Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
Vom Netzwerk:
seid. Ihr glaubt dem Bürgermeister nicht, der behauptet, dass der Herr in Mission für den Herzog unterwegs ist?«
    »Sie haben ihn in Fesseln weggetragen!«, rief Barbara verzweifelt. »Wie soll ich den Worten dieses widerlichen Fettwansts Glauben schenken?«
    Anne Rosine nickte und spielte gedankenverloren mit einem Grashalm, den sie gepflückt hatte.
    Barbara musterte sie. »Bist du auch in Sorge?«
    Die Magd schaute kurz auf. Als sie bemerkte, dass der Blick ihrer Herrin prüfend auf ihr ruhte, wurde sie verlegen. »Nein, also ja. Selbstverständlich. So wie eine Magd eben in Sorge um ihren Herrn sein sollte!«
    Barbara ließ den Blick nicht von ihr ab. »Anne Rosine, du warst bereits im Hause meiner Eltern angestellt. Ich kannte dich schon, als wir beide noch Kinder waren.«
    »Ich weiß«, sagte die Magd und schaute weiter auf den Grashalm in ihren Händen.
    »Sei also ehrlich mit mir, wenn ich dich frage, ob du bei Gelegenheit hinter meinem Rücken mit meinem Ehemann das Bett teilst!« Barbara sprach diese letzten Worte schnell und scharf aus.
    Nun hob Anne Rosine wieder ihren Blick und schaute erstmals ihre Herrin direkt an. »Ja. Ich wohne ihm dann und wann bei«, gestand sie langsam und ohne jede Angst.
    Barbara machte eine plötzliche Bewegung nach vorn und gab der Magd eine schallende Ohrfeige. »Dies ist für deine Untreue!«, rief sie erzürnt. Kaum hatte sich die überraschte Anne Rosine von der ersten Maulschelle erholt, schlug ihre Herrin erneut zu, diesmal auf die andere Wange. »Und dies ist dafür, dass du so dreist bist, es ohne jede Scham zuzugeben!«
    Die Magd, die von der Wucht des Schlages leicht zur Seite gekippt war, richtete sich wieder auf. Barbara blickte kurz zu den Kindern, die in einiger Entfernung laut miteinander balgten und von dem Disput der beiden Frauen nichts mitbekommen hatten.
    »Ihr neigt zur Unvernunft«, zischte Anne Rosine – bemüht, ihre Wut unter Kontrolle zu behalten.
    »Wie meinst du das?«, fragte Barbara nicht weniger zornig.
    »Wie Ihr richtig angemerkt habt, bin ich bereits bei Euren Eltern im Dienst gewesen. Vergesst nicht, dass ich es damals war, die der Hebamme bei der Geburt Eurer Tochter zur Hand ging!«
    Barbara antwortete nichts, sondern sah ihre Magd, deren Wangen von den Schlägen und vor Erregung gleichermaßen gerötet waren, mit offenem Mund an.
    »Ich habe damals mitbekommen, dass das Mädchen bei der Geburt sehr wohl lebte«, fuhr Anne Rosine mit unerbittlich hartem Ton fort. »Auch hörte ich, wie Euer Vater dem Knecht befahl, das Kind als Beweis für Eure kindliche Unzucht fortzuschaffen!«
    Barbara schossen nun Tränen in die Augen.
    Die Magd achtete nicht darauf, sondern redete sich in Rage. »Es war sehr unvernünftig, dass Ihr Euch mit dem alten Geigenlehrer einließt. Gerade als Tochter des Bürgermeisters hätte ein wenig Zucht Euch gut gestanden! Ich denke, nicht nur Euer Ehemann wäre interessiert, die Einzelheiten dieser Geschichte zu hören!« Anne Rosine lachte gehässig.
    Barbara brauchte einen Moment, um sich zu sammeln. »Du weißt gar nicht, wovon du sprichst!«, entgegnete sie fassungslos. »Der Geigenlehrer nahm mich gegen meinen Willen. Und ich war noch ein Kind. Auch habe ich meinen Vater angefleht, das Kind behalten zu dürfen!« Tränen liefen über ihre Wangen.
    »Ich denke nicht, dass Euren Gatten diese Ausflüchte interessieren werden, wenn ich ihm von der Geschichte erzähle!«, gab Anne Rosine kühl zurück.
    »Erpresst du mich etwa, du Hure?« Barbara brachte die Worte mit unbändiger Wut hervor.
    Nun war es die Magd, die zum Schlag ausholte und ihrer vollkommen überraschten Herrin eine heftige Ohrfeige versetzte. Barbara wurde durch deren Wucht mit dem Gesicht auf die Decke geworfen. Nur mühsam und benommen richtete sie sich wieder auf. Aus ihrem rechten Nasenloch lief ein feines Rinnsal Blut. Mit der Hand wischte sie es weg. Ungläubig starrte sie auf ihre Magd.
    »Ihr habt nicht das Recht, mich Hure zu nennen!«, zischte diese. »Nicht Ihr! Ich habe kein uneheliches Kind geboren, und vor allem habe ich mich niemals an einem Kind versündigt!« Die Magd atmete tief durch, um sich zu besinnen. Dann fuhr sie mit größter Beherrschung fort: »Seid jedoch unbesorgt: Ich habe bislang geschwiegen, und ich werde es auch weiterhin tun. Jedoch stelle ich dafür eine Bedingung …« Anne Rosine machte eine Pause, um ihre Forderungen zu überdenken.
    Barbara holte währenddessen ein Tuch hervor und drückte es gegen ihre

Weitere Kostenlose Bücher