht. Ganz im Gegenteil Gegen mich hätte selbst eine vom Kaliber Mata Haris blass ausgesehen â ich war die Verführung per se. Da staunst du, was?« Linda nahm übertrieben Haltung an. »Melde gehorsamst: Befehl ordnungsgemäà ausgeführt. Du solltest dich übrigens mit meiner Mutter zusammentun. Gemeinsam wäret ihr in eurer liebevollen Penetranz unschlagbar.« Sie lieà sich auf das Sofa sinken. »Ach, Sofie, ich könnte vor lauter Glück auf der Stelle sterben! Robert ist zärtlich und klug und liebevoll ⦠und ein wunderschöner Mann noch dazu! Aber zum Glück kein bisschen arrogant. Fast schüchtern, wenn man ihn näher kennenlernt. Obwohl, dann auch wieder sehr frech und keck ⦠ganz schön frivol â¦Â«
Sie nahm die Freundin bei der Hand. »Danke, dass du mich alten Feigling so unter Druck gesetzt hast. Ohne dich und Babette hätte ich vielleicht niemals den Mut gehabt, diesen Schritt zu tun. Ich glaube, er war ganz erstaunt über mich. Hätte er mir wahrscheinlich gar nicht zugetraut.«
»Ach, was! Du hast einfach nur einen kleinen Stoà gebraucht, das war alles, und schon kam ins Rollen, was längst überfällig war. Und das Fest? Rauschend?«
Linda nickte. »Ein voller Erfolg. Ich denke, Bruno und Aki können hochzufrieden sein. Die Ausstattung, das Buffet, die Stimmung â alle waren überwältigt.«
»Die beiden sind vor nicht einmal zwei
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