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Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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Bucheigner-Zeichen auszuweisen. Die kleinen Blätter wurden auf der Innenseite des vorderen Buch-Einbanddeckels aufgebracht und zeigten, aus wessen Bibliothek, also »ex libris«, das Buch stammte. Manchmal enthielten die Bücher auch Donatoren-Exlibris, die nicht den Eigentümer, sondern den Schenker eines Buches kennzeichneten. Über die Jahrhunderte hatte sich daraus eine eigene Kunstform entwickelt. Das Museum besaß eine beträchtliche Exlibris-Sammlung, und Thor hatte erheblichen Anteil an deren Zusammenstellung gehabt. Gerade seine hervorragenden Kontakte nach England hatten es ihm erlaubt, bedeutende Stücke aus größeren Sammlungen zu kaufen.
    Heute würdigte er die Ausstellung keines Blickes; er wollte nur noch nach Hause. Endlich erreichte er die Sicherheitstür zum Bürotrakt, die er mithilfe seines Magnetausweises öffnete. Wieder einmal schien er der Letzte zu sein, der so spät noch arbeitete. Kaum hatte er die Sicherheitstür hinter sich geschlossen, lauschte er, da er ein Geräusch zu hören glaubte; aber alles war ruhig.
    Zügig legte er die letzten Meter zu seinem Büro zurück. Er schaltete das Licht ein, fuhr seinen Computer herunter und griff nach seinem Mantel und der Aktentasche. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass die Fenster verriegelt waren, schloss er die Tür und machte sich auf den Weg zum Ausgang. Um diese Zeit konnte er durch einen Nebeneingang des Verwaltungstraktes das Museum verlassen.
    Die kalte Abendluft draußen tat ihm gut. Thor überlegte kurz, wo er am Morgen sein Auto geparkt hatte, und dann schlenderte er dorthin. Sogleich bemerkte er, dass der Kofferraumdeckel offen stand. Seitdem er den neuen Wagen hatte, passierte es ihm ab und zu, dass er beim Verlassen des Autos statt der Taste für das Schließen der Autotür den Knopf für das Öffnen des Kofferraumdeckels betätigte. Verdammte Technik, dachte Thor und drückte den Kofferraumdeckel zu.
    Er stieg ein und warf seine Tasche auf die Rückbank. Hinter ihm stand ein alter VW-Bus, der ihm das Ausparken erschwerte. Er plante noch, in das Fitnessstudio zu gehen, beschloss jedoch, dies nicht mit leerem Magen zu tun. Mit viel Glück fand er vor einem Sushi-Restaurant einen Parkplatz.
    Das Restaurant war eines dieser typischen japanischen Fischrestaurants, in denen die Teller mit den unterschiedlichen Sushi-Rollen auf einem Laufband im Kreis herumfuhren. Es war ungewöhnlich voll. Thor fand einen Platz an der Stirnseite, eingepfercht zwischen anderen Gästen. Er schaffte vier Sushi-Teller; dazu trank er einen Becher grünen Tee.
    Als er einige Zeit später wieder zu seinem Auto ging, stellte er zufrieden fest, dass der Kofferraumdeckel diesmal geschlossen war. Kaum saß er hinter dem Lenkrad, sah er auf den Beifahrersitz und erschrak. Hektisch drehte er sich um und stellte erleichtert fest, dass seine Sporttasche auf der Rückbank lag.
    Keine halbe Stunde später stand er im Fitnessstudio auf dem Stepper, um sich warm zu laufen. Während er mit den Beinen die Bewegung des Treppensteigens nachahmte, kontrollierte er seinen Puls auf dem kleinen Display. Der Puls ging schlagartig nach oben, als er in einem der Fernseher vor sich die Nachrichten des Tages sah.
    Seit der Sache mit Julia rechnete er täglich damit, zu dem Fall etwas in der Presse oder den Medien zu erfahren. Er fürchtete sich davor, irgendwann von einer vermissten jungen Frau aus Hamburg zu hören. Er hätte ja niemals geahnt, dass die Angelegenheit derartige Ausmaße annehmen würde. Für ihn war die Royal Society eine wissenschaftliche Vereinigung und keine Verbrecherorganisation. In die Elements Society war er eher durch Zufall hineingeraten; ein alter Studienkollege hatte ihn dort eingeführt. Das Konspirative und das Festhalten an Werten früherer Jahrhunderte hatten ihn irgendwie angelockt.
    Nun war er schockiert über den Fanatismus, den dieser Adams an den Tag legte. Es ging doch nur um ein paar alte Druckplatten. Aber jetzt lag es nicht mehr in seiner Macht, irgendwelche Geschehnisse aufzuhalten, auch wenn er für sie mitverantwortlich war. Ihn beschlich das ungute Gefühl, dass Adams zu sehr viel mehr fähig war, als er zugab. Aber was sollte er tun? Immerhin war er bereits Mitwisser verschiedener Delikte. Er hatte keine andere Wahl, als zu schweigen.
    Er erhöhte die Trittfrequenz. Im Fernsehen zeigten sie Bilder aus Moskau, das wegen mehrerer Waldbrände unter einer dichten Rauchwolke lag. Thor schaute sich um. Es war um diese späte Uhrzeit recht

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