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Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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alles nur eine List, um diesen Schwachkopf von Bürgermeister zu täuschen. Seid unbesorgt, Ihr seid ein freier Mann.« Er setzte ein breites Lächeln auf.
    Unsicher ergriff Orffyreus die ihm dargebotene Hand.
    Der Mann, der sich nun als du Roy vorgestellt hatte, begann jetzt, sich vor Lachen zu schütteln. »Habt Ihr gesehen, wie der Bürgermeister sich vor Angst fast in die Hosen gemacht hat? Ich wette, er wird zukünftig einen weiten Bogen um Merseburg machen!«
    Auch der Soldat, der neben Orffyreus saß, lachte nun lauthals. Orffyreus starrte immer noch mit Unverständnis auf die beiden Männer; in ihm wuchs jedoch allmählich die Zuversicht, dass er tatsächlich frei war.
    Du Roy griff neben sich und reichte Orffyreus einen dicken Wollmantel. »Zieht dies lieber an, Eure Kleidung besteht ja nur noch aus Fetzen! In diesen neuartigen Kaleschen zieht es fürchterlich!«
    Orffyreus hüllte sich dankbar in den Mantel. »Wohin fahren wir?«, fragte er.
    »Wohin?«, entgegnete du Roy feixend. »Natürlich nach Cassel. Mein Herr, der Landgraf von Cassel, schickt mich. Er erwartet Euch bereits sehnsüchtig. Und wenn ich mich nicht vollständig irre, dürfte Eure Familie mit Eurem Hab und Gut bereits dort sein!«
    Orffyreus ließ sich kraftlos nach hinten sinken und schaute auf das Innenfutter des Kutschendachs. Er kroch noch tiefer in den Mantel hinein und genoss die wohlige Wärme, die sich in ihm ausbreitete.
    »Soweit ich weiß, habt Ihr in Cassel noch etwas zu vollenden!«, rief du Roy fröhlich.
    »Allerdings«, bestätigte Orffyreus und beobachtete die vorbeifliegende Landschaft.
    Ehe er sich versah, fiel er in einen tiefen Schlaf.

51
Bad Karlshafen
    »Sie haben ihr Ziel erreicht«, teilte die Stimme des Navigationsgerätes mit, als sie vor dem Haus in Bad Karlshafen stoppten. Noch bevor der Dodge stand, öffnete Dimitrij die Beifahrertür und sprang heraus.
    Schon von Weitem hatten er und Sergeij das Feuer gesehen. Die Scheiben des Geschäfts waren zersprungen, und wie aus riesigen Auspuffen drang aus den großen Fensteröffnungen schwarzer Rauch nach draußen. Immer wieder waren kleine Verpuffungen zu hören.
    Als Dimitrij zur Eingangstür stürmen wollte, wurde er von seinem Partner an der Schulter festgehalten. Funken flogen ihnen entgegen, und beide hielten die Arme schützend vor ihren Gesichtern. In der Ferne waren Martinshörner zu hören.
    Dimitrij schaute sich um. Auf der anderen Straßenseite und die Straße hinunter waren überall Nachbarn zu sehen, die neugierig vor ihre Türen getreten waren und auf das Inferno starrten. Schließlich wanderte Dimitrijs Blick zum angrenzenden Wohnhaus.
    »Sie … sind weg!«, röchelte jemand hinter ihnen und bekam anschließend einen entsetzlichen Hustenanfall.
    Dimitrij und Sergeij fuhren erschrocken herum. In zwei Meter Entfernung lag auf einem kleinen Grünstreifen ein Mann, der sich auf beide Ellbogen stützte. Sein Gesicht war rabenschwarz gefärbt, die Haare versengt.
    »Wer ist weg?«, fragte Sergeij mit russischem Akzent.
    »Alles … zerstört!«, stammelte der Mann.
    »Wer ist weg?«
    »Orffyreus«, entgegnete der Mann mit schwacher Stimme. Dann verlor er das Bewusstsein und sank ins Gras.
    Als eine Minute später die ersten Feuerwehrwagen um die Ecke bogen, war der Dodge schon nicht mehr zu sehen.

52
    Cassel, 1716
    »Willkommen in Hessen-Cassel!« Der Landgraf erhob sich von seinem Schreibpult, trat einen Schritt auf Orffyreus zu und umarmte ihn.
    »Habt besten Dank für Eure Hilfe. Um ein Haar hätte dieser wild gewordene Wallner unser Vorhaben vereitelt«, erklärte Orffyreus.
    Landgraf Carl lachte. »Du Roy hat mir alles erzählt. Wie er sich und seine Leute als Leibgarde des Herzogs ausgab und Euch befreite!« Der Landgraf ergriff ein Dokument, das auf dem Tisch neben ihm lag. »Wisst Ihr, was dies ist?«, fragte er Orffyreus, ohne eine Antwort abzuwarten. »Es ist Eure Ernennung zum Kommerzienrat. Als solcher steht Euch ein Jahreslohn von tausend Talern zu. Im Voraus, wohlgemerkt. Zudem freies Feuerholz und freies Jagdrecht.« Der Landgraf hielt Orffyreus die Urkunde entgegen.
    Orffyreus deutete mit seinem Kopf eine Verbeugung an. »Das ist zu großzügig, Eure Durchlaucht.« Doch als er nach der Ernennungsurkunde greifen wollte, zog der Landgraf sie mit einer blitzschnellen Bewegung weg.
    »Nicht so schnell!«, rief der Landgraf mit einem schelmischen Lächeln. »Zuvor erfüllt Ihr Euren Teil unserer Abmachung.«
    Ohne zu antworten, gab Orffyreus

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