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Das Prinzip Uli Hoeneß

Das Prinzip Uli Hoeneß

Titel: Das Prinzip Uli Hoeneß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Bausenwein
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Hamburger SV einen 2:1-Sieg holten. Mitten in den Tumulten, die nach dem Spiel ausbrachen – HSV-Fans stürmten im Meisterschaftsrausch den Rasen und verursachten ein Gedränge, bei dem es 72 Verletzte gab –, antwortete Hoeneß auf die Reporterfrage nach seinen Erwartungen für die nächste Saison: »Wir wollen vielleicht ähnliche Feierlichkeiten haben wie der HSV.«
    Die Aufgaben, die auf dem Weg dorthin bewältigt werden mussten, waren riesig. Es galt, dem Verein neue Einnahmequellen zu erschließen und für die neue Saison eine schlagkräftige Mannschaft aufzubauen. Der Job war Lust und Last zugleich. Einerseits machte es ihm enormen Spaß, seinen Ideen freien Lauf lassen und alle wichtigen Dinge selbst entscheiden zu können. Andererseits hatte er mit der ungeheuren Belastung, die auf ihn zukommen würde, nicht gerechnet. Schon nach drei Monaten fieberhafter Tätigkeit waren ihm erste Verschleißerscheinungen anzumerken. »Wenn er so weitermacht wie jetzt«, meinte ein besorgter Paul Breitner, »wird er keine dreißig.« Auch er, der seinen Freund noch wenige Monate zuvor als überqualifiziert für diesen Posten erachtet hatte, erkannte jetzt, dass die Tätigkeit eines Fußballmanagers hohe Ansprüche stellt. Manager in einem Verein zu sein, sollte Uli Hoeneß Jahre später resümieren, »ist ja mit das Höchste, was man sein kann. Der Präsident, okay«, meinte er mit Blick auf Beckenbauer, der dieses Amt im Jahr 1994 angetreten hatte, »aber der ist ja auch bei uns nicht so aktiv, wie er es in anderen Klubs vielleicht ist. Bei uns ist der Manager schon eine starke und wichtige Persönlichkeit, und auch von der Funktion her sehr wichtig. Insofern war das natürlich eine Sache, die nahe lag, denn ich wollte nicht Trainer werden. Ich wollte beim Fußball bleiben, und dann bleibt ja möglicherweise nicht viel anderes als der Manager.«
    Uli Hoeneß wollte das ihm vertraute Terrain nicht verlassen. Es ist von daher fraglich, ob er sich in einem reinen Wirtschaftsunternehmen wohlgefühlt hätte, wie er das immer behauptete. Der Fußball sei für ihn »auch immer ein Fluchtweg aus der Erwachsenenwelt« gewesen, gab er denn einmal sogar selbst zu. Er garantierte ihm eine Erlebniswelt, die er anderswo so nie hätte finden können.
    Und so ist Uli Hoeneß bis heute beim Fußball geblieben. Seit Freitag, den 27. November 2009, 22.04 Uhr, ist er allerdings nicht mehr in der Funktion des Managers tätig, sondern Präsident des Vereins FC Bayern München und Aufsichtsratsvorsitzender der FC Bayern München AG. Die Bayern waren zu diesem Zeitpunkt lediglich auf Rang sieben notiert. Man werde wieder besser werden, versprach er den Fans vor dem ohne Gegenkandidaten vollzogenen Wahlakt, und bald wieder zu Europas Spitze gehören. Es gab Applaus für den scheidenden Manager, dann ein Einspielfilmchen mit den wichtigsten Stationen seiner Karriere, die Schlusseinstellung zeigte ihn mit einem animierten, für die Bayern schlagenden Herz. Nach der Verkündung des Wahlergebnisses – er hatte 99,3 Prozent aller Stimmen der 4.490 anwesenden Bayern-Mitglieder erhalten – gab es stehende Ovationen.
    Weniger begeistert waren die Bayern-Fans, als Uli Hoeneß nur ein halbes Jahr später verkündete, auch noch für die Position des Präsidenten der DFL zu kandidieren, um mehr Einfluss auf die Entwicklungen im deutschen Fußball nehmen zu können. Niemand weiß, ob er gewählt worden wäre – denn so plötzlich, wie er seine Absicht publik gemacht hatte, nahm er wieder von ihr Abstand. Er würde dann zu wenig Zeit haben für die Familie und sein soziales Engagement, begründete er seinen Rückzieher. Entscheidend waren aber wohl die in der Doppelfunktion als Bayern-Präsident und Liga-Präsident zu erwartenden Interessens- und Loyalitätskonflikte. »Der Ligapräsident überreicht ja am Saisonende die Meisterschale«, beschrieb er das Schreckens-Traumbild, das er in der Nacht der Entscheidung vor sich hatte, »und ich muss dann vielleicht nach Schalke. Nein, wie sollte das denn gehen?«

Exkurs
Der Würstchen-Millionär
    »Dank der Würste musste ich auch in schwierigen Zeiten beim FC Bayern nie meinen Charakter an der Garderobe abgeben«, brachte Uli Hoeneß einmal das Geheimnis seiner Interpretation des Managerjobs auf den Punkt. Als Würstchen-Millionär hatte er ausgesorgt und konnte somit im Dienst des FC Bayern völlig frei und ohne alle finanziellen Hintergedanken agieren.
    »HoWe Wurstwaren KG« heißt die 1983 gestartete

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