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Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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das Rad zu. Mit einem ächzenden Geräusch drehte es sich in eine Richtung, begleitet von einem regelmäßigen klackernden Geräusch aus dem Inneren. Er blieb davor stehen und hielt die Kerze in die Luft. Dann griff er mit der freien Hand nach dem Rad. Mit einiger Mühe und erst nach mehreren Versuchen gelang es ihm, das Rad zum Stehen zu bringen. Gärtner ging um das Rad herum.
    »Nun werden wir mal schauen, was sich im Inneren verbirgt!«, sagte er zu sich selbst. »Auf diesen Moment habe ich so lange gewartet!«
    Er versuchte, mit der Hand eines der Bretter zu lösen. Doch sie waren so fest vernagelt, dass es ihm nicht mit der bloßen Hand gelang. Gärtner griff an seinen Gürtel und zog ein langes Messer heraus.
    Er war froh, als er den Korridor mit den Schlafgemächern hinter sich gelassen hatte. Die Wachen erledigten ihren Dienst lieber in den verlassenen Seitenflügeln, in denen man keine der Herrschaften stören konnte. Um von einem Flügel in den anderen zu gelangen, musste man eine der Wendeltreppen hinabsteigen, ein Stück im Erdgeschoss des Schlosses zurücklegen und dann über eine der Ecktreppen hinauf in den anderen Flügel gehen. Er eilte die Treppe hoch.
    Gerade wollte er in den Korridor einbiegen, den er zu bewachen hatte, als er eine Stimme vernahm. Abrupt blieb er stehen.
    Gärtner setzte das Messer an einer der Brettkanten an, um sie aufzubiegen.
    Im selben Moment rief Ruprecht leise von der Tür: »Es kommt jemand! Ich habe eine Stimme gehört!«
    Gärtner steckte das Messer zurück in die Scheide und eilte zur Tür. In einiger Entfernung am Ende des Ganges hörte er Männerstimmen. Schnell schloss er die Flügeltüren und befahl Ruprecht mit flüsternder Stimme: »Das Siegel! Mach das Siegel!«
    Mit zitternden Händen drückte Ruprecht das Siegelwachs auf die Tür, genau an die Stelle, wo das alte Siegel gesessen hatte. Gärtner griff in den Kasten und entnahm das Siegel der Marquise. Dies drückte er mit aller Kraft in das Wachs.
    »Kommt schnell, Herr!«, wisperte Ruprecht und zog an seinem Ärmel.
    Gärtner schubste ihn beiseite. »Erst das Siegel!«, fauchte er.
    »Was läufst du hier herum?«, fragte ihn eine Stimme vom Fuße der Treppe.
    Er beugte sich hinunter. Unten stand Gottfried Schlicker, einer seiner Kameraden aus der Garnison. Er hatte heute die Gartenwache.
    »Die Marquise hatte mich holen lassen, weil sie Eindringlinge vermutete«, antwortete Teuber. »Es war aber nichts.«
    »Ich wollte gerade zu dir. Ein Mädchen hat mir diesen Krug Bier für dich mitgegeben! Ein leckeres Persönchen!«
    »Zügle dich! Das ist meine Cousine!«, entgegnete Teuber mit gespielter Empörung und eilte frohen Schrittes die Stufen hinunter.
    »Augenblick!«, sagte Schlicker, als Teuber nach dem Krug griff. »Du weißt, dass es verboten ist! Mundraub – und dann auch noch während des Dienstes!«
    »Du wirst doch nichts verraten?«, fragte Teuber ängstlich.
    »Das nicht«, antwortet Schlicker und grinste. »Aber eine kleine Bestechung ist fällig!« Er setzte den Krug an seinem Mund an und nahm einen großen Schluck. Dann strich er sich mit dem Handrücken den Schaum von den Lippen und überreichte Teuber den Krug.
    »Vielen Dank!«, sagte er und stieg behutsam mit dem Krug die Treppe hinauf. »Eine gute Nacht noch!«
    »Ebenso!«, rief Schlicker von unten.
    Teuber bog mit dem Krug in der Hand um die Ecke. Vor ihm lag der Flur, der zu dem versiegelten Gemach führte. Mit vorsichtigen Schritten, um ja nichts von dem köstlichen Bier zu verschütten, ging er zu der Tür. Dort angekommen, lehnte er seine Muskete an die Wand und nahm einen kräftigen Schluck.
    Sein Blick fiel auf den Boden. Er bückte sich und hob etwas auf. In der Hand hielt er ein kleines Stück roten Siegelwachses. Er drehte sich um und betrachtete das Siegel an der Tür. Es war unversehrt. Mit dem Finger schnippte er das Stückchen in seiner Hand weg und nahm einen weiteren kräftigen Schluck Bier. Was für ein Genuss!
    Die Nacht hatte doch noch eine gute Wendung genommen.

93
    Scheffler leuchtete die beiden Männer an, die langsamen Schrittes auf uns zukamen. Einer der beiden schien ungefähr so alt wie ich zu sein, der andere war deutlich jünger.
    »Fang!«, rief Scheffler und warf einem der beiden das Gewehr zu. Er fing es geschickt mit einer Hand.
    Verwirrt schaute ich zu Scheffler hinüber. Er registrierte meinen erstaunten Blick.
    »Keine Angst, die gehören zu mir!«, sagte er mit einem breiten Lächeln. Dann drehte er sich

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