Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Prinzip Uli Hoeneß

Das Prinzip Uli Hoeneß

Titel: Das Prinzip Uli Hoeneß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Bausenwein
Vom Netzwerk:
der immerzu nur »Bayern« sagte und »Geld für Bayern«. Und weil es immer klar blieb, dass er niemals für einen anderen Verein tätig werden würde, konnte er stets mit einer besonderen Aura der Glaubwürdigkeit auftreten – und so zum »Mister Bayern« werden.
    Seine drei Kriterien für die erfolgreiche Arbeit als Fußballmanager nannte Uli Hoeneß wohl nicht zufällig. Außer ihm selbst erfüllte sie in der Bundesliga niemand – und so suggerierte er damit zugleich: Solange dieser Drei-Kriterien-Hoeneß Manager bei den Bayern ist, kann auch kein anderer Verein dauerhaft zu einem ernstzunehmenden Konkurrenten werden. Er selbst freilich, erwähnte er immer wieder mal nebenbei, hätte natürlich auch was anderes machen können. In der Wirtschaft hätte er sich alles Mögliche zugetraut, und dort hätte er auch besser dotierte Stellungen finden können.
    Aus reiner Liebe aber verrichtete er seine Tätigkeit beim FC Bayern denn doch nicht. Obwohl er mit seinen Geschäften genügend Geld zur Sicherung seiner Unabhängigkeit auf die Seite gebracht hatte, wollte er auf das Zubrot, das er von den Bayern erhielt, natürlich nicht verzichten. Aber was heißt da »Zubrot«? Sein Verdienst bei den Bayern war erstaunlich üppig. Als Basis gab es 10.000 DM als monatliches Grundgehalt, dazu kamen Prämien für Titel, die er in derselben Höhe wie die Spieler erhielt, und vor allem stattliche Provisionen. Von jeder Mark Werbeeinnahmen, die über 600.000 DM jährlich hinausgingen, sollte er 50 Prozent bekommen. Das schien für den Verein nicht riskant, denn damals lagen die Jahreseinnahmen in diesem Bereich bei nur etwa 300.000 DM. Dank Hoeneß stiegen die freilich rapide. »Heute haben wir Werbeeinnahmen von rund 70 Millionen Euro«, verriet er im Januar 2009 dem »Spiegel«, »da können Sie sich ausrechnen, was ich verdienen würde.« Für sein Empfinden war es schon 1980 geradezu peinlich viel. Nach einem Jahr sei er zum Präsidenten Willi O. Hoffmann gegangen und habe ihm eine freiwillige Kürzung seiner Provision vorgeschlagen: »Das geht so nicht weiter, ich kriege zu viel Geld.« Man einigte sich auf ein höheres Grundgehalt und nur noch fünf Prozent Provision. Mitte der achtziger Jahre lag sein Jahresgehalt bei etwa 300.000 DM brutto plus Erfolgsprämien. Nur wenige Jahre später, als sein Festgehalt auf über 400.000 DM gestiegen war, setzte er eine Erhöhung seiner Provision auf sechs Prozent durch. Es könne nicht sein, begründete er kühl, dass er den Fanartikel-Verkauf von null auf sechs Millionen Mark aus dem Boden stampfe und davon nicht profitiere. Später erzielte Uli Hoeneß unter der Berufsbezeichnung »Stellvertretender Vorstand der Bayern München AG« einen Jahresverdienst von angeblich rund einer Million Euro. Ein Feilschen um Provisionen, möchte man meinen, sollte sich da erübrigt haben.
    Uli Hoeneß bildete nicht nur eine perfekte Symbiose aus Fußball- und Wirtschaftskompetenz, sondern auch aus mittelständischer Bodenständigkeit und innovativem Geschäftssinn. Deswegen ging die Erfolgsgeschichte der Bayern nicht sprunghaft vonstatten, sondern kontinuierlich und nachhaltig. Als Hoeneß 1979 mit dem Managen anfing, hatte der FC Bayern insgesamt gerade einmal 12 Mio. DM Umsatz. Im Eiltempo machte er sich daran, den Umsatz – und dann natürlich auch den Gewinn – zu steigern. Rasch erkannte er, wie viel es tatsächlich zu tun gab: im Lizenzspielerbereich, bei den Spielertransfers und bei der Talentsuche, in der Werbung und in der Öffentlichkeitsarbeit. Wahrlich kein eintöniger Job, stellte er fest: »Das Aufgabengebiet ist so riesig, dass ich nicht in täglicher Routine ersticke.«
    Auf eine Aufgabe freilich hätte er gerne verzichtet – nämlich auf die Aufgabe, die Schulden abarbeiten zu müssen, die unter Schwan aufgelaufen waren. Zu dem Zeitpunkt, als er Uli Hoeneß verpflichtete, wusste Präsident Wilhelm Neudecker wohl bereits, dass Steuernachzahlungen in Millionenhöhe auf den FC Bayern zukommen würden. »Neudecker hatte vor, mich zu verheizen«, mutmaßte Hoeneß. »Er hat gemerkt, hier geht alles den Bach runter.« Hoeneß wollte alles tun, um den FC Bayern zu retten und zu neuer Größe zu führen. Seinen Ehrgeiz und seinen unbedingten Willen zum Erfolg dokumentierte er vor laufenden Kameras am 9. Juni, als die Bayern, die am Ende dieser ereignisreichen Saison 1978/79 auf dem vierten Tabellenplatz einliefen, im letzten Saisonspiel beim bereits als neuer Meister feststehenden

Weitere Kostenlose Bücher