Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)
Glauben schenken. Dennoch bin ich beauftragt, den Gefangenen von Euch zu übernehmen. Es ist nicht gut für das Ansehen des Herzogs, wenn sich herumspricht, dass ein Mann der Wissenschaft auf seinen Befehl hin getötet wurde. Wir sind beauftragt, diesen Mann heute noch als Gefangenen zu einer Galeere zu geleiten.«
»Moment!«, rief der Bürgermeister, der plötzlich misstrauisch wurde. »Ich kenne Euch nicht und habe Euch noch nie gesehen. Wer seid Ihr überhaupt?«
»Ihr wisst, dass der Herzog lange unter der Vormundschaft seines Vetters, dem Kurfürsten Friedrich August, stand. Zu dieser Zeit hat er sich eine Leibgarde errichtet, die ihm persönlich unterstellt und für seinen Schutz zuständig ist. Deren Kommandant bin ich, und diese Männer hier gehören der persönlichen Leibgarde des Herzogs an. Auch wenn inzwischen die lange Zeit der Vormundschaft vorbei ist, handeln wir weiterhin im Verborgenen. Seid daher dankbar, dass Eure Untreue so vielleicht nicht öffentlich wird!« Der Fremde sprach mit Stolz und großer Selbstsicherheit.
Der Bürgermeister fasste sich an seinen Verband und setzte eine unzufriedene Miene auf. »Aber, ich bin noch nicht fertig mit dem Verhör …«, jammerte er.
»Doch, das seid Ihr!«, erklärte von Wolff. »Der Herzog hat bereits erwogen, Eure Geheimniskrämerei mit Kerkerhaft und öffentlicher Vorführung zu bestrafen. Aufgrund Eurer Dienste in der Vergangenheit begnadigt er Euch jedoch. Dies allerdings nur unter der Bedingung, dass Ihr bis zum Anbruch der Nacht sein Herzogtum verlasst und niemals wiederkehrt. Draußen wartet eine Kutsche, die Euch sofort bis an die Landesgrenze bringt.«
Der Bürgermeister heulte auf. »Aber ich bin verletzt. Und was ist mit meinen persönlichen Sachen?«
Von Wolff schüttelte den Kopf und legte abermals seine Hand an den Griff seines Rapiers. »Bis zum Einbruch der Nacht. Treffen wir Euch danach noch an, haben wir Auftrag, Euch unverzüglich zu verhaften.«
Der Bürgermeister wandte sich Hilfe suchend zu seinen Schergen, diese vermieden jedoch jeden Blickkontakt mit ihm.
Von Wolff holte einen kleinen Beutel hervor, den er dem Bürgermeister zuwarf. »Der Herzog lässt Euch dies als Fersengeld zukommen!«
Wallner ergriff den Beutel, öffnete ihn und verzog ungläubig das Gesicht. »Das wird gerade einmal für ein paar Wochen, vielleicht für einen Monat reichen!«
»Seid nicht undankbar!«, entgegnete von Wolff drohend. Er zeigte auf Orffyreus und befahl seinen Begleitern: »Übernehmt den Gefangenen! Bringt ihn in die Kutsche!«
Zwei Männer der vorgeblichen Leibgarde traten an Orffyreus heran, der teilnahmslos auf dem Boden kauerte. Einer nahm ein Tuch, das er zum Strick zwirbelte, legte es dem Erfinder quer in den Mund und band es hinter dessen Kopf zusammen. Ein anderer packte den Lederriemen der Halsgeige und zerrte Orffyreus unsanft auf die Beine. Von Wolff wandte sich an die Gefängniswächter und Schergen des Bürgermeisters.
»Der Herzog wünscht, dass um diese Sache keinerlei Aufhebens gemacht wird. Dieser Gefangene war niemals hier. Sollte einer von Euch jemals ein Wort über dies hier verlieren, wird er mit strenger Kerkerhaft bestraft! Habt Ihr verstanden?«
Die Männer nickten verängstigt.
»Gut!« Von Wolff blickte auf den Bürgermeister und wies mit dem Arm zur Tür. »Darf ich bitten?«
Wallner wurde in die kleinste der Kutschen verfrachtet, die vor dem Gefängnistor warteten. Auf von Wolffs Anweisung hin fuhr der Kutscher los, um seinen Passagier bis zum nächstgelegenen Grenzstein zu bringen.
Orffyreus wurde in eine der vornehmeren Kutschen gestoßen, und von Wolff stieg persönlich zu ihm. Der Gefangene, dessen Halsfessel bei jedem Schlagloch am Nacken zerrte, blickte den ihm gegenübersitzenden von Wolff mit hasserfülltem Blick an. Nachdem sie die Stadt hinter sich gelassen hatten und eine kleine Weile auf dem Postweg durch die Felder gefahren waren, löste der neben Orffyreus sitzende Wächter auf ein Zeichen des Freiherrn den Knebel. Dann brach er den Verschluss der Halskrause mit einem kurzen Dolch auf. Von Wolff nahm die hölzerne Fessel und warf sie aus dem Fenster. Orffyreus rieb seine aufgescheuerten Handgelenke und beobachtete dies verwundert.
Von Wolff begann zu grinsen und hielt Orffyreus seine rechte Hand entgegen. »Guillaume du Roy ist mein wirklicher Name«, stellte er sich vor. »Von Wolff war nur eine Erfindung, die helfen sollte, Euch zu befreien. Auch schickt mich nicht der Herzog. Dies war
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