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Das Prinzip Terz

Das Prinzip Terz

Titel: Das Prinzip Terz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Rafelsberger
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Ramscheidt nutzte die Gelegenheit und legte seine freie Hand tröstend auf Elenas. Ungeniert. In Terz’ Gegenwart. »Ist das nicht ein furchtbares Gefühl?«
    Unter dem Vorwand, nach ihrer Serviette greifen zu müssen, befreite Elena ihre Hand so graziös wie zuvor.
    Terz erklärte kühl: »Nachbar ist übertrieben. Er wohnte im Haus gegenüber.«
    »Kannten Sie ihn?«
    »Nein.«
    Und Elena fügte hinzu: »Mir ist er nie aufgefallen.«
    »Söberg wird sich auch nicht freuen«, bedauerte Ramscheidt mit vollem Mund, und Terz erinnerte sich, dass er ihn durch den Assistenten des Bürgermeisters kennen gelernt hatte.
    »Niemand freut sich über vier Tote«, erwiderte Elena.
    Um nichts sagen zu müssen, trank Terz einen Schluck Wein. Der Riesling hatte einen angenehm grasigen Abgang.
    »Weiß man denn schon mehr, wie die Morde zusammenhängen?«
    »Sei doch nicht so neugierig, Lukas«, sagte Elena. Lukas. Sie ermahnte Ramscheidt, als wäre sie dessen Frau.
    »Lass ihn ruhig. Nein, man weiß nichts.«
    »Aber es war immer derselbe Mörder, stand in der Zeitung«, sagte Ramscheidt und spuckte Tintenfischfetzchen über den Tisch. Im Gegensatz zu seiner Kleidung ließen Ramscheidts Essmanieren wirklich zu wünschen übrig.
    »Es sieht ganz so aus.«
    Der Kellner schenkte Wein nach und räumte die leeren Teller ab.
    »Sie meinen, es könnten auch Verschiedene gewesen sein? Aber bis heute wusste niemand, wie die vier Opfer starben. Außer dem Mörder. Und der Polizei natürlich.«
    Ramscheidt grinste ihn an, oder bildete Terz sich das nur ein? Gleich darauf wandte der andere sich Elena zu und lächelte einfach bloß schleimig.
    Die Elbe schlug lauter als sonst gegen den Beton unter der Terrasse, ein Raddampfer tuckerte vorbei, die Möwen übertönten ihn noch, was hatte Ramscheidt gesagt?
    Seit Biels Tod bildete Terz sich ein, intensiver zu hören, zu sehen, ja sogar zu schmecken. Als hätte er plötzlich hundertmal so viele Nerven an allen Eingangstoren der Welt zu seinem Körper, ob Haut, Augen, Zunge oder Ohr, die eine Flut widersprüchlicher Signale in sein Inneres feuerten. Manchmal wenigstens schien es ihm so. In solchen Augenblicken drohte er Worte, Gesten, Taten überzuinterpretieren. Es kostete ihn Kraft, sich davon nicht verunsichern zu lassen. Aber Kraft brauchte er jetzt. Er durfte die Kontrolle nicht verlieren.
    »Wir gehen davon aus, dass es derselbe Täter war«, erklärte Terz.
    »Aber wenn es ein anderer wäre, das wäre doch der perfekte Mord«, erwiderte Ramscheidt.
    »Wenn man im Zusammenhang mit Mord von perfekt sprechen darf«, wandte Elena ein.
    »Natürlich, natürlich«, beeilte sich Ramscheidt zuzustimmen und beträufelte ein Stück Brot mit Olivenöl. »Aber man stelle sich vor, es gibt eine Mordserie. Und weil man gerade jemanden aus dem Weg haben will, ermordet man ihn auf dieselbe Weise, wie die anderen Opfer umgebracht wurden. Und alle denken, es war wieder der gleiche Täter.«
    »So einfach ist das nicht.« Elena nahm sich der Sache an. »Es gibt ja noch jede Menge anderer Spuren zu berücksichtigen als nur die Todesart.«
    Der Kellner brachte die Hauptspeisen, und Terz fragte sich, ob er sich freuen sollte, dass die Dimensionen seines Filets seinen Magen sicher nicht überfordern würden, oder ärgern, dass sie den Preis nicht rechtfertigten.
    »Die Detailergebnisse der Spurensucher finden nur selten ihren Weg in die Medien«, erklärte er, während er das Stück Fleisch anschnitt, aus dem roter Saft mit kleinen Fettaugen floss. »So einfach ist das Nachmachen also wirklich nicht.«
    »Sie haben Recht. Außerdem braucht man für einen Mord ja auch ein Motiv.«
    »Nicht unbedingt«, warf Elena ein. »Ich erinnere mich an einen Fall in Italien, der für große Aufregung sorgte. In Deutschland haben sie sogar einen ›Tatort‹ danach gemacht. Zwei Assistenten einer römischen Uni unterhielten sich, so wie wir jetzt, über das perfekte Verbrechen. Ihr Ansatz war, dass, wenn es kein Motiv für den Mord gibt, man auch nie einen Täter finden könnte. Zum Beweis, dass es möglich ist, erschossen sie aus dem Hinterhalt wahllos eine beliebige Studentin, die gerade über den Campus spazierte. Die Polizei ermittelte, stellte das Leben der Toten auf den Kopf, befragte jeden, den sie nur irgendwann einmal getroffen hatte, und fand tatsächlich nichts. Keine Feinde, keine abgewiesenen Liebhaber, kein Motiv. Nichts.«
    »Wie kam sie dann doch noch auf die Täter?«, wollte Ramscheidt wissen, der seinen

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