Das Prometheus Projekt
lebendiges Wesen in seine Nervenbahnen eingedrungen und tastete sich dort suchend vorwärts, bis es den Solarplexus, das große Nervengeflecht unter seiner Bauchdecke, erreicht hatte. Ihm wurde übel.
Jeronek wich taumelnd einen weiteren Schritt zurück, aber er würde das Ende des Laufsteges nie erreichen. Er spürte eine schreckliche Hitze in seinem Inneren, die sich wie ein Feuerball ausbreitete und dann explodierte. Dann verlor er das Bewusstsein, kippte über das Geländer und fiel in ein Geflecht von zerschnittenen Eisenträgern und scharfkantigen Blechen.
10 Mikes letzte Worte
10
Mikes letzte Worte
Jack beachtete Adrian nicht. An jedem anderen Tag hätte er sich zumindest ein paar Extra-Streicheleinheiten erbettelt, nachdem Adrian ohne ihn losgezogen war, aber heute benahm sich der Hund völlig anders. Er schnüffelte an Adrians Hand und strich dann winselnd auf dem Hof umher.
„Komm rein, Jack. Du kriegst eine doppelte Portion Hundekuchen.“
Jack reagierte nicht. „Einen leckeren Knochen zum Knabbern? Ein saftiges Steak?“
Jack leckte sich über die Schnauze, schien kurz darüber nachzudenken und senkte wieder jaulend die Nase auf den Boden. Adrian beobachtete ihn verblüfft. Der Hund lief um den Geländewagen herum und trottete dann bis zur Steinbrücke, wo er sich auf die Hinterbeine setzte und die Zufahrt entlang starrte.
„Was ist denn los mit dir?“, rief Adrian. „Bist du liebeskrank?“
Jack drehte den Kopf, wuffte beleidigt und blickte ihn anklagend aus seinen braunen Hundeaugen an.
Das Lachen gefror Adrian auf den Lippen, die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag: Der Hund verhielt sich genau so, als warte er auf Christina! Was hatte er in der Frau gestern Nacht gesehen? Konnte Jack mit seinen Hundesinnen Dinge erahnen, die Adrian verborgen blieben? Er schob den Gedanken so schnell von sich, wie er gekommen war. Es war alles zu absurd, er verlor sich in irrealen Hoffnungen.
Adrian beschloss, Jack vorerst in Ruhe zu lassen. Wenn er Hunger bekam, würde er von selbst ins Haus zurückkehren. Dennoch ertappte er sich dabei, wie er immer wieder ans Fenster trat und den Hund heimlich beobachtete, so als könne ihm Jack die Lösung des Rätsels offenbaren.
Ärgerlich zog er die Vorhänge zu und setzte sich in der Praxis hinter den Schreibtisch. Als erstes wollte er Mike Vanderbilt anrufen, um etwas über Brad Wilson herauszufinden. Er hoffte nur, dass Mike unter der alten Nummer noch zu erreichen war. Adrian hob den Hörer ab und begann zu wählen.
Nach einer Weile verstummte das Freizeichen und es klickte in der Leitung. „This is Mr. Roberts speaking.“
Adrian stellte sich vor. „Ich hatte gehofft, Mr. Vanderbilt unter dieser Telefonnummer erreichen zu können.“
„Sorry, die Vanderbilts sind schon vor fünf Jahren ausgezogen“, antwortete die unbekannte Stimme.
Ob er ihm wohl sagen könne, wo Mike zu erreichen sei, fragte Adrian.
„Just a moment“, antwortete der Mann. Adrian hörte eine Frauenstimme im Hintergrund. Kurz darauf war der Mann wieder am Apparat und gab ihm eine Telefonnummer.
Adrian bedankte sich, legte den Hörer auf und wählte neu. Er hatte keine Ahnung, wie Mike nach all den Jahren auf seinen Anruf reagieren würde.
„Hallo Mike! Hier ist Adrian.“
Verblüfftes Schweigen. „Das ist wirklich eine Überraschung“, sagte Mike gedehnt.
„Du weißt, wie das ist, Mike. Man verliert sich aus den Augenund irgendwann telefoniert man nur noch, wenn einer von uns einen Herzinfarkt hatte oder Amok läuft.“
„Amok!“ Mike spie das Wort in den Hörer. „Du bringst es auf den Punkt, Adrian. Ich habe versucht, dich zu erreichen, aber niemand konnte mir sagen, wohin du verschwunden bist.“
„Deutschland“, sagte Adrian. „Ich rufe aus Deutschland an.“
„Das ist gut“, seufzte Mike. „Ich hatte schon befürchtet, er hätte dich gefunden.“
Adrian stutzte. „Wovon sprichst du?“, fragte er.
„Von Brad. Ich spreche von Brad Wilson!“
Adrian zögerte einen Augenblick. „Das ist der Grund, warum ich anrufe, Mike. Ich dachte, du könntest mir sagen, was er die letzten Jahre getrieben hat.“
„Und ob ich das weiß! Brad ist total übergeschnappt!“
„Was ist passiert, Mike?“
Mike Vanderbilt holte tief Luft und atmete geräuschvoll aus. „Es begann vor sieben Jahren. Ich arbeitete für die ,Chicago news’ und war wie immer auf der Suche nach einer guten Story. Eines Morgens lag ein Umschlag ohne Absender auf meinem
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