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Das Prinzip Uli Hoeneß

Das Prinzip Uli Hoeneß

Titel: Das Prinzip Uli Hoeneß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Bausenwein
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konnten uns nur noch bei Europapokalspielen zusammenreißen«, resümierte Uli Hoeneß die Situation. »Zwei Spiele, alle vier bis sechs Wochen – dazu reichte die Konzentration aus.« National ein Flop, europäisch top – so lautete das Motto der Bayern dieser Jahre.
    An einem feuchten 23. Oktober 1974 trafen die Münchener im Achtelfinale des Landesmeister-Cups auf den 1. FC Magdeburg. Beim Hinspiel im Olympiastadion führte der Gast aus der DDR zur Pause mit 2:0, dann drehten die Bayern das Spiel durch zwei Treffer von Gerd Müller und ein Eigentor noch um. Zum Rückspiel nach Magdeburg reiste der FC Bayern mit eigenen Lebensmitteln und eigenem Koch an. Um zu erklären, was er gegen die ostdeutsche Küche habe, redete sich der paranoische Präsident Neudecker diesmal mit »Furcht vor Typhus« heraus. Das war natürlich eine Argumentation, die in der DDR erst recht als Provokation empfunden werden musste. Dem undiplomatischen Vorspiel folgte ein abgeklärter Auftritt im Stadion. Hoeneß leitete einen Freistoß von Beckenbauer per Kopf zu Zobel weiter, der flankte präzise auf Müller – Kopfball und Tor. Das war in der 22. Minute. Dem zweiten Bayern-Treffer eine halbe Stunde später ging wieder einer der unwiderstehlichen Hoeneß’schen Sololäufe voraus: Er umspielte zwei Gegner, ließ mit Glück auch noch den dritten stehen und flankte präzise auf Müller. Sparwasser verkürzte noch, aber das Spiel war entschieden.
    Weiter ging es am Abend des 5. März 1975 gegen den sowjetischen Meister Ararat Erewan. Uli Hoeneß hatte vier Tage vorher im Ligaspiel gegen Wuppertal eine tiefe Risswunde an der Achillessehne davongetragen und beschwor den Klubarzt Dr. Tasnady, ihn mit allen Mitteln für dieses wichtige Spiel fit zu machen. »Das ist nach dem Ausscheiden aus dem Pokal und dem Abrutschen in den Bundesligakeller unsere letzte Chance«, begründete er sein Verhalten, »ich kann meinen Verein nicht im Stich lassen.« Noch am Vormittag hatte er starke Schmerzen. Trotzdem absolvierte er ein Lauftraining, am Nachmittag bekam er einen neuen Verband und das »Okay« des Arztes, dass er sich als Einwechselspieler bereithalten dürfe.
    Uli Hoeneß kommt in der zweiten Halbzeit für Dürnberger aufs Feld, bewegt sich zunächst noch zögerlich, spielt dann aber immer besser mit. In der 77. Minute erreicht ihn ein Pass von Torstensson, und plötzlich ist von einer verletzungsbedingten Behinderung nichts mehr zu sehen. Hoeneß wirbelt wie ein Irrwisch durch die Reihen des Gegners und schießt auf das Tor. Der starke Ararat-Torwart Abramjan, der zuvor ein halbes Dutzend hervorragender Paraden gezeigt hatte, ist machtlos – der Ball schlägt unmittelbar neben dem rechten Pfosten ein. Der Torschütze jubelt so ausgelassen wie selten zuvor. »Das schönste Tor meiner Laufbahn!«, wird er später glückstrahlend erzählen.
    Da Torstensson kurz darauf noch auf 2:0 erhöhte, fiel die 0:1-Niederlage im Rückspiel nicht ins Gewicht. Im Halbfinale mussten die Bayern bei der Association Sportive aus Saint Etienne antreten. Die Verhältnisse in der Bergarbeiterstadt im Südosten Frankreichs waren schwierig – an diesem 9. April war es winterlich kalt und der Rasen mit Schnee bedeckt –, die Franzosen angriffslustig, aber mit Kampfkraft und einem unüberwindbaren Sepp Maier ertrotzte man sich ein 0:0. Uli Hoeneß riss sich bei diesem Spiel den Meniskus an, aber da ihn die Verletzung nicht stark behinderte, beachtete er sie nicht weiter und stand zum Rückspiel zwei Wochen später wieder bereit. Bereits in der 2. Minute leistete er die Vorarbeit zu einem Klassetor von Beckenbauer, ein Solo von Bernd Dürnberger sorgte für das 2:0. Man hatte gewonnen, man war erneut im Finale – und doch waren die 74.000 Zuschauer im Olympiastadion mit ihrer Elf hörbar unzufrieden. Ein Sieg allein genügte dem Münchner Publikum nicht, zumal es in dieser Bundesligasaison, die der FC Bayern schließlich auf dem zehnten Platz beendete, wahrlich nicht verwöhnt worden war. Zu schönen Siegen war diese Mannschaft aber kaum mehr in der Lage. Selbst im Finale nicht.
    Das Endspiel am 28. Mai 1975 in Paris sollte als das bis dahin hässlichste in die Geschichte des Europapokals eingehen. Die Hauptschuld trug dabei nicht einmal das unattraktive Ballgeschiebe des FC Bayern, sondern vor allem der brutale Gegner: Leeds United. Im Prinzenpark von Paris erwiesen sich die Engländer, die schon im Halbfinale gegen den FC Barcelona unangenehm aufgefallen

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