Das Prometheus Projekt
Jones zu Fall. Der Söldner fluchte überrascht und feuerte einen Schuss ab, aber die Kugel prallte harmlos von der Decke ab und fetzte Splitter aus dem Putz.
Adrian war kleiner und flinker als der massige Söldner, den seine Muskelpakete behinderten. Er schnellte nach vorne, warf sich auf Jones und schlug dessen Hinterkopf auf den Boden. Dann nutzte er den kurzen Moment, in dem Jones Sterne sah, und krallte die Hände um seine Kehle. Jones’ Augen traten hervor, aber er war abgebrüht genug, um nicht in Panik zu geraten. Mit seinen klobigen Fäusten packte er Adrians Arme und lockerte langsam den Griff um seine Kehle. Adrian würde den direkten Nahkampf verlieren, Jones war zu stark. Verzweifelt suchte er nach einer Schwachstelle in der Verteidigung des Söldners.
Jones stieß einen triumphierenden Schrei aus, zog Adrian mit einem geschickten Zangengriff die Beine weg und wälzte sich mit ihm zur Seite. Innerhalb weniger Sekunden hatte sich die Situation ins Gegenteil gekehrt. Adrian sah das siegesgewisse Blitzen in den Augen seines Gegners. Jones machte seinen Arm frei und ließ die Faust auf Adrians Schädel niedersausen.
Adrian verlor die Besinnung, nur um von einem neuen fürchterlichen Schlag wieder geweckt zu werden. Es war sinnlos. Je mehr er sich wehrte, desto größer wurde Jones’ Wut. Adrian hoffte, dass sich der Söldner rechtzeitig daran erinnerte, dass Wilson ihn lebend haben wollte.
Da tauchte am Rand seines Gesichtsfeldes ein Schatten auf. Etwas sauste krachend auf den Schädel des Söldners nieder. Jones machte ein verdutztes Gesicht und kippte ohne einen Laut zur Seite.
Adrian wischte sich das Blut aus den Augen. Durch einen roten Schleier erblickte er den Menschen, den er am wenigsten hier erwartet hatte: Über ihm ragte Dr. Ulrich Janson auf, seine Hand hielt einen schweren, blutverschmierten Schraubenschlüssel. Er atmete heftig und zitterte am ganzen Körper, als hätte er bereits all seinen Mut verbraucht, um Jones niederzuschlagen.
Aus dem Tunnel drang ein dumpfer Knall. Der Benzinkanister war explodiert. Es stank nach Rauch und verschmortem Plastik.
„Brandt!“, rief Adrian. Er kam schwankend auf die Beine.
Janson schüttelte den Kopf. „Dem kann keiner mehr helfen.“
Adrian drehte sich um. Mit einem Schrei stürzte er sich auf Janson, presste ihn gegen die Wand und drückte ihm mit beiden Händen die Kehle zu. Janson ließ den Schraubenschlüssel fallen.
„Lass mich los, Adrian“, würgte er hervor. „Ich bin der einzige, der dir jetzt noch helfen kann!“
Adrian drückte in seiner Wut noch stärker zu. „Ich …weiß … wo … Christina ist!“, röchelte Janson.
Adrian besann sich und lockerte seinen Griff. „Wo?“ stieß er hervor.
„Es gibt nur einen Platz, an den er sie bringen kann, in denMilitärstützpunkt im Wald über dem See!“
Adrian schüttelte Janson. „Versuch nicht, mich reinzulegen. Auf einen Toten mehr oder weniger kommt es mir nicht mehr an! Den Stützpunkt haben die Amerikaner schon vor Jahren aufgegeben!“
„Nein“, sagte Janson hustend. „Das haben sie nicht. Offiziell dient er nur noch als Lager, aber in den alten Bergwerksstollen hat Wilson ein Labor eingerichtet. Dort haben wir Christina operiert … und dieses Monster!“
„Warum sollten die Amerikaner hier in der deutschen Provinz ein derartiges Experiment durchführen? Dafür gibt es in den Staaten viel bessere Möglichkeiten!“
„Hussek!“, keuchte Janson. „Sie brauchten unbedingt den Tschechen Alfred Hussek. Ohne ihn ging es nicht. Hussek ist ein Genie, aber ein psychisches Wrack. Er war nur dazu zu bewegen, nach Deutschland zu gehen, das war für ihn das Äußerste. Niemals wäre er bis nach Amerika gereist, und keine Macht der Welt kann einen Savant wie ihn dazu bringen, etwas zu tun, was er nicht will!“
„Was willst du hier?“, fragte Adrian und verstärkte den Druck seiner Hände wieder.
„Ich will dir helfen.“
„Da soll ich ausgerechnet dir glauben?“
Janson ließ die Arme sinken. „Ich habe Renate alles gebeichtet. Sie hält trotzdem zu mir, unter einer Bedingung.“
Adrian funkelte ihn misstrauisch an.
„Ich soll versuchen, soviel wie möglich wieder gut zu machen. Das ist auch mein Wunsch, und das ist die Wahrheit, auch wenn ich dabei drauf gehen sollte. Ich hätte es mehr alsverdient.“
Adrian antwortete nicht. Seine Gedanken überschlugen sich. Konnte er diesem Mann trauen?
„Gib mir eine Chance, zu beweisen, dass ich es ehrlich meine“,
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