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Das Prometheus Projekt

Das Prometheus Projekt

Titel: Das Prometheus Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker C Dützer
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Kopf.
    „Jeronek!“
    Garber lebte! Vielleicht war er verletzt und brauchte seine Hilfe. Und er musste ganz in der Nähe sein. Jeronek kroch aus seinem Versteck und näherte sich der offenen Tür. Mit der Waffe im Anschlag trat er aus dem Schaltraum und lauschte mit angehaltenem Atem in die Dunkelheit.
    „Jeronek!“ Die Stimme flehte jetzt, bettelte um Hilfe. „Jeronek, hilf mir!“
    Er wandte sich nach links und folgte der Stimme. An der Frontseite des Schaltraumes befand sich eine Reihe Spinde. EinigeTüren und Klappen standen weit offen, andere waren verschlossen.
    „Jeronek! Ich bin hier drin!“
    Er war jetzt sicher, dass die Stimme aus dem Schrank drang, dessen Blechtür angelehnt war. Jeronek starrte in die dunkle Halle. Auf dem Gitterrostlaufsteg, der quer über die Halle verlief, huschte ein Schatten entlang. Jeronek riss die Waffe hoch und feuerte blind in die Dunkelheit. Zwei Querschläger fetzten jaulend davon und schlugen in der Tiefe der Halle mit einem lauten ,Pong’ gegen rostiges Blech.
    Jeronek schaltete entschlossen die Lampe ein und ließ den Lichtstrahl über den Laufsteg wandern. Er war leer. Dann wandte er sich um und schob mit dem Fuß die Tür des Spindes auf.
    Er schrie gellend auf und ließ vor Schreck die Waffe fallen. Auf dem Regal in der Mitte des Spindes lag Garbers Kopf. Die blicklosen Augen starrten ihn leicht überrascht an. Wo immer der Rest seines Kollegen geblieben war, Garber war tot und konnte nicht mehr nach Hilfe rufen.
    Hinter Jeronek erklang ein schlangenartiges Zischen. Er wirbelte herum, traf mit dem Fuß die Pistole und kickte sie in die Dunkelheit davon.
    Unmittelbar darauf erfolgte der Angriff. Eine schreckliche Sekunde lang traf der Lichtstrahl der Lampe das Gesicht des Angreifers. Jeronek entfuhr ein erstauntes „Ah!“
    Die Züge des Killers waren eindeutig menschlich: Tiefliegende, helle Augen, ein kantiges Kinn und breite Wangenknochen. Und doch waren die Proportionen auf eine erschreckende Weise verschoben; fast so, als seien sie in Bewegung und ständig auf der Suche nach ihrer endgültigen Form. Es war das Antlitz der Medusa, in das Jeronek in diesem Augenblick starrte. Wie vom Blitz getroffen, fuhr er zurück und prallte gegen den Spind. Garbers Kopf flog heraus und blieb auf Jeroneks Schulter liegen, bevor er zu Boden fiel. Einen Moment lang sah es so aus, als sei dem Polizist ein zweiter Kopf gewachsen.
    Jeronek blieb keine Zeit mehr zum Denken. Lange, messerscharfe Krallen hieben nach ihm. Ein brennender Schmerz fuhr durch seine Brust, als die Klaue tiefe Furchen in die Haut riss und ihn zurückschleuderte. Jeronek duckte sich zur Seite und rannte auf den Laufsteg zu. Sein Instinkt übernahm die Kontrolle. Alles in ihm ordnete sich einen einzigen Befehl unter: Rennen! Überleben!
    Als er in der Mitte der schwankenden Brücke angelangte, strauchelte er und fuhr sich verwirrt über die Augen. In seinem Inneren tauchten fremde Bilder auf: Ein Mann in einem Arztkittel, ein Käfig, ein Krankenzimmer, das Gesicht der Frau auf dem Foto. Eine Stimme füllte seinen Kopf aus: „ Gib mir deine Seele! Gib mir deine Seele!“
    Jeroneks Gedanken rasten. Er versuchte, die Bilder zu unterdrücken, aber sie waren stark und klar und füllten sein ganzes Selbst aus. Und von einer Sekunde zur anderen verschwanden sie wieder. Jeronek keuchte und lehnte sich erschöpft an das wackelige Geländer. Vielleicht hatte er eine winzige Chance, wenn er dieses Monster eine Weile beschäftigen konnte – so lange, bis die Verstärkung eintraf.
    „Okay!“, rief er in das Dunkel. „Ich geb’ sie dir. Aber du musst sie dir holen kommen.“
    Jeronek fragte sich, aus welcher Anstalt dieser Wahnsinnige entkommen war. Vielleicht waren Garbers Verschwörungstheoriendoch nicht ganz falsch gewesen. Garber nützte diese plötzliche Erkenntnis allerdings nichts mehr.
    „Ich geb’ dir meine Seele. Ja, wir machen ein Geschäft. Was hältst du davon? Ich geb’ dir meine Seele und du sagst mir, wer du bist. Einverstanden?“
    Jeronek wich langsam zurück. Bis ans Ende des Laufsteges waren es noch drei oder vier Meter. Von dort führte eine Treppe zum Hallenboden hinab.
    Nefesch! Nefesch!“, zischte es durch die Dunkelheit. „Nefesch!“
    Etwas Fremdes, das nicht zu seinem Bewusstsein gehörte, kroch mit eisigen Fingern an Jeroneks Wirbelsäule herauf und legte sich wie eine kalte Fessel um seinen Hals. Er spürte keine Schmerzen, aber er hatte das widerwärtige Gefühl, als sei ein

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