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Das Prinzip Uli Hoeneß

Das Prinzip Uli Hoeneß

Titel: Das Prinzip Uli Hoeneß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Bausenwein
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zu bringen. Er rief regelmäßig Bundestrainer Helmut Schön an, um von seinem Formanstieg zu berichten. »Nicht die Nominierung für Argentinien reizte mich«, gab er einen bezeichnenden Einblick in seine Seelenlage, »sondern einzig und allein der Triumph, wieder zur Debatte zu stehen.« Seine Mannschaftskameraden litten unter dem Überehrgeiz, selbst dem sonst so sanften Gerd Müller platzte einmal der Kragen: »Es ist schlimm, wenn man in der Mannschaft einen Alleinunterhalter hat.« Nach einem Artikel im »Fußballmagazin« ging der ehemalige Klassestürmer Hoeneß sogar so weit, von Journalisten nach einigermaßen gelungenen Spielen hervorragende Noten geradezu zu fordern. Wer ihn seiner Meinung nach zu schlecht beurteilt hatte, den soll er demnach per Telefon gestellt haben: »So schlecht, wie du mich gemacht hast, habe ich am Samstag bestimmt nicht gespielt. Ihr solltet euch mal ein Beispiel an den Kollegen in anderen Städten nehmen. Die schreiben ihre Spieler richtig in die Nationalmannschaft rein.«
    Obwohl er gar nicht mal »so schlecht« war und bei 30 Saisoneinsätzen immerhin zu respektablen elf Toren gekommen war, wurde es nichts mehr mit einem Comeback im DFB-Trikot. Und seine Karriere neigte sich nun auch bei den Bayern ihrem Ende zu.

Kapitel 2
Der umtriebige Macher
Uli Hoeneß und seine zahllosen Geschäfte
    Der Aufstieg des Uli Hoeneß zum Fußballstar war erstaunlich, aber nicht beispiellos. Der kleine Bub aus der Ulmer Metzgerei musste sich enorm anstrengen, um nach oben zu kommen. Aber so wie er haben auch die anderen Bayern-Größen, die ebenfalls allesamt aus einfachen Verhältnissen stammten, für ihren Aufstieg gekämpft. Der Vater von Franz Beckenbauer war Postbeamter, Karl-Heinz Rummenigge kam aus einer Werkzeugmacher-Familie, Sepp Maier war Maschinenschlosser, Gerd Müller hatte den Beruf des Webers erlernt. Alle nutzten sie die Chance, die ihnen der Fußball bot. Und alle waren sie dankbar. So wie Uli Hoeneß. »Dass es so gekommen ist«, kommentierte er seinen Weg auf den Gipfel des Erfolges, »erfüllt mich bis heute mit tiefer Demut.«
    Anders als seine Mannschaftskameraden wollte sich Uli Hoeneß allerdings nicht mit einer Karriere als Fußballspieler begnügen. Will man Parallelen zum Werdegang des Bayern-Managers finden, so muss man über den Tellerrand des Fußballs hinausschauen. Uli Hoeneß selbst hat seinen Lebensweg mit Aufsteigern aus der Wirtschaft verglichen oder mit Erfolgsmenschen wie Joschka Fischer. »Ich bin ein großer Freund von ihm«, meinte er einmal über den Mann, der es, ein Metzgersohn wie er selbst, vom Taxifahrer bis zum Außenminister und beliebtesten Politiker Deutschlands brachte. »Ich liebe Menschen, die genau wissen, dass man ohne Arbeit keinen Erfolg hat«, begründete er seine Sympathie. »Der Beruf der Eltern ist sicher kein Garant, aber was man diesen Leuten ansieht, ist mit Sicherheit Ehrgeiz, Pflichtbewusstsein, Zuverlässigkeit. Das sind Werte, die dir mitgegeben werden und die auch heute Gültigkeit haben.« Er selbst, so Hoeneß weiter, habe zu Hause gelernt, Leistung anzuerkennen und einzufordern, aber auch etwas dafür zu geben und dabei bodenständig zu denken. Gerade in der heutigen Zeit sei es gar nicht schlecht, wenn in verantwortungsvollen Positionen Menschen aus einfachen Verhältnissen sitzen. Menschen, die nicht vergessen hätten, woher sie kommen. Und so könnte wohl, nimmt man Hoeneß beim Wort, sein eigener Lebensweg immer noch als Vorbild für künftige Macher in Politik und Wirtschaft gelten.
    Ein »Gscheitle« mit Geldinstinkt
    Typisch für Uli Hoeneß ist es, wie er die Geschichte von seinem ersten sportlichen Erfolg als Sechsjähriger erzählte: »Ein Sieg, ich schoss mein erstes Tor – und mein Onkel stiftete die erste Prämie meines Lebens: Er steckte zehn Mark in mein Sparschwein.« Andere hätten diese »Prämie« vielleicht vergessen, für ihn aber war sie genauso erwähnenswert wie das Tor.
    Das Geld spielte ein große Rolle in dem grau verputzten, schlichten Haus Am Eselsberg 1, wo die Familie Hoeneß lebte und arbeitete. Als Kind ist Uli Hoeneß im elterlichen Geschäft mit dem ganzen Ernst des mittelständischen Berufslebens konfrontiert worden. Vater Erwin war Metzger mit Leib und Seele, stand ab morgens um drei bis spätabends in der Wurstküche, Mutter Paula hat im Laden verkauft, am Wochenende die Buchhaltung gemacht und zwischendurch die Kinder großgezogen. »Unser ganzes Leben war auf den Betrieb

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