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Das Prometheus Projekt

Das Prometheus Projekt

Titel: Das Prometheus Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker C Dützer
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für eine Glasmurmel, die auf sonderbaren Wegen in die alte Industriehalle gelangt war, dochdann hielt er sich die Hand vor den Mund, weil die Übelkeit wie eine heiße Welle in ihm hoch schoss. Das runde Ding war ein Auge.
    Jeronek taumelte erschrocken zurück und stieß mit dem Rücken gegen das Eisengeländer. Nur noch ein Gedanke beherrschte ihn: Raus! Kopflos stürzte er zu der Gitterrosttreppe, über die er auf das Podest geklettert war. Sein Jackenärmel verfing sich dabei in einem vorstehenden Eisendorn. Jeronek zerrte an dem zähen Stoff der Uniformjacke, riss sich los und hetzte die Stufen hinunter. Die Lampe entglitt seinen Fingern und rollte über Hallenboden. Jeronek rutschte von der Stufe ab und schlug sich auf dem harten Beton beide Knie auf.
    Donnernd fiel eine Tür ins Schloss, das Geräusch hallte wie ein Pistolenschuss von den Wänden wider. Jemand schob von außen einen Riegel vor die Tür.
    Jeronek tastete nach der Taschenlampe und ließ den Lichtstrahl über den Eingangsbereich wandern. In der Nähe des Blechtores schwebte eine kleine Staubwolke in der Luft.
    „Bernd? Garber, bist du das?“
    Keine Antwort.
    Jeronek sah sich nach einem anderen Ausgang um. In der Tiefe der Halle schnitt seine Taschenlampe groteske Formen aus der Dunkelheit. Er versuchte sich zu erinnern, durch welche Tür Garber die Halle betreten hatte. Der Seiteneingang musste auf der anderen Seite der Walzwerkstraße liegen.
    Er kletterte zurück auf das Podest und hielt Ausschau nach einem Abstieg auf der anderen Seite. Ganz in der Nähe fand er eine Stahltreppe nach unten auf den Hallenboden, ähnlichder, die hinter ihm lag. Neben der Treppe liefen vier Eisenschienen senkrecht dem Boden entgegen. In ihrer Mitte schlängelten sich Versorgungsleitungen in die Tiefe und endeten in einer vergitterten Aufzugskabine.
    Jeronek umklammerte den Griff der Lampe so fest, bis das dünne Blech knirschte. In einer Ecke der Kabine saß ein Mensch auf dem Boden wie ein gefangenes Tier. Ob es Garber oder der Vermisste war, konnte Jeronek nicht erkennen. „Garber? Bist du das?“
    Atemlos rannte Jeronek die Treppe hinab, bis er auf dem Hallenboden angelangte. Er brauchte endlose Minuten, bis er eine Treppe nach unten fand.
    Es war nicht Garber. Der Mann musste der vermisste Mitarbeiter der Abbruchfirma sein. Jeronek biss sich in den Handrücken, um nicht laut aufzuschreien, als er das Gesicht des Mannes sah. Seine Augen fehlten. Die leeren, blutigen Höhlen starrten ihn klagend an. Es gab keinen Zweifel mehr, dass der Monteur dem Irren in die Hände gefallen war, der bereits drei Menschen innerhalb einer Woche abgeschlachtet hatte; und jeder der Morde wurde bizarrer.
    Der Killer hatte dem Mann einen Lappen in den Mund gestopft und Ohren und Nase mit einer klebrigen schwarzen Masse verschlossen. In der Kehle des Mannes klaffte ein Loch, groß genug, um von der Klaue eines Panthers zu stammen. Zwei Worte hatte der Wahnsinnige mit Blut auf das Blech des Kabinenbodens gemalt:
     
    KEINE SEELE
     
    Auf dem Laufsteg über Jeroneks Kopf fiel mit einem metallischenScheppern ein Gegenstand zu Boden.
    „Garber?“, rief er mit bebender Stimme. Er drehte sich im Kreis, in der ständigen Angst, von hinten angefallen zu werden. Der Lichtstrahl seiner Lampe hüpfte wie ein Tennisball durch das Dunkel.
    Jeronek schwenkte die Lampe und suchte auf dieser Seite des gewaltigen Eisenklotzes der Walzstraße nach einem Ausgang. Der schwache Lichtstrahl riss Fetzen von Rost und Stahl aus der Finsternis.
    Jeronek musste denselben Weg nehmen, den er gekommen war. Vielleicht fand er auf der anderen Seite der Halle einen weiteren Ausgang. Leise schlich er rückwärts die Treppe hinauf. Seine Zähne klapperten so laut aufeinander, dass man es am anderen Ende der Halle hören musste.
    Jeroneks Nerven waren zum Zerreißen angespannt. Aus den Tiefen der Halle drang ein metallisches ,Klack – klack’ an sein Ohr. Das Geräusch verlor sich in der Dunkelheit und kehrte kurz darauf rhythmisch zurück: ,Klack – klack, klack – klack’.
    Jeronek drehte sich angsterfüllt im Kreis. Er konnte die Quelle des Geräusches nicht orten. Vielleicht war der Irre weit von ihm entfernt, vielleicht stand er aber auch dicht hinter ihm. Durch die hohlen Rohre konnte das Geräusch verstärkt werden wie durch einen Schalltrichter und ihn in die Irre führen.
    Jeronek schrie leise auf. Etwas huschte über seine Füße und streifte sein Hosenbein. Hektisch schwang er die Lampe nach

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