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Das Prinzip Uli Hoeneß

Das Prinzip Uli Hoeneß

Titel: Das Prinzip Uli Hoeneß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Bausenwein
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unüberwindbaren Sepp Maier am Torerfolg gehindert wurden. Dann die 53. Minute: Elfmeter für Deutschland. Uli Hoeneß trat an. »Den Augenblick werde ich wohl nicht mehr aus meiner Erinnerung streichen können«, war er hinterher untröstlich. »Den Augenblick, als ich gegen Polen Anlauf zum Elfmeter nahm. Und dann, als mir der Schuss verunglückte, ein Schuss, bei dem Torhüter Tomaszewski auch keine Probleme gehabt hätte, wenn er statt seiner Arme eine Mütze zu Hilfe genommen hätte.« Der gescheiterte Elfmeterschütze war am Boden zerstört, wurde aber von den anderen gleich wieder aufgemuntert. Beckenbauer lief herbei und rief: »Uli, das macht nichts, das kann jedem von uns passieren. Jetzt erst recht, reiß dich zusammen!« Und Uli riss sich zusammen. »Wie auf Kommando rannte ich los, ich gab mich aus bis zur Erschöpfung. Für die gesamte Mannschaft war mein Versager eine Art Fanal, keineswegs lähmte er uns. Gegenspieler Maszczyk schimpfte einige Sätze auf Polnisch, als ich ihm einmal den Ellbogen in den Leib stieß. Mir war alles egal, ich wollte meinen Fehler wieder gutmachen.« In der 76. Minute beendete schließlich Gerd Müller mit seinem Tor zum entscheidenden 1:0 den Nervenkitzel.
    Auf dem höchsten Fußballgipfel
    Am 7. Juli 1974 wartete im Münchner Olympiastadion ein schier unüberwindbar scheinender Gegner auf die Elf des DFB. Während des Turniers waren die Holländer um den genialen Spielmacher Johan Cruyff beinahe zu Fußballgöttern aufgestiegen. Außer bei einem 0:0 gegen Schweden hatten sie bei allen Auftritten geglänzt und mit ihrem »totalen Fußball«, bei dem jeder Spieler auf jeder Position auftauchen konnte, sämtliche Gegner in Grund und Boden gespielt. Die Deutschen waren nicht viel mehr als ein bemitleideter Außenseiter, zumal die Bayern – also der Kern der Nationalmannschaft – im Europapokalspiel des Vorjahrs gegen Cruyffs Ajax Amsterdam mit 0:4 untergegangen waren: Kurz, so Hoeneß, »wir galten als Mannschaft, für die Holland einfach eine Nummer zu groß sein musste«.
    Der Bayern-Stürmer selbst hatte noch dazu das Problem, dass er sich mit einer fiebrigen Erkältung herumschlagen musste. In der Befürchtung, nicht aufgestellt zu werden, hielt er sein Handicap geheim und besorgte sich unter der Hand Medikamente zur Selbstbehandlung. Vielleicht hatte es ein wenig mit seiner mangelnden Fitness zu tun, dass er etwas unkonzentriert war und gleich in der ersten Minute des Spiels mit einer unglücklichen Aktion ins Zentrum des Geschehens rückte. Nach ein paar kurzen Ballstafetten der Holländer trat Johan Cruyff zu einem Solo an, kam an seinem Bewacher Berti Vogts vorbei, strebte der Strafraumgrenze zu – und fiel über das ausgestrecke Bein von Uli Hoeneß. »Ich könnte es beschwören«, meinte der: »Der ›Tatort‹ war nicht im Strafraum. Schwarzenbeck, der Taylors Pfiff gehört hatte, und Franz Beckenbauer riefen fast im Chor: ›Mauer machen.‹ Sie glaubten ebenso wie ich, der Pfiff konnte nur einen Freistoß bedeuten. Doch als ich Herrn Taylor mit ausgestrecktem Arm Richtung Elfmeterpunkt marschieren sah, war ich vor Schreck fast erstarrt. Das durfte und konnte doch nicht wahr sein! Es war leider wahr! Erst als Neeskens Name als Torschütze oben auf der elektronischen Anzeigetafel erschien, wurde ich wieder wach: Im WM-Finale nach 60 Sekunden mit 0:1 im Rückstand! Ohne dass einer von uns den Ball berührt hatte. Waren die Holländer wirklich solche Teufelskerle?«
    Die Deutschen fanden mit ihrer altbewährten Tugend, der Kampfkraft, allmählich immer besser ins Spiel. Berti Vogts legte Johan Cruyff an die Leine, und Paul Breitner verkürzte nach einem ebenfalls fragwürdigen Elfmeter, verursacht durch einen Hauch von Foul an Bernd Hölzenbein, in der 25. Minute auf 1:1. Eigentlich war Gerd Müller als Elfmeterschütze bestimmt, doch plötzlich war Breitner losgerannt und hatte den Ball ins Netz gedonnert. »Es war sein drittes, lebenswichtiges Tor des Turniers«, kommentierte Uli Hoeneß voller Anerkennung, »und das als Verteidiger!« Müller steuerte seinen Treffer in der 43. Minute bei, als er eine Bonhof-Flanke von rechts kurz stoppte und nach rascher Drehung auf typische Müller-Art – und mit etwas Glück – zur 2:1-Führung verwandelte. In der zweiten Halbzeit folgte ein Sturmlauf der Holländer, bei dem die deutsche Nationalelf mit unbändiger Willenskraft und einem überragenden Sepp Maier im Tor glücklich dagegen hielt. Uli Hoeneß rackerte und

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