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Das Prinzip Uli Hoeneß

Das Prinzip Uli Hoeneß

Titel: Das Prinzip Uli Hoeneß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Bausenwein
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abgestimmt«, erzählte Sohn Uli. »Ich war schon immer kaufmännisch orientiert und habe samstags, wenn keine Schule war, hinter der Kasse gestanden. Ich wusste genau, was eine Lyonerwurst kostet.« Während der Fußball trotz allen Ehrgeizes vor allem auch eine Lust blieb, wurde ihm der Umgang mit Geld, der ihn schon immer faszinierte, geradezu zu einer Sucht. Hinter der Kasse zu stehen, gestand Hoeneß, »war meine Leidenschaft, und das scheint mich bis heute geprägt zu haben«. Fiel beim Kassieren ein Geldstück durch den Holzrost am Boden, so eine oft zitierte Geschichte, musste Uli nach Ladenschluss so lange danach suchen, bis die Tagesbilanz des kleinen Handwerksbetriebs wieder stimmte. »Ich sehe nicht ein«, sagte er noch Jahrzehnte später, »dass man zehn Cent irgendwo liegen lässt, nur weil sie verdreckt sind.«
    Im Gegensatz zu ihm habe sein Bruder Dieter nie in der Metzgerei geholfen. »Dieter war eher der Künstler, der gemalt hat.« Ja, bestätigte Mutter Paula, »Dieter war ein Rechengenie und musisch begabt. Er konnte besser malen und singen als Uli.« Uli dagegen war das »Cleverle« von den beiden und besaß das größere Durchsetzungsvermögen. Uli hatte auch schon früh eigene Geschäftsideen. »Einmal zogen Uli und ich mit Hammer, Meißel und Schubkarre los«, erzählte Dieter. »Wir bauten Quarzsteine ab und dachten, eine Fensterfirma würde sie uns abkaufen.« Tatsächlich wurden sie die Steine los: Mutter Paula hatte den Leuten von der Fensterfirma Geld gegeben und sie gebeten, zum Schein auf den Deal einzugehen, um die Jungen nicht zu enttäuschen. Als die Eltern dann ihre Kinder irgendwann über den wahren Sachverhalt aufgeklärt hatten, wurde der Satz: »Verkauft ihr wieder Steine?«, zu einem Running Gag in der Familie.
    Die typischste Hoeneß-Jugendgeschichte ist aber wohl nicht die Sache mit den Steinen, sondern die, in der es um einen besonders tollen Ball geht, der bei »Sport Sohn« in Ulm im Schaufenster lag. Er war nicht braun wie die gewöhnlichen Bälle, sondern schwarz-weiß. Es war ein sogenannter Flutlichtball, und er kostete die stattliche Summe von 34 Mark. In den Ferien arbeitete der Dreizehnjährige vier Wochen lang bei der Lebensmittelfirma Gaissmaier als Beifahrer, um das Geld aufbringen zu können. Nach der Arbeit fuhr er jeden Tag mit dem Fahrrad zu dem Sportgeschäft, um zu sehen, ob der Ball noch da war. Und als er dann das Geld zusammenhatte, kaufte er sich das begehrte Objekt und war fortan der König. Denn wenn er mit dem Flutlichtball auf die Spielwiese kam, konnte er jetzt sagen: »Du darfst mitspielen, du darfst mitspielen – und du nicht.« So war aus dem kleinen Hoeneß, der sich gegen die Größeren immer hatte durchboxen müssen, plötzlich der Bestimmer geworden, der alle, die ihm nicht passten, auf die Ersatzbank verbannen konnte. Da war wohl schon angelegt, dass er einmal mehr werden wollte als nur ein Fußballspieler – nämlich einer, der die Spielbedingungen dirigieren kann.
    Bei der Sache mit dem Flutlichtball von »Sport Sohn« hatte der kleine Uli gelernt, dass eine besondere Anstrengung auch einen besonderen Lohn nach sich zieht. Das Vorbild der Eltern allerdings war gerade in dieser Hinsicht irgendwann nicht mehr sonderlich überzeugend. »Die Eltern haben uns Kinder das Arbeiten gelehrt und dass man nur durch Leistung nach oben kommt«, so Hoeneß. Das Problem dabei war nur, dass die Eltern ja selbst nie so richtig nach oben kommen wollten. Man lebte sehr bescheiden, konnte sich nie viel leisten. In seiner Kindheit sei es schon das »Allergrößte« gewesen, wenn die Eltern mit den Kindern für eine Woche zum Zelten nach Italien gefahren sind. Im Wesentlichen bestand das Leben der Familie aus Arbeit. Aus sehr viel Arbeit. Und die Arbeit in der Metzgerei war äußerst anstrengend, insbesondere an Weihnachten. »Da wurde gearbeitet, bis die letzte Gans verkauft war. Am Heiligabend um zehn Uhr waren wir dann alle tot. Wir konnten gerade noch etwas Anständiges essen, dann sind wir ins Bett gefallen.«
    Die oft recht bedrückende Stimmung zur Weihnachtszeit hatte aber nicht nur etwas mit den Anstrengungen zu tun. Denn sie war immer davon abhängig, wie das Geschäftsjahr gelaufen war; und das war häufig schlechter gelaufen als erhofft. »Wenn man an einem Samstag mal nur 1.200 statt 1.500 Mark umgesetzt hat, hieß es gleich: Was ist da los? Hat die Schinkenwurst nicht gepasst? Im Sommer haben wir manchmal Sportfeste beliefert. Da hat mein

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