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Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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ein paar Monate oder Jahre?«, rief der Landgraf ihm hinterher.
    Orffyreus öffnete die Tür und trat auf den Gang.
    In einiger Entfernung stand Anthoni. »Ist er dort drinnen?«, fragte er aufgeregt, wobei jedes Wort von einem Hicksen begleitet wurde. »Geht es ihm gut? Die Gesellschaft ist in Sorge, weil er so überstürzt fortging! Man schickt mich, um Erkundigungen einzuholen!«
    »Es ist alles in Ordnung; nur eine kleine Unpässlichkeit!«, beruhigte Orffyreus ihn. Der Goldschmied schien erleichtert. Orffyreus zögerte kurz, dann zog er ihn beiseite. »Meister Anthoni, ich möchte mich noch einmal bei Euch bedanken!«
    Anthoni warf Orffyreus einen bestürzten Blick zu und wich zur Seite.
    »Was ist, Ihr seid so bleich?«, fragte Orffyreus verunsichert.
    »Alles ist gut, nur dankt mir nicht …«, entgegnete Anthoni.
    »Es ist mir eine Herzensangelegenheit. Darum nehmt dies als Zeichen meiner Dankbarkeit.« Orffyreus griff in seine Rocktasche und hielt Anthoni einen kleinen Taschenspiegel in der Form einer Brosche entgegen. »Er ist aus Venedig. Ein seltenes Stück. Er zeigt Pasiphaë. Ihr als Goldschmied wisst eine solche Arbeit sicher zu schätzen.«
    Anthoni zögerte. Ein aufgeregter Hickser entglitt ihm. »Ich …«
    »Nehmt ihn und beleidigt mich nicht!«, forderte Orffyreus nun beinahe ärgerlich. Anthoni nahm den Spiegel entgegen. Orffyreus zog ihn zu einer kurzen Umarmung heran und klopfte ihm dann auf die Schulter.
    »Ich werde hinuntergehen und die frohe Botschaft überbringen, dass es dem Landgrafen wieder gut geht!«, verkündete er.
    »Ich komme gleich nach!«, sagte Anthoni, während Orffyreus bereits den Gang hinuntereilte.
    Anthoni schaute auf den kleinen Taschenspiegel in seiner Hand. Er öffnete ihn und starrte auf sein Spiegelbild. Erschrocken klappte er ihn wieder zu und verstaute ihn in einer Tasche seines Gehrocks. Mit langsamen Schritten folgte er Orffyreus in die Richtung, aus der die Musik kam.

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    »Ich ergebe mich!«, wiederholte ich und streckte ein weiteres Mal die Arme hoch.
    »Kommen Sie mit, ich will Ihnen helfen!«, entgegnete Scheffler, drückte meine Arme herunter und schob mich tiefer in den Gang hinein, der hinter ihm begann. Ich wehrte mich dagegen, vorwärtsgeschoben zu werden, und schaute Scheffler, dessen Gesicht nun unmittelbar neben meinem war, in die Augen.
    »Sie wollen mir helfen?«
    Scheffler lächelte. »Hier geht es hinaus. Wir haben nicht die Zeit, das jetzt zu diskutieren. Ich denke, Sie haben keine andere Wahl, als mir zu vertrauen.« Er blickte an mir vorbei. Irgendwo hinter uns waren Schritte und das laute Gebrüll von mehreren Männern zu hören.
    »Dann los!«, sagte ich, und wir liefen weiter.
    »Von diesem Gang zweigt ein Stollen ab, der bis zum Sichelbachbecken führt«, erklärte Scheffler, während wir rannten. »Der Stollen hat den Zweck, die Wasserspiele mit Wasser zu versorgen. Wenn die Wasserspiele nicht laufen, kann man hindurchgehen. Es gibt kurz vor der Schleuse am Sichelbachbecken einen Notausstieg!«
    Obwohl wir erst einige Meter zurückgelegt hatten, war er bereits völlig außer Atem. In seinem Gesicht erkannte ich frische Wunden. Er leuchtete mit der Taschenlampe nach rechts. Wie von ihm angekündigt, ging dort von unserem Gang ein in den Fels geschlagener Stollen ab.
    »Wie lang ist dieser Gang hier?«, fragte ich Scheffler.
    »Etwa vierhundert Meter! Aber es geht überwiegend bergauf!«
    Wir erreichten die Abzweigung zum Stollen und bogen in ihn ein. Wenig später wurden wir immer langsamer. Scheffler konnte mein Tempo nicht mehr mithalten.
    »Warten Sie, nicht so schnell!«, rief er schließlich nach Luft ringend. Ich schaute ängstlich zurück. »Vertrauen Sie mir!«, sagte er.
    Ich drosselte mein Tempo und blickte erneut zurück. Hinter uns schien alles ruhig zu sein. Der Stollen machte eine Biegung. Plötzlich spürte ich etwas an meinem Bein und stieß einen kurzen Schrei aus.
    »Ratten!«, bemerkte Scheffler.
    Er leuchtete auf den Fußboden, und ich erspähte im Schein des Lichts eine nackte Schwanzspitze. Nach einer weiteren Biegung blieb Scheffler vor einer Eisenleiter stehen, die an der Wand befestigt war und steil nach oben führte.
    »Da rauf!«, rief er mir zu. »Ich gehe vor!«
    Ich versperrte ihm den Weg. »Ich gehe vor!«
    »Ich weiß, wie man oben den Deckel öffnet«, erwiderte er und blickte mich eindringlich an.
    Ich trat zur Seite. Mit erstaunlicher Geschicklichkeit zog er sich die eisernen Streben hinauf. Ich

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