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Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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Verpflichtungen als Soldat zu entfliehen, sich dies besonders gut überlegen!« Bei diesen Worten drehte er sich im Kreis, um möglichst zu allen in der Gasse aufgestellten Soldaten zu sprechen. »Nun bringt ihn fort, und reinigt ihm seine Wunden gründlich mit Salz!«
    Gleich mehrere der Peiniger sprangen zu dem Verletzten und zogen ihn halb ohnmächtig davon.
    Der diensthabende Hauptmann, der den Gassenlauf beobachtet hatte, trat an Schwander heran. »Warum habt Ihr ihn begnadigt?«, fragte er streng und schaute auf ihn herab.
    Seit er seine Perücke mit einer Mischung aus Mehl und Wasser anklebte und nicht mehr befürchten musste, dass diese verrückte, machte es ihm nichts mehr aus, wenn er angestarrt wurde. Er machte einen Schritt nach vorn und stellte sich auf die Zehenspitzen. »Seid Ihr schon einmal begnadigt worden?«
    »Wie sollte ich, Ihr Narr – ich wurde schließlich noch niemals verurteilt«, entgegnete der Hauptmann entrüstet.
    »Hättet Ihr einmal die Ehre der Gnade erfahren, wüsstet Ihr, was sie bewirkt. Der arme Hund wird dem Heer in Zukunft ein treuerer und besserer Soldat sein als all die Lumpen, die ihn soeben gepeinigt haben.«
    Der Offizier musterte den Profos misstrauisch. »Seid Ihr denn schon einmal begnadigt worden?«
    Der kleine, untersetzte Mann nickte. »Allerdings!«
    Der Hauptmann schaute erstaunt. »Wessen Verbrechen habt Ihr Euch schuldig gemacht?«
    »Ich bin desertiert«, antwortete der neue Profos wie selbstverständlich.
    Der Hauptmann packte den Griff seines Degens und wich erschrocken zurück. »Ihr seid desertiert?«, rief er und schaute sich Hilfe suchend um.
    »Ja, und zwar von Gott!«, antwortete der Profos und entfernte sich unter den verwunderten Blicken des Hauptmanns.

89
    Erschrocken zog ich die Taschenlampe zurück. Mein Herz krampfte sich zusammen. Julia hatte recht gehabt: Sie waren uns gefolgt. Und nun war Julia dort oben in ihrer Gewalt.
    »Komm rauf mit dem, was du gefunden hast!«, befahl eine dunkle Männerstimme mit russischem Akzent.
    Doch ich kletterte wieder hinab zum Boden der Statue und lehnte mich schwer atmend an das Gerüst. Was sollte ich tun?
    »Wir haben das Mädchen!«, rief der Mann.
    Ich leuchtete wieder nach oben. Im Schein der Taschenlampe erschien dasselbe Gesicht wie eben, etwa zehn Meter über mir. Unter kurzen blonden Haaren erkannte ich ein Paar schmaler Augen, die geblendet in meine Richtung schauten. Seine Gesichtszüge waren auffällig markant; und während er sprach, schien er zu lächeln.
    »Entweder du kommst rauf, oder wir werfen das Mädchen zu dir runter und holen uns, was du da hast!« Bei den letzten Worten verschwand der Kopf und tauchte kurz darauf mit Julia neben sich wieder auf.
    Jemand hielt ihr den Mund zu, und ich konnte im schwachen Licht der Taschenlampe nur wenige Augenblicke ihre weit aufgerissenen Augen erkennen. Als Julias Kopf wieder verschwand, schaltete ich rasch die Taschenlampe wieder aus. Mein Instinkt sagte mir, dass die Männer dort oben uns vermutlich beide umbringen würden, wenn ich nun zu ihnen hinaufstieg. Hier draußen konnte sie kaum etwas davon abhalten. Ich griff in meine Hosentasche und fühlte den metallischen Gegenstand mit der Inschrift, den ich gefunden hatte. Ich hatte immerhin ein Pfand. Das Problem war nur, dass letztlich nichts die Männer dort oben daran hindern würde, zu mir hinabzusteigen, mir das Pfand abzunehmen und uns beide gefangen zu nehmen oder gar zu töten. Wollten wir überleben, musste ich das Pfand außer Reichweite bringen – und am besten mich dazu, auch wenn mir der Gedanke schwerfiel, Julia allein zu lassen.
    Ich leuchtete gegen die Innenwand der Statue. Sie bestand aus einzelnen Platten. Ich trat dagegen. Eine Platte gab sofort ein Stück weit nach und verschob sich. Der Herkules war über die Jahre morsch geworden. Ich holte erneut aus und trat noch einmal mit voller Kraft zu. Die Befestigungen der Platte lösten sich fast vollständig. Ich brauchte nur ein wenig daran zu zerren, und schon hatte ich sie entfernt. Durch das quadratische Loch peitschten Windböen das Wasser hinein. Ich hoffte, dass man oben durch den Sturm und Regen nichts davon mitbekommen hatte.
    »Ich komme hoch!«, rief ich. »Tun Sie ihr nichts, ich tausche sie gegen das, was ich hier gefunden habe!«
    »Sehr vernünftig!«, antwortete von oben eine Stimme.
    »Beeil dich aber, sonst lernt deine Freundin fliegen!«, brüllte ein anderer.
    Ich trat gegen die nächste Platte. Nach dem zweiten

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