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Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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schüttelte den Kopf. Immer noch war ich nicht sicher, ob ich ihm vertrauen sollte. »Wohin fahren wir überhaupt?«, fragte ich.
    »In den Habichtswald. Es gibt dort eine Hütte, die der Familie eines befreundeten Waldbesitzers gehört. Sie steht seit über zwanzig Jahren leer. Wir haben sie die letzten Tage hergerichtet. Dort findet uns niemand.«
    Der Wagen stoppte, und wir stiegen aus. Das Licht der Autoscheinwerfer fiel auf eine kleine Holzhütte, die an einen Hang gebaut war. Im Dunklen erkannte ich eine Veranda, die von hölzernen Pfeilern gestützt wurde. David leuchtete mit der Taschenlampe einen Weg aus. Über einige Holzstufen gelangten wir auf die Veranda.
    Bei jedem Schritt spürte ich, wie die nasse Kleidung an meinem Körper klebte. Ich blickte auf meine Jeans, die von unten bis oben mit schwarzem Schlamm verschmutzt war und nach Fledermauskot stank. »Ich bräuchte eine Dusche«, sagte ich.
    Steve lachte laut auf, und David erklärte: »So etwas haben wir hier nicht. Doch um die Ecke steht ein Holzbottich mit Regenwasser.«
    Scheffler öffnete die Tür der Hütte, die nicht abgeschlossen war. Ein Geruch nach feuchtem Holz schlug mir entgegen. Steve entzündete neben dem Eingang eine alte Öllampe. Ich blickte in einen großen Raum. Die Wände bestanden zu allen Seiten aus ganzen Baumstämmen, die waagrecht übereinandergelegt worden waren. Mitten im Raum stand ein Bett auf Rollen, das aussah, als stamme es aus einem Krankenhaus. Ich deutete darauf und schaute fragend in die Runde.
    »Darin haben wir unseren Vater aus dem Krankenhaus geholt«, erzählte David. »War eine Sauarbeit, es hier reinzuschleppen.«
    »Es passte genau in den Lieferwagen«, ergänzte Steve grinsend.
    »Vater?«, fragte ich.
    »Ja, wir sind seine Söhne«, antwortete David.
    Ich schaute Scheffler an, der im Schein der Öllampe noch älter wirkte. Erst jetzt fiel mir die Ähnlichkeit zwischen den drei Männern auf.

96
    Cassel, 1717
    Orffyreus war verwundert.
    »Wer sind die vielen Menschen hier?«, fragte er den zufällig neben ihm stehenden du Roy.
    Der Offizier schmunzelte. »Die Marquise hat Einladungen für den heutigen Tag verschickt. Ich kenne niemanden in Cassel, der keine Invitation erhalten hat.«
    Orffyreus blickte sich um. Um ihn herum bewegten sich Männer und Frauen aus den adeligen und bürgerlichen Familien Cassels. Manche Gesichter kannte er, andere hatte er noch niemals zuvor gesehen. Viele waren so elegant gekleidet, als hätte der Hof zum Ball geladen. Diener gingen umher und reichten Getränke und Speisen auf silbernen Tabletts. Irgendwo spielte ein kleines Orchester.
    Nur wenige Meter von ihm entfernt erkannte Orffyreus die Marquise. Er ging auf sie zu. Kurz bevor er sie erreichte, sah er, dass Gärtner neben ihr stand. Er schien ausgesprochen gut gelaunt. Orffyreus versuchte, sich nach rechts abzuwenden, doch es war zu spät.
    Die Marquise hatte ihn bereits entdeckt und rief: »Da ist er ja, der erklärte Erfinder. Kommt herüber zu mir! Ich möchte Euch vorstellen!«
    Orffyreus setzte ein Lächeln auf und ging zu der kleinen Gruppe, deren Mittelpunkt die Gastgeberin war.
    »Meine Herren, wenn ich vorstellen darf: Der hoch gerühmte und viel gelobte Inventore Orffyreus! Er sagt von sich, die ewige Bewegung entdeckt zu haben. In wenigen Augenblicken werden wir überprüfen können, ob er tatsächlich ein Genius unserer Zeit ist oder aber – nur ein Luftikus!« Die Marquise lachte schrill und warf dabei ihren Kopf in den Nacken. Sie deutete auf ihren Gesprächspartner unmittelbar zu ihrer Linken. »Verehrter Erfinder, wenn ich vorstellen darf: Professor Willem Jacob’s Gravesande. Er ist ebenfalls ein Astronom, Physiker und Mathematikus und eigens zum heutigen Ereignis aus Leiden zu uns gekommen. Der Professor ist Mitglied der Royal Society in London!« Sie schaute nach rechts und stellte fest: »Monsieur Gärtner kennt Ihr ja schon.«
    Gärtner grinste Orffyreus siegessicher entgegen.
    Orffyreus ignorierte ihn und wandte sich Gravesande zu. »Es ist mir eine Ehre, dass Ihr meiner Erfindung wegen den weiten Weg von Leiden hierhergekommen seid. Ich hoffe, Ihr findet Gefallen daran!«
    »Ich habe viel von Euch und Eurem Perpetuum mobile gehört«, entgegnete Gravesande und schenkte Orffyreus ein Lächeln. »Bis nach London erzählt man sich mittlerweile davon. Ich bin gespannt, wie die Wette heute endet. Wenn Ihr erlaubt, würde ich das Rad nachher gern inspizieren.«
    »Es wäre mir eine Ehre, Professor«,

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