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Das Prometheus Projekt

Das Prometheus Projekt

Titel: Das Prometheus Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker C Dützer
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einen Kreis und lud den Hund zum Aussteigen ein. Aber Jack rührte sich nicht.
    „Du wirst launisch, Jack. Du wolltest doch unbedingt mit!“
    Jack schnaufte in die Decke und blieb liegen.
    „Gut. Dann warte hier. Es dauert nicht lange.“
    Adrian schlug die Klappe zu und ging auf das große, in einem scheußlich bayrischen Postkarten-Stil erbaute Haus zu. Die geschnitzten Balkongeländer mit Blumenkübeln aus Terrakotta, in denen die letzten Geranien dieses Sommers blühten, bildeten einen krassen Gegensatz zu Nowaks Beruf. Adrian warf einen kurzen Blick auf das Messingschild an der Hauswand:
    Kurt Nowak
    Erd- und Feuerbestattungen
     
    Das Schild wühlte Adrian mehr auf, als er zugeben wollte, es brachte verdrängte Erinnerungen zurück. Hastig drückte er auf den Klingelknopf, bevor der Mut ihn zu verlassen drohte. Es hatte keinen Zweck. Wenn er Licht in das Dunkel bringen wollte, musste er mit allen reden, die mit Christinas Tod zu tun gehabt hatten.
    Der Türöffner summte. Adrian drückte die Tür auf und betrat den dämmerigen Flur. Im Bogen am Ende des Ganges tauchte ein unglaublich fetter Mann auf. Auf seinem glatten Gesicht perlten Schweißtropfen. Über seiner Kleidung, die aus einer schwarzen Hose und einem weißen, unter den Achseln durchgeschwitzten Hemd bestand, trug er eine blaue Plastikschürze. Seine Hände steckten in Plastikhandschuhen und glänzten feucht. Adrians Gedanken beschäftigten sich vorübergehend mit den Dingen, die diese Handschuhe gerade angefasst hatten und hinderten ihn am Sprechen.
    „Oh“, machte Nowak. „Ich dachte, es sei mein Fahrer.“ Er deutete mit seinem glitschigen Plastikfinger auf eine offene Tür. „Wenn Sie einen Augenblick warten würden. Ich bin sofort bei Ihnen.“ Er streifte die Handschuhe ab und verschwand im hinteren Teil des Hauses.
    Adrian betrat das Büro und stand unschlüssig auf dem weichen Teppichboden. Er wusste selbst nicht genau, was er vonNowak erwartete. Sein Blick wanderte über die Glasvitrinen. Nowak präsentierte darin Urnen, Bilder von Aufbahrungen und Grabschmuck wie die Trophäensammlung eines Dackelzüchters. Auch wenn die Dinge pietätvoll und mit Würde gezeigt wurden, verbarg sich dahinter der faule Geruch von Tod und Verwesung. Ihm lief ein kalter Schauer über den Rücken bei dem Gedanken an die Beschäftigung, der Nowak in seinem Haus nachging.
    „Was kann ich für Sie tun?“, fragte Nowak plötzlich hinter ihm. Gemessen an seiner Leibesfülle war seine Stimme leise und sanft. Hatte er sich diesen Tonfall antrainiert, weil es sein Beruf erforderte?
    Nowak deutete auf eine Garnitur aus schwarzen Ledersesseln. „Bitte nehmen Sie doch Platz.“ Er ließ sich selbst ächzend in einen der weichen Sessel fallen. Adrian fragte sich, wie sich der fette Bestatter jemals wieder aus dem tiefen Sessel befreien wollte.
    Nowak faltete die blassen Hände vor dem Bauch „Darf ich Ihnen zunächst mein Beileid aussprechen?“, fragte er geschäftsmäßig.
    „Das haben Sie bereits getan“, antwortete Adrian. „Vor zwei Jahren.“
    „Oh!“ Nowak zog die dünnen Brauen zusammen, was seine kleinen Äuglein beinahe verschwinden ließ. „Ich verstehe nicht ganz.“
    „Ich bin Dr. Adrian Sykes. Sie haben damals meine Frau beerdigt, Christina Sykes. Vielleicht erinnern Sie sich daran?“
    Nowaks Äuglein flackerten eine Sekunde unruhig. „Es will mir im Moment nicht einfallen.“
    „Sie starb an den Folgen einer Operation. Es kam damals zu einem Brand im Krankenhaus, und ihr Leichnam wurde dabei versehrt.“
    Nowak schwitzte. Er holte ein großes Taschentuch hervor und tupfte sich die Stirn ab. „Entschuldigen Sie, es ist ungewöhnlich warm heute“, sagte er.
    Wollte er Zeit gewinnen?
    „Ja, ich glaube, ich erinnere mich jetzt – ein tragisches Unglück.“ Er blickte Adrian fragend an. „Aber ich verstehe noch immer nicht, was Sie hierher führt.“
    „Ist Ihnen damals etwas aufgefallen? Etwas Ungewöhnliches?“
    Nowak zupfte nervös an seiner Knollennase. „Was genau meinen Sie?“
    „War es wirklich meine Frau, die bestattet wurde? Können Sie eine Verwechslung ausschließen?“
    Nowaks Augen verengten sich zu schwarzen Stecknadelköpfen. „Worauf wollen Sie hinaus?“, fragte er lauernd.
    Adrian fuhr sich mit den Händen durch das Haar. „Ich weiß, Sie müssen mich für verrückt halten. Aber Ihnen könnte doch ein Fehler unterlaufen sein, eine Verwechslung eben.“
    „Ich entsinne mich jetzt an den Fall, Dr. Sykes“, sagte

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