Das Prinzip Terz
Runde begleitete. Das Wasser rann ihm in die Augen, deshalb las er die Schlagzeilen der Morgenzeitung erst im Lift.
Das Foto beherrschte die Titelseite. Links stand Sandel, rechts Terz, händeschüttelnd, im Hintergrund der Buchladen.
»Die Feuerleiche und der Kommissar.«
Ein dicker Tropfen von Terz’ Haaren fiel auf das Bild.
Mit klopfendem Herzen überflog er den Artikel.
Auf Seite zwei kam es noch schlimmer. Der Kameramann hatte nach Terz’ Händeschütteln bei der Autogrammstunde nicht aufgehört zu filmen. Ein Bild zeigte Sandel, in seinem Mantel unschwer wieder zu erkennen, wie er neben Terz den Laden verließ.
»Was hatten der Kommissar und das spätere Mordopfer zu besprechen?«
Und dann steigerte sich der Text zu Terz’ Entsetzen noch:
»So erhielt jeder, der kein Autogramm des Kommissars mehr bekommen hatte, dieser Tage ein Foto. Alle, bis auf Gernot Sandel. Wo blieb dessen Bild?«
Der Knaller kam am Ende des Artikels.
»Wie Recherchen ergaben, bot Gernot Sandel verschiedenen Verlagen vor Jahren ein Manuskript mit dem Titel »Sicher Sein« an – lange vor dem Erscheinen von Konrad Terz’ neuem Buch!«
Die Anspielung war eindeutig. Verfasser war wieder Fodl. Diesmal hatte er vorher nicht einmal angerufen.
Woher hatten sie die Aufnahmen? Und die Informationen über das Manuskript?
Auf der rechten Seite stellte ein Kasten noch einmal Sandel vor. Er enthielt die Informationen aus der Pressemeldung der Polizei. Sandels Passbild, ein paar Lebensdaten, Angaben zur Identifizierungsmethode, ein Zahnarzt hatte sein Gebiss erkannt, Hinweise auf eine Verbindung zu Ansgar Biel – und dass beide (auch) Männer liebten.
Die letzte Information war falsch. Terz hatte sie ganz bewusst Söberg gegeben.
Er stürmte in die Wohnung, wo ihm Elena mit müden Augen entgegenkam.
» Porca miseria! Hier ist seit einer halben Stunde die Hölle los. Die Reporter. Das Telefon steht nicht still. Was ist jetzt wieder los?«
Es hatte keinen Sinn, die Geschichte vor ihr zu verbergen.
»Hier. Lies. Jemand will mich fertig machen. Ich gehe schnell duschen.«
Unter den beruhigenden Wasserstrahlen sammelte Terz seine Gedanken.
War Söberg der Informant? Die Falschmeldung über Biels und Sandels Sexleben legten es nahe. Hätte Söberg mit jemand anderem aus dem Ermittlungsteam darüber gesprochen, wäre der Schwindel aufgeflogen.
Mit nassen Haaren und im Bademantel kehrte er ins Wohnzimmer zurück. Elena saß über der Zeitung und las konzentriert. Terz wählte auf seinem Handy, und die Pressedame des Illau-Verlags meldete sich mit verschlafener Stimme. Er nahm darauf keine Rücksicht. Nach einem knappen Gruß erzählte er ihr von den Schlagzeilen.
Nun klang ihre Stimme alarmiert.
»Ja, ich habe den Mann auf den Bildern erkannt. Ich versuchte doch gestern, Sie zu erreichen, auch im Büro, dann habe ich auf Ihre Mailbox gesprochen. Bei der Polizei geriet ich an einen Ihrer Kollegen. Er wollte das Bild.«
Terz erinnerte sich. Sie hatte ihn gebeten, zurückzurufen. Er hatte es für nicht so dringend gehalten und auf die nächsten Tage verschoben.
»Ich forderte von der TV -Produktionsfirma noch einen Abzug an. Danach habe ich allerdings nichts mehr gehört. Weder von Ihnen noch von den Filmmenschen.«
Während des Gesprächs hatte die Türglocke geläutet. Elena war zur Gegensprechanlage gegangen. Nun kam sie zurück.
»Unten ist der erste Journalist.«
»Der muss warten«, erklärte Terz. »Es wird nicht der letzte sein. Am besten schaltest du die Klingel vorerst aus.«
Als Nächstes rief Terz den Chef der TV -Produktionsfirma an. Er war schon wach und klang nervös.
»Auf dem Handy habe ich Sie nicht erwischt. Als ich es bei der Polizei versuchte, verband man mich mit einem Ihrer Mitarbeiter. Semmlinger oder so ähnlich. Der wollte das Bild. Ich habe es geschickt. Er wollte auch das übrige Filmmaterial.«
»Das wollte die Zeitung auch. Und hat es bekommen. Da haben Sie wohl ein wenig nebenher verdient«, ätzte Terz.
»Schön wär’s! Das Geld hat sich jetzt ein anderer geschnappt.«
Terz kappte die Verbindung.
»Eine feine Geschichte«, stellte Elena fest. »Kanntest du den Mann?«
»Er war bei dieser Autogrammstunde. Ich glaube, er wollte mir ein Manuskript aufdrängen.«
»Ein perfider Artikel. Man kann alles Mögliche hineininterpretieren. Sogar, dass du etwas mit dem Fall zu tun haben könntest.«
»Das bringt Auflage.«
»Kein Wunder, dass ich die Klingel abstellen musste. Was hast du jetzt
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