Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
Vom Netzwerk:
ich befürchtete, dass bei den Kaskaden jemand auf mich wartete. Nun lief ich auf eine der Grotten zu, die in den Innenhof des Oktogons führten, wo die Wasserspiele ihren Anfang nahmen. Ein runder Torbogen führte durch die Grotte in das Untergeschoss des Oktogons. Ich drehte mich um. Auch der andere hatte sich wieder aufgerappelt und folgte mir. Er war vielleicht zwanzig Meter hinter mir, schien allerdings zu humpeln. Die kalte Luft brannte in meinen Lungen, und mit meinen Turnschuhen rutschte ich immer wieder aus. Ich eilte in das Untergeschoss des Oktogons. An der hinteren Wand entdeckte ich einen Ausgang und lief dort hinein. Schwer atmend blieb ich stehen, um mich zu orientieren. Plötzlich bemerkte ich jemanden direkt neben mir.
    »Okay, ich ergebe mich!«, rief ich und hob meine Hände in die Höhe.
    Die Gestalt neben mir schaltete eine Taschenlampe an und leuchtete sich selbst an. »Ich bin es!«
    Ich schaute in das halb im Licht und halb im Schatten liegende Gesicht des Antiquitätenhändlers Scheffler. In der einen Hand hielt er die Lampe, in der anderen ein Gewehr.

90
    Cassel, 1717
    Der Landgraf ruhte auf einer Chaiselongue. Seine Augen blickten matt auf Orffyreus, der in einem mit rotem Samt bezogenen Stuhl vor ihm saß.
    »Eure Durchlaucht, was ist mit Euch? Heute ist ein gewaltiger Tag. Siebzehn Jahre habt Ihr darauf gewartet, und nun ist es vollendet!«
    Der Landgraf nickte und lächelte müde. »Ihr habt recht. Es ist ein großer Tag. Wisst Ihr noch, als wir im Palazzo Farnese in Rom erstmals vor dieser Statue standen? Ihr wart es, der mich mehr als ein Jahrzehnt später an dieses Kunstwerk erinnerte und mir deren Aufstellung hier in Cassel nahelegte!«
    »Ich weiß«, antwortete Orffyreus. »Und sie sieht herrlich aus, jetzt, wo sie da oben auf der Pyramide thront! Meister Anthoni hat sich selbst übertroffen!«
    »Ich habe ihn dafür reich belohnt. Amüsiert er sich noch?«
    »Alle amüsieren sich, nur Ihr fehlt. Deshalb bin ich gekommen, um mich nach Eurem Wohlbefinden zu erkundigen.«
    »Mir fehlt nichts, mein lieber Freund. Ich bin nicht mehr der Jüngste, und Feierlichkeiten erschöpfen mich. Auch musste ich heute wieder an Amalia denken.«
    »An Eure verstorbene Frau Gemahlin, nicht wahr?«, fragte Orffyreus.
    »Gern hätte ich den Anblick von hier unten hinauf zu den Kaskaden mit dem Schloss und dem darüber thronenden Herkules mit ihr geteilt.«
    »Was ist mit der Marquise?«
    Der Landgraf schnaubte verächtlich. »Sie wärmt mein Bett, aber nur in geringem Maße mein Herz. Sie ist durchaus geeignet, die Einsamkeit zu vertreiben, aber nicht den Schmerz.« Er seufzte, dann zwang er sich zu einem Lächeln. »Was macht Eure Wette?«
    »Was soll sie schon machen«, entgegnete Orffyreus betont gelassen. »In ein paar Tagen wird der versiegelte Raum geöffnet, und dann werden wir der Welt beweisen, dass ich ein Ehrenmann bin und meine Erfindung echt ist!«
    »Das hoffe ich«, sagte der Landgraf.
    Orffyreus bemerkte sein Zögern. »Was habt Ihr?«
    Der Landgraf räusperte sich. »Ihr wisst, dass ich nichts für Euch tun kann, wenn Ihr die Wette verliert?«
    »Wie meint Ihr das?« Orffyreus konnte die Nervosität in seiner Stimme nicht verbergen.
    »Die Welt, sie schaut auf uns. Das Volk verfolgt jeden meiner Schritte. Jeder Taler, den ich ausgebe, wird gezählt. Jeder, dem ich meine Gunst erweise, wird gewogen. Sollte man Euch aufgrund dieser dummen Wette für zu leicht befinden – und wenn es nur an einer defekten Schraube, einer gesprungenen Feder oder einem klemmenden Rädchen liegt –, ich müsste Euch wohl fallen lassen!«
    Orffyreus richtete sich auf. »Seid unbesorgt. Es kann nichts passieren!«
    Der Landgraf atmete tief durch und zwang sich zu einem Lächeln, das Fröhlichkeit vorschützen sollte. »Dann ist es gut. Also geht und verlebt ein paar schöne Stunden bei den Feierlichkeiten! Ich bleibe hier und lausche der Musik aus der Ferne!«
    Orffyreus erhob sich. »Für mich ist das Bauwerk des Herkules noch nicht vollendet, Eure Durchlaucht. Habt Ihr schon Zeit gefunden, meinen überarbeiteten Kostenvoranschlag einzusehen? Wie von Euch gewünscht, habe ich mit weniger kostspieligen Werkstoffen geplant und auch an anderer Stelle gespart.«
    »Noch nicht, mein Freund, aber ich werde es bald tun!«, versprach der Landgraf.
    »Es steht mir nicht zu, Euch zu hetzen, Eure Durchlaucht!« Orffyreus verbeugte sich und schritt rückwärts zur Tür.
    »Was sind aus Sicht des Perpetuum mobile schon

Weitere Kostenlose Bücher