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Das Prinzip Uli Hoeneß

Das Prinzip Uli Hoeneß

Titel: Das Prinzip Uli Hoeneß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Bausenwein
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Position gebracht, doch der seit Schwans Weggang verwaiste Posten keineswegs seine einzige Option. Vor vier Jahren hatte er seinen Bruder Dieter beraten, als dieser mit dem VfB Stuttgart verhandelte, und dabei unter anderem für die Fixierung einer festen Ablösesumme im Vertrag gesorgt. Der VfB-Präsident Gerhard »MV« Mayer-Vorfelder war damals so beeindruckt, dass er den brüderlichen Berater für später den Posten eines Managers beim schwäbischen Traditionsverein angeboten hatte.
    Aber war Fußballmanager wirklich das Richtige für ihn? In München fiel Paul Breitner auf die Frage, ob er sich seinen Freund womöglich als Fußballmanager vorstellen könne, folgendes ein: »Dafür ist das Betätigungsfeld für den Uli zu klein. Der Uli ist zu Größerem in der Lage. Das wäre sicherlich schade, wenn sich der Uli irgendwo bei einem Verein hinter den Schreibtisch hocken würde. Es wäre ein Unsinn. Ich glaube, wenn er ganz ehrlich ist, dann will er das auch gar nicht. Er wird sicherlich mal irgendwas im Bereich Management tun, das ja. Aber nicht beim FC Bayern oder bei irgendeinem anderen Verein.« Breitner hatte wie immer eine eigene Meinung, die Wirklichkeit sah aber anders aus. Während in dem äußerst schneereichen Winter der Bundesliga-Spielbetrieb durcheinander gewirbelt wurde – insgesamt gab es 46 Absagen –, köchelte die Gerüchteküche. Nach dem 21. Spieltag am 3. Februar 1979 sickerte durch, Bayern-Präsident Neudecker wolle den beim VfB Stuttgart in Diensten stehenden Dieter Hoeneß als Nachfolger von Gerd Müller und seinen Bruder Uli als neuen Bayern-Manager verpflichten. An diesem Samstag fanden nur drei Partien statt, und da auch Uli Hoeneß aufgrund der Absage der Partie Nürnberg gegen Köln unbeschäftigt war, konnte er auf dem Gebiet des Managements tätig werden. Er organisierte in Frankfurt, wo die Bayern bei der Eintracht angetreten waren, ein Treffen zwischen Neudecker und seinem vom VfB-Auswärtsspiel in Hamburg angereisten Bruder Dieter. »Sie wären der würdige Nachfolger Gerd Müllers, und wir sind sehr an Ihnen interessiert«, soll Neudecker den möglichen Neu-Bayern umworben haben.
    Eine gute Woche später gab Uli Hoeneß offiziell bekannt: »Ich werde zum 1. Juli 1979 Manager bei Bayern München, vorher erfülle ich aber auf jeden Fall meinen Vertrag beim 1. FC Nürnberg.« Neudecker habe ihm eine Frist von zehn Tagen gesetzt. Er kannte Neudecker gut genug, um zu wissen, dass der sein Vorhaben auch in die Tat umsetzt. Und er wusste: Wenn er jetzt nicht zugeschlagen hätte, wäre sein Traumjob besetzt gewesen. Der Konkurrent hieß Rudi Assauer, damals Manager von Werder Bremen, dem Neudecker kurz zuvor ein Angebot unterbreitet hatte. Der Bayern-Präsident entschied sich schließlich für den Ex-Bayern-Spieler, und der hielt den Zeitpunkt des Überwechselns ins neue Berufsleben für gerade richtig. Er hätte sicherlich noch zwei, drei Jahre Fußball spielen können, war er überzeugt, aber zugleich fürchtete er, später nicht noch einmal eine so gute Gelegenheit für den Einstieg in einen anderen Beruf zu erhalten. Dazu kamen ernstzunehmende Bedenken, denn eine Fortsetzung seiner Karriere wäre von großen Unwägbarkeiten begleitet und nur mit großem Risiko möglich gewesen. »Als mir die Ärzte damals erklärten, wenn ich weiterspielen würde, könnten sie mir nicht garantieren, dass ich mit 40 Jahren noch Tennis spielen und mit 50 noch beschwerdefrei spazieren gehen kann, war für mich klar: Jetzt musst du aufhören!« In dieser Situation sei dann die Anfrage von Neudecker »wie eine Erlösung« gewesen.
    Was für Hoeneß eine Erlösung war, sollte sich für den FC Bayern als die beste denkbare Lösung auf dem Managerposten erweisen. Jahre nach der Entscheidung, als der Manager seine Bayern zu Seriensiegern gemacht hatte, resümierte er immer noch ein wenig ungläubig, wie schnell das alles damals gegangen war: Ein »Wahnsinnsjahr« sei das gewesen, es habe sein Leben »total verändert, und ich glaube, auch das des FC Bayern«.
    Über die Hintergrund-Details seiner Verpflichtung als Bayern-Manager berichtete Uli Hoeneß nie Konkretes, er sprach da immer nur vom »Anruf Neudeckers«. Auch im Jahr 1993, als die Hoeneß-Brüder von der »SZ« zu einem Plausch über die alten Zeiten geladen waren, bestritt er irgendwelche Zusammenhänge mit dem Transfer seines Bruders Dieter. Der hingegen meinte, das Gerücht, sein Bruder Uli hätte ihm geraten, in München zu unterschreiben,

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