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Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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leer. Nach dem Ausdauertraining absolvierte er lustlos einige Übungen an den Geräten und beschloss dann, es für heute gut sein zu lassen. Aber einen Saunagang würde er sich noch gönnen.
    Er wählte die mit 90 Grad heißeste Sauna. Als er sie mit seinem Handtuch betrat, war er nicht allein. Ein älterer Mann lag auf einer der Bänke und stöhnte, während er sich den Schweiß auf seiner faltigen Haut verrieb. Die in der Trockensauna hängende Sanduhr, auf der 15 Minuten stand, war durchgelaufen. Thor drehte sie um, und der Sand begann von oben nach unten zu rieseln. Fünfzehn Minuten waren eine gute Zeit. Kaum hatte er sich gesetzt, erhob der Mann sich, nahm sein Handtuch und verabschiedete sich mit einem Grummeln.
    Nun war Thor allein. Er schloss die Augen und genoss die Ruhe. Es roch nach Fichte, und erste Schweißperlen bildeten sich auf seiner Haut. Die Tür wurde wieder geöffnet, und ein Luftzug strich über seine Haut, die sich dadurch noch heißer anfühlte. Thor blinzelte und schaute, wer sich zu ihm gesellte.
    Sein Blick fiel geradewegs auf zwei hervorragend proportionierte Brüste, die ihm sehr bekannt vorkamen.

72
    Cassel, 1717
    Ein wenig nervös betrat Gärtner den Salon.
    Gravesande hatte ihm einen Kontakt zu Professor Gernsmann hergestellt, seines Zeichens Hofrat am Casseler Hof. Gärtner hatte daher nach seiner Ankunft in der Stadt – er logierte im Gasthaus Stadt Stockholm in der Mittelgasse – umgehend den Hofrat zu Hause aufgesucht. Den Vormittag über waren sie zunächst gemeinsam im Kunsthaus gewesen, und für den Abend hatte Gernsmann ihm eine persönliche Einladung für den Salon der Marquise de Langallerie verschafft.
    Gärtner war zu Fuß zu der ihm genannten Adresse in der Prinz-Wilhelm-Straße gegangen. Der Hofrat hatte ihm erzählt, dass die Marquise vor vier Jahren mit ihrem Ehemann, dem Marquis de Langallerie, erster Baron von Saintonge, nach Cassel geflohen war. Zuvor war der Marquis in Frankreich unter großem Brimborium vom katholischen zum reformierten Glauben übergetreten und hatte sich so den Zorn des französischen Hofes zugezogen. Unmittelbar nach der Ankunft in Cassel hatte der Baron die Marquise und ihre Kinder in der Obhut des Landgrafen allein gelassen und war weitergereist. Zuletzt machten Geschichten die Runde, wonach der Baron plante, mit Unterstützung der Türken den Papst zu stürzen, und dass er im zu Kurhannover gehörenden Stade verhaftet worden sei.
    Der Marquise schienen derartige Gerüchte nicht besonders zuzusetzen. Sie hatte sich schon bald nach ihrem Eintreffen in Cassel dem Landgrafen zugewandt und zwischenzeitlich einen weiteren Jungen geboren, von dem alle annahmen, dass er der Sohn des Landgrafen war.
    Als Gärtner der Marquise vorgestellt wurde, bedachte sie ihn mit einem freundlichen Lächeln. Doch schon im nächsten Moment wandte sie sich wieder ihrem Nebenmann zu, einem groß gewachsenen Mann in Offizierskleidung, der sich selbst als Monsieur du Roy vorstellte. Gärtner nahm sich eines der angebotenen Getränke und schlenderte mit dem Glas in der Hand durch die Reihen der Gäste. Das Appartement der Marquise erstreckte sich über drei Stockwerke, die Gesellschaft fand jedoch nur in der mittleren Etage statt. Die Räume waren vornehm eingerichtet und versprühten höfischen Glanz. In einer Ecke des Raumes spielte ein junger Musiker auf einem Cembalo.
    Gärtner ließ den Blick schweifen und suchte nach Orffyreus. Vom Concierge am Eingang hatte er erfahren, dass der Erfinder bereits vor ihm eingetroffen war. Einer der Lakaien deutete auf seine Frage hin zu einem ausgesprochen gut gekleideten Mann, der an einem der Spieltische stand. Orffyreus spielte offenbar selbst nicht, sondern schaute schweigend bei einer Partie Pharao zu.
    Gärtner trat näher heran. In dem Moment erhob sich einer der Pointeure vom Spieltisch und verließ diesen mit seinem Einsatz. Gärtner drängte sich an Orffyreus vorbei und setzte sich auf den frei gewordenen Stuhl. Nachdem er seine Mitspieler mit einer galanten Neigung des Kopfes begrüßt hatte, blickte er von unten herauf zu Orffyreus, der unmittelbar neben ihm stand.
    Der Erfinder schien ihn nicht zu erkennen. Einmal waren sie sich fast begegnet, jedoch hatte Orffyreus sich bei dem kleinen Überfall auf Gärtners Rufen hin nicht am Fenster gezeigt. Mit Scheiße hatte der Feigling ihn stattdessen bewerfen lassen!
    Gärtner wischte die Erinnerung an diesen Vorfall beiseite und wandte sich dem Spiel zu. Er beförderte aus

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