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Das Prinzip Uli Hoeneß

Das Prinzip Uli Hoeneß

Titel: Das Prinzip Uli Hoeneß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Bausenwein
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dadurch, dass er damals in Nürnberg weitab vom Schuss und daher nicht in die Bayern-Streitereien involviert war. Es hatte geradezu etwas »Schicksalhaftes«, so Hoeneß Jahre später. Das kurze Engagement in Nürnberg, das an sich ja recht unglücklich gelaufen war, erwies sich somit im Nachhinein für seine weitere berufliche Tätigkeit geradezu als Segen. »Neudecker brauchte jemanden, der bei dem Krach, der damals bei Bayern herrschte, nicht dabei war.« Wenn er in München geblieben wäre, wäre er sicher mitten im Geschehen gewesen und niemals Manager geworden.
    Bereits am 26. März tauchte Uli Hoeneß in München auf, machte das Vormittags-Training mit und schwärmte von der »absoluten Ruhe«, die nun in der postrevolutionären Bayern-Mannschaft vorherrsche. Er selbst geriet indes als Manager im Wartestand vor allem zum Anlass für Unruhe. Jetzt rächte sich, dass er schon so oft mit seiner Profitgier aufgefallen war; denn die, meinten Kritiker, könne sich leicht zum Schaden des Vereins auswirken. Zum exemplarischen Beleg für die Vorwürfe geriet der im Vorjahr abgeschlossene Vertrag mit Magirus Deutz. 1,96 Mio. DM für drei Jahre brachte der, und Hoeneß hatte davon knapp zehn Prozent, 180.000 DM, als Vermittlungsgebühr kassiert. »Dass ich für den Vertragsabschluss mit Magirus Deutz eine Vermittlungsgebühr bekommen habe, ist mein gutes Recht«, rechtfertigte er sich, »zumal ich damals ja noch Spieler und nicht Manager des Klubs war und diese Vermittlung außerhalb meiner Pflichten dem Verein gegenüber lag. Zudem muss ich richtigstellen, dass ich an den Transfersummen überhaupt nicht beteiligt bin und an dem Verkauf der Dauerkarten nur über die Summe, die über das bisherige Kontingent hinausgeht. Bei der Stadionzeitung ist es so, dass ich sie in Zukunft zum Teil mitorganisieren werde. Der FC Bayern bekommt dabei einen bestimmten Betrag, und erst an der Summe, die diesen Betrag übersteigt, bin ich beteiligt. Das ist doch eine echt leistungsbezogene Geschichte.«
    Schärfster Kritiker innerhalb des Vereins war ein ehemaliger Mitspieler, der Medizinstudent Jupp Kapellmann. Er habe früher schon von Spielern Bälle signieren lassen und daran 40.000 DM verdient, warf er dem künftigen Manager vor. »An diesen Vorwürfen ist überhaupt nichts Wahres dran. Für mich ist das eine Frechheit, wie ich sie bislang noch nicht erlebt habe«, wehrte sich Hoeneß. Kapellmann drohte, dass er gehen werde, falls Hoeneß tatsächlich komme.
    Hoeneß kam dann schneller als gedacht, wohl auch, um Kritiker wie Kapellmann – der dann zum Lokalrivalen 1860 wechselte – vor vollendete Tatsachen zu stellen. Am 1. Mai trat der 27-jährige Ex-Profi offiziell als jüngster Manager der Bundesliga an. »Ich bin ja kein großer Freund von Sakkos, aber an diesem Tage habe ich mir eines angezogen«, erinnerte er sich, »ein graues Sakko, dazu ein hellblaues Hemd. Dazu habe ich mir einen großen schwarzen Notizblock unter den Arm genommen und habe mir gesagt: So, nun musst du den Manager machen. Das Schwan’sche Büro war fast leer, nur der Schreibtisch und eine Konsole daneben waren da. Dann habe ich mit drei, vier Leuten zwei Stunden rumtelefoniert, und dann bin ich wieder heimgefahren.« Es ging um die Aushandlung eines Freundschaftsspiels für 20.000 DM. Mehr, so Hoeneß, habe es nicht zu tun gegeben. Oder besser ausgedrückt: Von dem »Mehr«, was es zu tun hätte geben können, hatte er zu diesem Zeitpunkt noch keine klare Vorstellung. Für den Beruf des Managers gab es damals noch keine definierten Konturen – lediglich Helmut Grasshoff in Mönchengladbach und eben Robert Schwan bei den Bayern waren bis dahin in einer Weise tätig gewesen, wie es heutige Bundesligamanager tun. Hoeneß musste sich also sein Tätigkeitsfeld erst selbst erschließen.
    Der neue Kommandeur in der Bayern-Führung empfand es als großen Vorteil, eine erfolgreiche Fußballerkarriere als Erfahrungshintergrund in seinen neuen Job einbringen zu können. Der »wesentliche Unterschied« zwischen einem Manager in einem Industrieunternehmen und dem in einem Profiverein sei der, so Hoeneß, dass man als Fußballmanager »selbst gespielt haben sollte«. In dieser Feststellung lag zugleich ein Vorwurf gegen die alte Garde der Vereinsführer, die ja in der Regel nie auf höchstem Niveau gespielt hatten. Seiner Meinung nach konnte die Mechanismen des Geschäfts aber nur der voll durchschauen, der einst selbst in den großen Stadien der Welt auf dem Rasen

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