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Das Prachtstück

Das Prachtstück

Titel: Das Prachtstück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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geöffnet und stand mit ihr ein wenig unschlüssig im Raum.
    Â»Hast du keine Lust, ein bisschen näher zu kommen?« Er folgte, beinahe schüchtern.
    Â»Mir ist richtig unheimlich zumute«, sagte er. »Ich erkenne dich gar nicht wieder, Linda!«
    Linda lächelte zurück. »Nein? Wieso soll es dir anders ergehen als mir selbst?«
    Sie tranken. Dann nahm sie ihm sanft das Glas aus der Hand. Sie streichelte sein Gesicht. Küsste seine linke Wange, dann die rechte. Schließlich seinen Mund. Er war voll und weich, und als Robert ihre Lippen teilte und den Kuss erwiderte, wusste sie, dass sie sich nicht getäuscht hatte.
    Â»Weißt du, warum wir hier sind?«, flüsterte sie. »Hast du eine Ahnung?«
    Â»Ich kann es mir denken«, sagte Robert leise. Seine Küsse waren drängender geworden, aber sie hielt ihn zurück. »Weil du mit mir allein sein willst. Und ungestört.«
    Â»Ja, auch. Aber das ist es nicht nur.« Sie lächelte abermals. »Wir sind hier, weil ich dir etwas beweisen wollte. Und mir erst recht. Mut. Initiative, was weiß ich, was alles noch. Ich bin nämlich kein braves, wohlerzogenes Neutrum. Ebenso wenig die bis zum Ende aller Tage trauernde Witwe, obwohl ich mich lange genug hinter diesem schützenden Bild verschanzt habe. Und auch nicht nur Felis Mutter. Jedenfalls nicht ausschließlich. Sondern ich bin eine lebendige Frau mit einer Menge widersprüchlichster Gefühle. Eine Frau, die, um die Wahrheit zu sagen, ziemlich in dich verliebt ist.«
    Jetzt war es heraus. Und sie fühlte sich um vieles erleichtert.
    Â»Das trifft sich aber günstig.« Seine Hände waren in ihrem Haar, auf ihrem Rücken, ihren Brüsten. Ganz kurz überfiel sie noch einmal Angst vor dem eigenen Mut, der sie ganz neue Wege geführt hatte, dann aber überwog das Gefühl, dass alles in Ordnung war. »Ich bin nämlich auch in dich verliebt. Allerdings dachte ich, ich würde niemals eine Chance bei dir haben. Nie im Leben! So einer wie ich doch nicht …«
    Sie verschloss seinen Mund mit einem Kuss. Ihr Kleid war hochgerutscht. Sie liebte es, wie er ihre Beine streichelte. Wie seine Hände sich zärtlich höher wagten, zu ihren Schenkeln, ihrem Schoß. Sein Atem ging schneller. Ihrer auch. Sie musste es ihm trotzdem sagen. Wann, wenn nicht jetzt?
    Â»Robert, hör mal, da ist noch etwas, was du wissen solltest …« Sie stockte. Und redete ganz leise weiter. »Ist mir ein bisschen unangenehm, aber ich sage es dir trotzdem. Ich war seit Ewigkeiten mit keinem Mann mehr zusammen, über fünf Jahre …« Sie lachte verlegen. »Hoffentlich habe ich inzwischen nicht alles verlernt.«
    Sie wartete gespannt. Hatte sie jetzt alles verdorben?
    Â»Halte ich schlechterdings für ausgeschlossen, Liebes«, murmelte er. Seine Liebkosungen wurden kühner. »Mach dir also bitte keine Sorgen!«
    Â»Und wieso nicht?«
    Â»Walzertanzen, Radfahren und Schwimmen verlernt man schließlich auch nicht. Ich wette, du bist ungeheuer begabt. Ein echtes Naturtalent.«
    Der lange Reißverschluss glitt geschmeidig nach unten; darunter trug sie nur ein rotes Spitzenhöschen. Sie hörte, wie er die Luft einsog, als er sie so sah. Und genoss es. Dann setzte sie sich auf und half ihm, seine Kleidung abzustreifen. Als sie endlich Haut an Haut lagen, sich küssten, sich spürten, kosten und dabei waren, sich ganz aufeinander einzustimmen, hielt Linda noch einmal inne.
    Â»Was ist los, mein Herz?«, wollte er wissen. »Was hast du?«
    Â»Die Kette«, sagte sie und löste den goldenen Verschluss. »Es ist nur die Kette.«
    Sie lagen dicht beieinander, nachdem sie sich geliebt hatten, redeten, streichelten sich, sagten all die tausend kleinen, wichtigen Dummheiten, die zu solchen Nächten gehören. Linda fühlte, wie ihr Körper vibrierte, wie all ihre Sinne erwacht waren. Irgendwann gingen sie zusammen nach nebenan, legten sich in die Badewanne, alberten erst herum und begannen inmitten hellblauer Schaumblasen erneut ihr aufregendes, erregendes Liebesspiel.
    Als der Morgen kam, waren sie erschöpft und glücklich. Und schliefen tatsächlich noch ein Weilchen ein, eng aneinander geschmiegt. Beide waren hungrig, als sie wieder erwachten. Es war noch immer früh, und Robert schlug spontan vor, zurück in die Stadt zu fahren und im Café Schmalznudel direkt am

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