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Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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einigen Verstand verfügen!«
    »Die gesamte Wissenschaft also«, sagte Thor. »Und zwar alle. Schon Newton hat festgestellt, dass es perpetuierliche Bewegung nicht geben kann. Sie alle würden nachträglich als Idioten enttarnt, wenn es nun doch ein Perpetuum mobile geben würde!«
    »Wieso denn – irren ist doch menschlich«, erwiderte ich. »Außerdem gehört die Try-and-error -Methode genauso zur Wissenschaft wie die daraus folgenden Erkenntnisse.«
    Thor schaute mich an, als sei er erstaunt darüber, dass ich in der Lage war, gute Argumente vorzubringen. »Das Perpetuum mobile ist ein besonderer Fall, denn es verstößt gegen grundlegende Regeln der Naturwissenschaft: Wäre es trotzdem möglich, würde es alles infrage stellen! Wie sehr vertraut man einem Arzt, der nachweislich einen Kardinalfehler begangen hat? Wie sehr würde man der Wissenschaft noch vertrauen, wenn sie einmal grundlegend danebenliegen würde?«
    »Nie mehr«, antwortete Julia.
    Thor nickte zustimmend.
    »Übertreibt ihr nicht ein wenig?«, warf ich ein. Langsam wurde mir in der Hitze etwas schwindelig. Ich hatte zudem unerträglichen Durst.
    Thor beugte sich zu mir vor. »Die Menschheit hegt ein natürliches Misstrauen gegenüber der Wissenschaft. Viele Naturwissenschaftler wurden im Mittelalter auf Scheiterhaufen verbrannt. Und es hat sich seitdem nicht viel geändert. Geht heute bei der Forschung etwas schief, fällt die Welt wie eine Meute über die scheinbar Verantwortlichen her. Von der Explosion des Spaceshuttles Columbia hat sich die gesamte Raumfahrt bis heute nicht erholt. Sogar die Mondladung wird ernsthaft angezweifelt. Klonforscher gelten als Frankensteine. Stammzellenforschung wird aus ethischen Gründen bekämpft, bevor sie überhaupt begonnen hat. Und der Atomkraft begegnet man nach Tschernobyl und Fukushima gerade in diesem Land nicht nur mit purer Angst, man verdammt sie geradezu. Die Welt duldet heute die Wissenschaft als notwendiges Übel und lauert quasi auf deren Fehler.«
    »Und welche Rolle spielen dabei diese Elements-Leute?«, erkundigte ich mich. Kurz wurde mir schwarz vor Augen. Ich schüttelte mich.
    »Als die Royal Society gegründet wurde, war sie nichts anderes als eine Freiheitsbewegung. Sie hat den Grundstein dafür gelegt, dass Wissenschaft überhaupt in der Gesellschaft akzeptiert wurde. Ihr Motto lautete schon damals Nullius in Verba . Das bedeutet: »auf niemandes Worte schwören«. Die Royal Society hat diesen Geist der Freiheit jedoch über die Jahrhunderte verloren. Die Elements Society hingegen versteht sich heute noch als eine Freiheitsbewegung.«
    »Die Straftaten begeht, einbricht, verfolgt und, wenn es sein muss, sogar tötet?«, entgegnete ich.
    Thor blickte mich nachdenklich an und erklärte schließlich: »Das will ich nicht rechtfertigen. Aber Wissenschaftler konnten es sich noch nie leisten, Leben zu schonen. Weder das eigene noch das anderer.« Er machte eine kleine Pause und hustete, bevor er fortfuhr. Offenbar war ihm Blut in den Hals gelaufen. »Wissenschaftler töten jedoch niemals um des Tötens willen oder aufgrund niederer Motive, sondern stets für einen höheren Zweck. Die ersten Erfinder von Flugmaschinen verunglückten beim Jungfernflug. Ihre Leben ermöglichten erst den Menschheitstraum vom Fliegen. Andere riskierten zum Beweis der Richtigkeit ihrer Forschung ihr Leben in Selbstversuchen; viele starben dabei. Jeden Tag opfern wir bei Tierversuchen Lebewesen zum Wohle der Gemeinschaft. Und selbst heilende Medikamente haben unter Umständen tödliche Nebenwirkungen …«
    »In Tschernobyl und Hiroshima sind Zehntausende an der Atomenergie zugrunde gegangen; in den Konzentrationslagern wurden von den Nazi-Ärzten im Namen der Forschung grausame, menschenverachtende Versuche unternommen«, empörte sich Julia.
    »Siehst du – deine Bemerkung beweist die Vorbehalte gegen die Wissenschaft!«, rief Thor. »Nun, ich gebe zu, Wissenschaft lässt sich sehr gut missbrauchen. Du kannst ein Messer benutzen, um Brot für Hungernde zu zerteilen oder um einem Verletzten eine Gewehrkugel herauszuschneiden. Aber du kannst es auch verwenden, um jemanden damit umzubringen. Dennoch würde niemand auf die Idee kommen, dem Messer die Schuld für einen Mord zu geben!«
    »Welche höheren Zwecke sollen denn zum Töten berechtigen?«, wollte ich von Thor wissen. Ich schaute auf das Thermometer. Es zeigte 89 Grad an.
    »Wie wäre es mit dem Erhalt der Menschheit?«, antwortete Thor.
    »Und dient es dem

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