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Das Prinzip Uli Hoeneß

Das Prinzip Uli Hoeneß

Titel: Das Prinzip Uli Hoeneß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Bausenwein
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bei 3,0 und war eigentlich keine große Hürde, aber als Nicht-Bayer bekam er einen Malus von einer ganzen Note – und so wurde aus seiner Abi-Durchschnittsnote von 2,4 eine 3,4. An die große Glocke gehängt hat er das damals nicht, und vermutlich hielt sich eben deswegen in der Sportpresse noch lange Zeit die Auffassung, er sei ein Einser-Abiturient gewesen. Anfangs sei er sehr ehrgeizig und oft Klassenbester gewesen – im Gegensatz zum Bruder Dieter, der einmal eine Ehrenrunde hatte drehen müssen. Uli hatte erst im Alter von etwa 15 Jahren etwas nachgelassen, als der Fußball immer wichtiger geworden war. Immerhin sei sein Notendurchschnitt aber ganz beachtlich gewesen, betonte er, zumal er im letzten Schuljahr wegen des Fußballs 50 Tage gefehlt habe.
    Uli Hoeneß schrieb sich für ein Lehramtsstudium in Anglistik und Geschichte ein. Mit einer allzu großen Überzeugung stand er nicht dahinter, er tat es wohl vor allem seiner Mutter Paula zuliebe, die ihn gerne als Lehrer gesehen hätte und besonders stolz auf die Schulpreise war, die er in den Sprachen abgeräumt hatte. Die Eltern, so Hoeneß, hätten immer größten Wert auf eine solide Ausbildung gelegt. Vor allem die Mutter, die in der Familie die starke Person gewesen sei, habe sich auf Fußball nie verlassen. »Sie hat viel mehr Wert darauf gelegt, dass wir das Abitur machten. Eine Karriere als Fußballer war ja längst nicht das wie heute. Es war gar nicht im Bereich des Vorstellbaren.«
    Die Mutter bestand auch darauf, dass die Söhne nach dem Abitur an die Uni gingen, damit aus ihnen »was G’scheit’s« werde. So nahmen beide Söhne ein Lehramtsstudium auf, wobei Uli weniger Kondition bewies. Zwei Jahre später war dem zum Nationalspieler avancierten Profi das Nebeneinander von Studium und Fußball zu viel geworden, und er konzentrierte sich, trotz der Skepsis der Mutter, voll auf seine sportliche Karriere. Paula Hoeneß verließen ihre Zweifel auch nicht, als er auf den Managerposten gewechselt war und nun das Kaufmännische im Vordergrund stand. »Nach jeder Niederlage fürchtete sie, ich werde entlassen«, berichtete er über ihre Existenzängste. Irritieren ließ sich der Sohn davon aber nicht, und er war froh darüber. »Ohne Fußball wäre ich wohl in der Provinz der Stadt Ulm untergegangen. Ich wäre vielleicht Lehrer.« Überhaupt hatte Uli Hoeneß vor den Studierten wie vor dem Studium als solchen nicht allzu viel Respekt. »Wenn ich Mathematikprofessor oder Physiker werden will, brauche ich ein Studium«, meinte er. »Aber um einen kaufmännischen Beruf auszuüben, in dem jeden Tag etwas Neues passiert, muss ich nicht bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag studieren.« Der stets am realen Geschehen orientierte Tatmensch fand seine Lebensmaximen nicht im Pauken trockenen Bücherstoffes, sondern in der täglichen Praxis des »learning by doing«.
    Auf jedem Gebiet allerdings funktionierte das Prinzip des »Lernens durch Handeln« nicht. Der Schüler Hoeneß lag wohl ganz richtig, als er bei der Schülerzeitung nicht die Stelle des Chefredakteurs anstrebte, denn der Versuch, sich selbst als Hobby-Journalist bei der »Südwest Presse« zu profilieren, endete wenig glücklich. Am 4. November 1972 erschien seine erste Kolumne in der Ulmer Heimatzeitung mit dem Titel: »Das meine ich«. Pro Artikel erhielt der Nachwuchsstar des FC Bayern, der in der Schule stets gut benotete Deutschaufsätze abgeliefert hatte, 150 DM. Die Serie erschien mit einem Foto des Autors, das ihn hinter einer Schreibmaschine sitzend zeigt, den Kopf im Denkergestus auf die Hand gestützt. Er nutzte den Raum vorwiegend zur Selbstdarstellung und zu recht belanglosen Betrachtungen. Einen Blick hinter die Kulissen des FC Bayern, den sich die Blattmacher eigentlich versprochen hatten, gewährte er nicht. Und so wurde die Kolumne schon bald ersatzlos gestrichen.
    Der Zimmergenosse und Geschäftspartner
    »Uli Hoeneß und ich haben uns 1967 bei einem Turnier der süddeutschen Jugendauswahl kennen gelernt«, berichtete Paul Breitner über den Beginn einer langjährigen Freundschaft. Die beiden Fünfzehnjährigen waren damals auf ein Zimmer gelegt worden. Kurz darauf trafen sie sich in der deutschen Jugendnationalmannschaft wieder, und als sie gleichzeitig beim FC Bayern anheuerten, waren sie erneut beisammen. In München bewohnten die beiden ein gemeinsames Appartement in Trudering, bei Trainingslagern und Auswärtsspielen schliefen sie in einem Doppelbett. Das Verhältnis war eng

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