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Das Prinzip Uli Hoeneß

Das Prinzip Uli Hoeneß

Titel: Das Prinzip Uli Hoeneß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Bausenwein
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Vater die ganze Nacht Wiener und Bratwürste gemacht. Und dann hat’s geregnet – ein Drama.« Die Konsequenz des Sohnes lautete: »So wollte ich es später nie haben. Ich war bereit, hart zu arbeiten, aber ich wollte die Sonntage sorgenfrei verbringen können.« So viel wie der Vater zu arbeiten, von drei Uhr morgens bis spätabends, dabei nur wenig Geld erwirtschaften und dann auch noch Existenzängste ausstehen müssen – was das heißt, so Hoeneß, habe er nie vergessen. Für ihn war klar, dass Aufwand und Ertrag in einem anderen Verhältnis stehen müssen als im Berufsleben seines Vaters.
    In einem aber waren und blieben die Eltern Vorbild: in der Vorsicht, das Geld zusammenzuhalten. Im Haus von Erwin und Paula Hoeneß wurde nie mehr Geld ausgegeben, als da war, Schuldenmachen war verpönt. Sohn Uli hielt sich an das elterliche Gebot, und der Gedanke an eine Kreditaufnahme sollte ihm auch in seinen späteren Jahren als Bayern-Manager stets zuwider bleiben. »Das ist eine rein menschliche Sache«, begründete er diese schwäbische Bedachtsamkeit. »Manche können mit Schulden leben und sind bereit, gewisse Risiken einzugehen. Meine Sache ist das nicht. Ich habe noch nie Schulden gemacht, auch im Privaten nicht.« Insofern ist es wohl kein Zufall, dass er seinen ersten großen geschäftlichen Erfolg als »Schuldenvernichter« feierte: Als Schulsprecher des Schubart-Gymnasiums sanierte er die defizitäre Schülerzeitung. Der Chefredakteur war ein guter Schreiber, aber ein Chaot. Also ließ Hoeneß ihn schreiben, während er sich um die Geldbeschaffung kümmerte. Und bald hatte er so viele Anzeigenkunden für die »Schubart-Chronik« geworben, dass alle finanziellen Sorgen der Vergangenheit angehörten. »Plötzlich hatten wir einen Überschuss«, berichtete Uli Hoeneß stolz, »und mit dem haben wir jedes Jahr ein Riesenschulfest für 2.000 Leute veranstaltet.« Geradezu »legendär« seien diese Schulfeste in seiner »Ägide« gewesen, schwärmte noch der Fünfzigjährige: »Höhepunkte in Ulms Kulturleben.« Alle seien begeistert gewesen, vor allem seine Kumpels, die als Ordner arbeiteten und dafür Freibier erhielten. »Einer hat 25 Halbe geschafft an einem Tag.«
    Der Macher selbst langte beim Bier weniger hin und erfreute sich vielmehr an einem anderen angenehmen Nebeneffekt seiner Tätigkeit. Zur Professionalisierung der Schülerzeitung hatte er eine Kooperation mit einer Mädchen-Realschule initiiert und dabei ein nettes Mädchen kennen gelernt, das dort Schulsprecherin war. »Wir waren ein erfolgreiches Gespann und hatten tollen Erfolg bei den Geschäftsleuten, die wir zusammen abklapperten«, erinnerte sich die spätere Susi Hoeneß und war voller Stolz auf ihren Uli, der sich geradezu als Werbegenie erwies. »Ihm fiel immer wieder etwas Neues ein, wenn es darum ging, die Zeitung zu finanzieren.« Auch der Geldeintreiber vom Schubart-Gymnasium war zufrieden mit sich und genoss die Anerkennung, die er sich erarbeitet hatte. Ein Klassenkamerad charakterisierte seinen Mitschüler mit den Worten: »Hoeneß hat immer Sachen für die Allgemeinheit getan. Aber ihm war auch klar, dass er sich damit eine gewisse Position verschaffen konnte.« Der junge Uli Hoeneß war ein psychisch Frühreifer und das, was man im Schwabenland ein »Gscheitle« nennt. Im Prinzip immer redlich, mitunter schlitzohrig, vor allem aber äußerst ehrgeizig und stets etwas vorlaut eine geistige Überlegenheit herauskehrend.
    Der Fußball blieb freilich weiterhin die Hauptsache im Leben des Uli Hoeneß. Bereits als Siebzehnjähriger war der angehende Fußballstar Thema einer Sendung im Südfunk-Fernsehen. Der Film zeigt den stets mit guten Noten glänzenden Vorzeigeschüler beim Unterricht im Schubart-Gymnasium, bei einer Sitzung des Schülerrates, dessen Vorsitzender er war, bei einem Fußballspiel im Ulmer Stadion zwischen einer Auswahl des Schubart-Gymnasiums und des Gymnasiums Ellwangen, das die Ulmer mit Hilfe zweier Hoeneß-Tore 4:2 gewannen, beim Training mit Ulm 1846, beim konzentrierten Erledigen der Hausaufgaben, schließlich beim Tennisspielen. Er erschien wie ein Tausendsassa, dem man alles zutrauen konnte.
    Eine leichte Trübung dieses Bildes gab es erst, als er sich nach dem Abitur – da hatte er bereits einen Vertrag bei den Bayern – zum Studium der Betriebswirtschaft an der Maximilians-Universität in München anmelden wollte. Da er aus Baden-Württemberg kam, wurde ihm der Numerus Clausus zum Verhängnis. Der lag

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