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Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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Nase. Sie schien immer noch von dem Schlag benommen zu sein und sagte nichts.
    »Ihr werdet mich neben Euch dulden«, fuhr die Magd fort. »Tatsächlich genügt Ihr Eurem Ehemann nicht. Bei mir findet er die Art Befriedigung, die Ihr ihm offensichtlich nicht bieten könnt!«
    Barbaras Hand zuckte kurz, blieb jedoch auf der Decke ruhen.
    »Seht es doch so, meine Herrin: Solange ich bei Eurer Familie bin, verlässt Orffyreus Euch wenigstens nicht wegen einer anderen. Ihr stillt seine familiären Bedürfnisse und ich die übrigen.« Anne Rosine warf ihr einen triumphierenden Blick zu.
    Barbaras Brust bebte, und die Tränen liefen ihr nun ungehemmt über das Gesicht. Sie vermochte immer noch nicht zu sprechen.
    »Und sollte Euch einmal etwas zustoßen, habt Ihr Gewissheit, dass Euer Mann und Eure Kinder nicht allein dastehen werden«, ergänzte die Magd mit fast beschwichtigender Stimme.
    Schien Barbara sich eben noch ihrem demütigenden Schicksal zu ergeben, ging plötzlich ein Ruck durch sie. Mit leiser Stimme, gerade so laut, dass Anne Rosine sie hören konnte, begann sie zu reden und schaute dabei zu ihren spielenden Kindern hinüber. »Du hast mich an etwas erinnert, das ich aus meinem Leben verbannt hatte. Es scheint so, als hättest du mich in deiner Hand.« Sie heftete ihren Blick auf ihre Magd und sprach weiter mit gedämpfter Stimme. »Also gut, ich werde dulden, dass du meinen Ehemann empfängst. Du bist also eine Konkubine. Vermutlich hast du sogar recht, und es ist besser, er besucht dich als irgendeine dahergelaufene Dirne, die ich nicht kenne. Wage es aber niemals wieder, dich als Mutter meiner Söhne ins Gespräch zu bringen. Selbst wenn Gott mich vor dir zu sich rufen sollte, werde ich nicht zulassen, dass du deren Vormund wirst. Es mag sein, dass du weißt, wie man einem Mann eine gute Mätresse ist. Offenbar bist du auch eine geschickte Erpresserin. Am Ende des Tages aber, und dies ist sicher, wirst du immer nur eine Magd sein.«
    Anne Rosine schaute Barbara zunächst ärgerlich an, dann umspielte ein triumphierendes Grinsen ihren Mund. Mit einer im Sitzen ausgeführten übertriebenen Verneigung sagte sie höhnisch: »Dann soll es so sein, meine Herrin!«
    In diesem Augenblick kamen die drei Jungen laut rufend zu den beiden Frauen gelaufen.
    »Mutter, Mutter, da kommen Reiter!«, rief David außer Atem.
    Elias zeigte mit dem Finger auf ein Wäldchen, hinter dem in einer Staubwolke mehrere Männer auf Pferden zu erkennen waren.
    Barbara griff ihre Söhne und zog sie zu sich heran. »Kannst du erkennen, wer es ist?«, fragte sie sorgenvoll die Magd.
    Anne Rosine hatte sich erhoben und schaute mit zusammengekniffenen Augen angestrengt in die Ferne. Sie schüttelte den Kopf. Jonas bemerkte, dass seine Mutter im Gesicht blutete, und blickte bestürzt.
    Barbara lächelte ihren Sohn gequält an. »Das ist nichts. Nur eine alte Wunde, die wieder aufgegangen ist!«
    Sie tauschte mit der Magd einen ernsten Blick aus.

47
    Die Cessna der Citiation-Serie landete sicher auf dem Rollfeld des Flughafens Kassel-Calden und fuhr zu einem der Hangars.
    Kaum war der Ausstieg geöffnet, eilte Dimitrij mit seinem Gepäck die Gangway hinab. Leicht gebückt, um sich den Kopf nicht an der Einstiegsluke zu stoßen, folgte ihm Sergeij mit einer schwarzen Reisetasche.
    Neben der kleinen Halle stand bereits ein silberner Dodge bereit. Sergeij lud die Tasche in den Kofferraum des Wagens, während Dimitrij das Navigationsgerät installierte. Der Flugplatz lag nördlich von Kassel, bis Bad Karlshafen waren es nur knapp achtunddreißig Kilometer über die Landstraße.
    In weniger als einer Stunde würden sie dort sein.

48
    London, 1716
    »Sir, wir haben hier eine neue Bewerbung. Sie klingt vielversprechend.«
    Newton griff nur widerwillig nach dem Umschlag, den sein Gegenüber ihm reichte.
    »Ich habe es mir angeschaut, und es scheint auf den ersten Blick durchaus eine geeignete Methode zur Bestimmung des Längengrades zu sein. Sie wurde von einem Astronomen aus Deutschland eingereicht.«
    Newton verzog das Gesicht. »Diese Deutschen. Sie denken, sie könnten alles besser. Dabei sind es zumeist aufgeblasene Wichtigtuer.«
    »Dieser Bewerber stammt aus Sachsen …«
    »Sachsen? Das ist noch schlimmer. Von allen Deutschen sind die Sachsen mir am meisten zuwider. Auch Leibniz stammt von dort, richtig?«
    »Sir, ich verstehe Euren Ärger auf jenen Mann, aber unabhängig davon scheint mir diese Schrift hier tatsächlich eine ehrliche

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