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Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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ist passiert?«, fragte sie entsetzt.
    »Geben Sie mir das Telefon, schnell!«, verlangte der Mann außer Atem, ohne auf die Frage einzugehen.
    Die junge Frau stellte das Telefon auf den Tresen und wich ängstlich einen Schritt zurück. Er wählte mit blutverschmierten Händen hektisch eine Nummer.
    »Sie hatten recht. Sie waren hier!«, schrie er aufgeregt in den Hörer. »Vor zehn Minuten! Sie können noch nicht weit sein. Orten Sie mein Mobiltelefon, sie haben es bei sich.« Nachdem sein Gesprächspartner etwas gesagt hatte, drehte er der Frau an der Rezeption den Rücken zu und sprach im Flüsterton in die Muschel. »Denken Sie an Ihr Versprechen, und halten Sie mich da raus. Ich möchte ab sofort nichts mehr damit zu tun haben!« Er legte auf und warf der Frau hinter dem Tresen ein erschöpftes Lächeln zu.
    »Soll ich einen Arzt rufen?«, fragte sie besorgt.
    »Nein, geht schon. Geben Sie mir nur ein Wasser. In einem großen Glas!«
    Der Mann setzte sich, nackt wie er war, auf einen der Barhocker.

74
    Cassel, 1717
    »Es ist spät, geh ins Bett. Und schließ das Fenster, du wirst dir sonst wieder die Blase verkühlen.«
    Orffyreus drehte sich um. In der Tür stand Barbara. Sie trug ihren Herzschützer, ein weißes Nachthemd, welches bis zu ihren Fußknöcheln reichte.
    Barbara warf ihm einen ebenso vorwurfsvollen wie besorgten Blick zu. »Man erzählt sich, du hättest eine Wette abgeschlossen. Angeblich um eine Summe von zweitausend Talern?«
    »Das ist richtig«, antwortete Orffyreus missmutig. »Dieser Gärtner hat mich herausgefordert. Ich konnte nicht ablehnen, ohne mein Gesicht zu verlieren.«
    »Du wirst dein Gesicht verlieren, wenn du die Wette nicht gewinnst. Und nicht nur das. Wir haben keine zweitausend Taler. Wir würden alles verlieren. Gärtner und seine Gesellen würden uns schröpfen bis aufs Blut.« Barbara sprach leise, um die Kinder nicht zu wecken, aber die Empörung in ihrer Stimme war nicht zu überhören.
    »Ich weiß«, erwiderte Orffyreus. »Aber ich kann diese Wette nicht verlieren. Alles, was ich tun muss, ist einmal mein Rad anstoßen, und das Rad übernimmt den Rest.«
    »Du hast es noch niemals ununterbrochen dreißig Tage lang laufen lassen«, entgegnete Barbara.
    »Aber das kann es. Es könnte auch ein Jahr oder hundert Jahre laufen!«
    »Und wenn etwas bricht? Was, wenn sich etwas verklemmt?«
    »Jetzt hör auf, den Teufel an die Wand zu malen und dir Sorgen zu machen!«, sagte Orffyreus mit einem Male ärgerlich. »Die Wette wird erst in einigen Wochen stattfinden, wenn die Gemächer im Schloss Weißenstein für den Winter geräumt werden. Komm lieber und schau dir dies hier an!« Er winkte Barbara zu sich herüber.
    Sie trat zu ihm heran und beugte sich hinunter. »Was zeichnest du dort?«, fragte sie.
    »Das meine ich nicht. Schau hinaus am Himmel.« Orffyreus deutete durch das geöffnete Fenster. »Siehst du die sieben hellen Sterne dort oben, über dem Haus, in dem der Jude wohnt? Wenn man Verbindungslinien zwischen ihnen zieht, erinnert dieses Muster an einen Wagen. Vorne die drei Sterne bilden die Deichsel, und hinten siehst du den Karren!«
    Barbaras Blick folgte seinem Zeigefinger, und sie nickte.
    »Und nun schau dort zu den Sternen hinüber.« Orffyreus deutete weiter nach Osten. »Sie ergeben das Sternbild Löwe. Kannst du sie erkennen?«
    Barbara suchte den Himmel ab, schüttelte aber den Kopf. »Nein – wo denn?«
    Orffyreus schob sie zurück und starrte weiter hinaus in die dunkle Nacht. »Ich frage mich, warum der Herr die Sterne dort oben an den Himmel gesetzt hat und warum in dieser Anordnung. Es muss irgendein System dahinterstecken, das wir noch nicht erkannt haben.«
    »Hätte der Herr gewollt, dass wir es verstehen, hätte er es nicht so geplant, dass wir nachts die Augen schließen; und dies solltest du nun auch tun«, stellte Barbara nüchtern fest. Sie machte einen Schritt weg vom offenen Fenster.
    »Vielleicht wollte er aber auch die Wenigen belohnen, die die Augen nicht schließen, sondern nach einer Antwort suchen?«, entgegnete Orffyreus.
    »Und was genau soll dort oben am Firmament wohl verborgen sein?«, fragte Barbara, die mittlerweile mit verschränkten Armen fröstelnd an der Tür stand.
    Orffyreus löste den Blick vom Fenster und schaute sie aus müden Augen an. »Nicht mehr und nicht weniger als die Ewigkeit könnte man dort verstecken«, sagte er mit verträumter Stimme.
    »Oder eine kapitale Blasenentzündung«, erwiderte Barbara und ging

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