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Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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Gärtner erhielt sämtliche Karten mit der Farbe Kreuz. Die weiteren Mitspieler bekamen jeweils dreizehn Karten in den anderen vorhandenen Farben.
    »Der Point beträgt zwanzig Groschen«, gab Orffyreus mürrisch bekannt.
    Ein Raunen ging durch die kleine Runde am Tisch. »Mr. Murdoch war bereits bei einem Taler!«, ereiferte sich die Gräfin von Bernhold.
    Der alte General sowie Mr. Paramour pflichteten ihr bei.
    »Seid kein Hasenfuß!«, empörte sich Gärtner. »Ihr beleidigt die Marquise als unsere Gastgeberin.«
    Orffyreus quittierte die Bemerkung mit einem düsteren Blick und schaute nach der Marquise. Diese nickte Orffyreus aufmunternd zu.
    »Der Mindesteinsatz beträgt einen Taler«, korrigierte er mit resignierendem Tonfall seine Ansage.
    Die Gräfin von Bernhold klatschte verzückt in die Hände. Orffyreus ergriff einen zweiten Stapel Karten und mischte diesen durch. Dann legte er ihn vor den General Horacek, der als ältester Spieler in der Runde die Karten abheben durfte.
    Nachdem Orffyreus den Stapel wieder zusammengeführt hatte, schaute er die unterste Karte an. »En bas 4 Pique« , verkündete er.
    Die junge von Bernhold legte Münzen auf die Karten vor ihr. Auch die anderen Pointeure machten ihre Einsätze. Nachdem alle gesetzt hatten, nahm Orffyreus die obersten beiden Karten vom Stapel und legte sie offen vor sich.
    »Bank 7, Pointeure 6«, sagte er laut an.
    Ein enttäuschtes Stöhnen erhob sich am Tisch. Gleich zwei der Pointeure hatten auf die 7 ihres Kartenblattes gesetzt. Orffyreus strich den auf diesen Karten ruhenden Einsatz für die Bank ein. Auf Karten mit der Nummer 6 hatte hingegen keiner der Spieler am Tisch gesetzt, weshalb es keinen Gewinner unter den Pointeuren gab.
    Die Gräfin neben ihm kicherte. »Manchmal muss man zu seinem Glück gezwungen werden!«, rief sie aus.
    Murdoch klopfte Orffyreus anerkennend auf die Schulter, sodass dieser zusammenzuckte. »Geht doch, mein Freund. Ihr werdet mein Darlehen mit Leichtigkeit zurückzahlen können!«
    »Und da sagt Ihr, Ihr habt kein Glück. Ich würde sagen, Ihr habt so viel Glück wie andere in ihrem ganzen Leben nicht«, feixte Gärtner.
    Orffyreus warf ihm einen wütenden Blick zu, überging jedoch die gehässige Bemerkung. Stattdessen forderte er seine Mitspieler zu einer neuen Spielrunde auf. »Ihre Einsätze, bitte!«
    Erneut wurden Münzen auf den Blättern abgelegt.
    Dann zog Orffyreus zwei weitere Karten vom Kartenpaket in seiner Hand. »Doublet di Dame! Plié!«
    Wieder ging ein enttäuschtes Seufzen durch die Gesellschaft am Spieltisch. Die Gräfin von Bernhold und ihr Sitznachbar hatten Einsätze auf den Damenkarten getätigt.
    »Eine Doublet – ich erhalte die Hälfte Eures Einsatzes«, forderte Orffyreus sie auf.
    Lustlos warfen sie ihm das Geld zu.
    Auch in den folgenden Runden gewann Orffyreus. Seine Erfolge wurden ständig von bissigen Kommentaren Gärtners begleitet.
    Während Murdoch sich zwischenzeitlich verabschiedet hatte, um, wie er ankündigte, »einigen Damen die Zeit zu vertreiben«, hatte die Marquise offenbar große Freude daran, dem Spiel zuzuschauen.
    Nachdem Orffyreus den bis dahin höchsten Gewinn eingestrichen hatte, schlug Gärtner mit beiden Händen auf den Tisch. »Ich hoffe, Ihr seid kein Scharlatan!«, rief er mit einem teuflischen Grinsen.
    Orffyreus legte das Kartenpaket in seiner Hand ab. »Wie meint Ihr das?«
    »Ich meine, dass Ihr Unmögliches für möglich behauptet.«
    Orffyreus neigte den Kopf zur Seite. »Redet Ihr noch vom Kartenspiel?«
    »Wovon soll ich sonst sprechen?«, entgegnete Gärtner mit geschauspielertem Unverständnis. Die Gäste von anderen Tischen schauten herüber, wer dort so laut diskutierte.
    »Ja, wovon soll er sonst sprechen?«, wiederholte die Marquise verwundert Gärtners Frage.
    »Marquise, wisst Ihr, wer dies ist?« Orffyreus deutete erregt auf Gärtner.
    Die Marquise zuckte mit den Schultern. »Er wurde mir als Hofbaumeister aus Dresden vorgestellt«, antwortete sie und ergänzte: »Er ist auf persönliche Empfehlung eines Hofrats hier, und dies genügt mir.«
    »Das ist Christian Gärtner, der mich und – schlimmer noch – meine Erfindung des Perpetuum mobile in mehreren Schriften schrecklich beleidigt hat. Als Betrüger hat er mich diffamiert! Der Landgraf würde ihn umgehend einsperren lassen, wüsste er von dessen Anwesenheit hier! Ich verlange seine umgehende Verhaftung!«
    Die Marquise verzog das Gesicht. »Mein lieber Orffyreus, keiner meiner Gäste wird

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