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Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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Stirn bildeten sich erste Schweißperlen.
    »Ich wusste nicht, dass die so weit gehen würden«, erwiderte Thor, der mittlerweile auf dem Holz der Saunabank saß und sein Handtuch gegen seine Nase drückte, um die Blutung endlich zu stoppen.
    »Wer sind ›die‹?«, fragte ich ungeduldig. Mir wurde immer heißer. Ich hasste Saunagänge und vertrug die Hitze nicht gut. Ein Thermometer an der Wand verriet mir, dass es in diesem Raum fast neunzig Grad war.
    »Die Elements Society«, antwortete Thor nüchtern.
    »Elements Society?«, wiederholte Julia.
    »Ein Ableger der Royal Society. Eine Gruppe von Verfechtern der Wissenschaft, die sich schon Mitte des neunzehnten Jahrhunderts von der Royal Society abgespalten hat. Die meisten Mitglieder sind harmlos. Fleißige Wissenschaftler, die der Menschheit viel Gutes tun. Aber es gibt dort auch eine andere Bewegung. Und die ist gefährlich.«
    »Warum sollten die hinter uns her sein?«, verlangte Julia zu wissen und wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn, der ihr in die Augen lief.
    »Ihr kennt sicherlich Isaac Newton …«, begann Thor.
    »Natürlich kennen wir Newton!«, rief Julia. »Aber was hat der damit zu tun?«
    »Er war über Jahrzehnte hinweg Präsident der Royal Society und hat sie entscheidend geprägt. Kurz vor seinem Tod hat er 1726 ein Dekret erlassen: Es verpflichtete alle damaligen Mitglieder, der Royal Society in London Meldung zu erstatten, wenn irgendwo auf der Welt der Name Orffyreus fiel. Nach seinem Tod geriet diese Verfügung in Vergessenheit. Doch die Elements Society hat nach ihrer Gründung all diese alten Dekrete aus den Archiven der Society wieder aufleben lassen. Bis heute müssen alle Mitglieder bei der Aufnahme in die Elements Society auf diese Verordnungen schwören …« Thor hielt inne und blickte kurz an sich hinab. Ein Teil des Blutes aus seiner Nase war ihm auch auf die Brust und den Bauch getropft. Er sah schrecklich aus.
    »Klingt wie bei den Freimaurern«, bemerkte ich und schüttelte den Kopf.
    »Und du hast dieses Gebot befolgt, als ich dir von den Druckplatten erzählt habe …«, sagte Julia.
    »… und den Namen Orffyreus erwähntest«, vollendete Thor den Satz. »Ja, ich habe es der Society gemeldet. Sie schickten sofort jemanden zu mir, der die Platten digitalisierte, druckte und vier von ihnen an sich nahm. Ich protestierte erst, aber man sagte mir, dass es von überragender Bedeutung sei. Man bat mich, die restlichen Platten zurückzuschicken und als wertlosen Plunder zu deklarieren. Das tat ich.«
    »Du hast mich angelogen«, stellte Julia fest.
    »War ja nicht das erste Mal …«, entgegnete Thor mit reichlich Sarkasmus in der Stimme.
    Ich sah, wie verletzt Julia war.
    »Die haben bei uns eingebrochen und vielleicht sogar versucht, uns zu töten!«, empörte ich mich.
    Thor sagte nichts dazu.
    »Was für einen Sinn hat diese Anweisung von Newton, Meldung zu machen, wenn der Namen Orffyreus auftaucht?«, wollte Julia wissen. »Was ist so besonders an diesem Scharlatan?«
    »Habt ihr seine Bücher gelesen?«, entgegnete Thor.
    Seine Nase hatte aufgehört zu bluten, und er nahm das Handtuch herunter. Endlich konnte ich mir sein Gesicht genauer anschauen. Er hatte ein nordisches Aussehen. Für mich sah er mit seinen langen blonden Haaren und den vielen Sommersprossen in seinem Gesicht nicht wie ein Wissenschaftler aus, sondern eher wie ein Surfer.
    »Alles, was wir wissen, ist, dass Orffyreus zu Lebzeiten behauptet hat, ein Perpetuum mobile erfunden zu haben«, antwortete Julia.
    »Eben!«, rief Thor und versuchte durch vorsichtiges Tasten herauszubekommen, ob sein Nasenbein gebrochen war.
    »Was heißt ›eben‹? Soll das heißen, es ist Orffyreus gelungen, ein Perpetuum mobile zu erfinden?«, fragte Julia verwundert. »Und was hätte diese Elements Society dagegen einzuwenden? Als eine Gesellschaft, die sich in den Dienst wissenschaftlicher Interessen stellt, müsste sie eigentlich froh sein über eine solche Erfindung.« Sie atmete schwer, während sie sprach. Offenbar litt auch Julia, deren schweißnasse Haare an ihrem Kopf klebten, stark unter der Hitze.
    »Was weißt du über das Perpetuum mobile?«, fragte Thor.
    Julia zuckte mit den Schultern. »Das, was jeder weiß. Es geht um die ewige Bewegung. Bislang dachte man, dies sei physikalisch unmöglich.«
    »Und wer sagt, dass es unmöglich ist?«
    Nun schaltete ich mich wieder in das Gespräch ein. »Physiker, Wissenschaftler – eben alle, die über

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