Das Prinzip Uli Hoeneß
andererseits als bekennender Anhänger von Franz-Josef Strauß die CSU zu wählen. Neu und modern war zudem seine Interpretation des Profidaseins und vor allem die Art, wie er seine Position selbstbewusst und selbstbestimmt zum Geldverdienen nutzte.
Breitner bewunderte die enorme Geschäftstüchtigkeit seines Zimmergenossen. »Als ich den Uli kennen gelernt hab’ mit 16, 17, 18 Jahren, war er schon so viel Geschäftsmann, wie andere mit 40 oder 45 sind«, meinte er bewundernd. Überall, wo er ging und stand, witterte er etwas, was sich in Geld umsetzen ließ. »Er macht noch mit ausgegangenen Haaren Geld«, witzelte Breitner voller Anerkennung für seinen permanent neue Geschäftsideen entwickelnden Kompagnon und freute sich, dass er von der Umtriebigkeit des Freundes profitieren konnte. Ohne Hoeneß, bekannte er, würde er außerhalb des Fußballs keine Mark verdienen. Anders als andere Profis, die zu ihrer Vermarktung einen eigenen Manager benötigten, schloss Hoeneß – »ehrgeizig, gierig, unersättlich«, so der Autor Roderich Menzel im Jahr 1981 – alle seine Verträge selbst ab. »Wozu Geld für Provisionen hinauswerfen?«, meinte er. »Das mach’ ich selber am besten!« Und so handelte er respektable Honorare für Autogrammstunden aus, schloss Werbeverträge mit »Wienerwald« und »Kaufhof«, mit einer Margarinemarke und einer Bank ab, warb für Eiscreme und posierte neben seinem Kumpel Breitner – und mit respektablem Waschbrett-Bauch – als Modell für Unterhosen.
Ob diese erstaunliche Umtriebigkeit allein mit dem Hinweis auf ein gleichsam natürliches Talent (Breitner) oder eine unersättliche Gier (Menzel) zu erklären ist, darf bezweifelt werden. Mit Sicherheit steckte noch etwas anderes dahinter: Hoeneß’ unentwegtes Bemühen, sein Einkommen als Fußballspieler durch zahllose Nebengeschäfte zu erhöhen und abzusichern, wirkt wie ein Versuch, die von den Eltern vorgelebten Existenzängste zu besiegen. Wie ausgeprägt die waren, wird unter anderem durch den Umstand belegt, dass die Eltern bis zu ihrem Tod Geld für die Absicherung ihrer Söhne zurücklegten, trotz deren Millionenverdienstes. »Als meine Eltern gestorben waren«, äußerte ein beschämter Uli Hoeneß, »war ich schockiert, wie viel sie uns hinterlassen hatten. Sie hatten sich offenbar teilweise für uns den Urlaub gespart.«
Der Uli, die Susi und der Franz-Josef
Trotz aller Gemeinsamkeiten gab es in der »Männerehe« Breitner und Hoeneß aber auch anhaltende Turbulenzen. Man saß einfach zu eng aufeinander. Beide waren fest liiert, der Uli mit seiner Susi und der Paul mit seiner Hildegard, und vor allem am Wochenende, wenn die jungen Pärchen Zeit füreinander hatten, wurde es schwierig. Man vereinbarte zwar einen Terminplan, wer an welchen Wochenenden Alleinherrscher über das Appartement sein durfte, aber der wurde meist durch irgendetwas Unvorhergesehenes über den Haufen geworfen. Auch als sich das Wochenendproblem nach Breitners Heirat und dessen Auszug aus der gemeinsamen Wohnung gelöst hatte, verbrachten die beiden, die ja meist fünf Tage in der Woche unterwegs waren, immer noch mehr Zeit miteinander als mit ihren Partnerinnen. Es war ein Zusammenleben, meinte Breitner, fast so eng wie bei einem alten Ehepaar.
Uli Hoeneß entschloss sich im Herbst 1973, mit seiner Jugendfreundin Susanne den Bund fürs Leben zu schließen. Und er verband diesen Entschluss, wie bei ihm eigentlich nicht anders zu erwarten, mit einer Geschäftsidee. Auch dieses private Ereignis lasse sich schließlich vermarkten, meinte der Bräutigam, und bot über eine Werbeagentur die Exklusivrechte für Interviews und Fotos an. 25.000 DM sollte der Spaß kosten, doch diesmal hatte der nimmersatte Geldscheffler Pech: Niemand griff zu, stattdessen gab es allenthalben spöttische Reaktionen. Die »Sport-Illustrierte« druckte eine Fotomontage, die Uli Hoeneß mit seiner Braut zeigt, wie er ihr einen Ehering überstreift. Bildunterschrift: »Dieses Bild kostete genau 177,30 Mark, 150 Mark Honorar für den Fotografen und 27,30 Mark für die Fotomontage.« Würde dieses Foto zum tatsächlichen Hochzeitstermin gemacht, so der Artikel weiter, dann wäre »es allerdings 24.822,70 Mark teurer«. Zum Trauungstermin am 18. November waren schließlich etliche Fotografen und Journalisten da, doch keiner hatte ein Honorar entrichtet. Die Braut, der die Sache hernach etwas peinlich war, versuchte sich zu rechtfertigen: »Wir sind mit einem
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