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Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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Polizei zu benachrichtigen.
    »Wir sollten die Polizei rufen!«, sagte ich halb zu mir selbst, halb zu Steve, der neben mir stand und damit beschäftigt war, das Auto von Tannenästen zu befreien. Er war etwas größer als ich, hatte kurz geschnittenes Haar und wirkte durchtrainiert.
    Steve schüttelte den Kopf, ohne mich anzuschauen. »Das würde nichts bewirken. Sie sind mächtig, haben überall Kontakte. Die Einzigen, die im Gefängnis landen würden, wären wir. Wenn sie uns nicht vorher erledigen!«
    Scheffler öffnete die Schiebetür, und nach einem kurzen Zögern stieg ich mit ihm auf die Ladefläche und kauerte mich hin. Steve und David nahmen vorne Platz. Wir fuhren rückwärts aus einem Feldweg hinaus und wurden immer wieder wegen der vielen Schlaglöcher durchgeschüttelt. Ich suchte Halt an einer Lasche, die zum Sichern von Ladung neben meinem Kopf an der Innenwand angebracht war. Mir gegenüber saß Scheffler, der mich mit einem müden Lächeln anschaute und versuchte, die Stöße mit seinen aufgestützten Handflächen ein wenig abzufedern.
    »Wer hätte das gedacht, dass wir auf diese Art und Weise noch einmal zusammenkommen!«, sagte er.
    Ich hatte nun erstmals Gelegenheit, ihn genauer anzusehen. In seinem Gesicht und auf seinem Kopf waren überall Brandwunden zu erkennen. Ich deutete auf die hellen Hautpartien. »Vom Feuer?«, fragte ich.
    Scheffler nickte.
    »Es tut mir leid, aber Sie haben uns eingesperrt und mit dem Gewehr bedroht. Wir fürchteten um unser Leben. Ich hatte gedacht, sie schaffen es raus aus dem Keller.«
    »Habe ich ja auch«, meinte Scheffler und lächelte. »Sie müssen sich nicht entschuldigen. Sie haben klug und richtig gehandelt.«
    Ich blickte ihn ungläubig an.
    »Sie fragen sich bestimmt, warum ich das getan habe?«, fuhr Scheffler mit einem bitteren Lächeln fort.
    »Allerdings«, erwiderte ich. »Sie bedauern panzerlose Garnelen. Und dann gehen Sie zwei Stunden später mit einer Waffe auf uns los.«
    Scheffler nickte. »Sie haben recht. Ich war wie von Sinnen. Das Ganze hat eine lange Vorgeschichte. Vor mehr als fünfzehn Jahren suchte mich ein vornehmer Engländer in meinem Geschäft auf. Er trug einen Anzug aus feinstem Tweed. Der elegante Gentleman stellte sich als Vertreter einer Vereinigung zur Pflege der Wissenschaft vor. Er teilte mir mit, dass er von meiner Leidenschaft für Orffyreus gehört hatte. Ich zeigte ihm, wie Ihnen auch, meine Sammlung. Sie war seinerzeit noch nicht so umfangreich wie … wie bis zum Brand.«
    Scheffler machte eine kurze Pause. Wir fuhren nun vorwärts, und an den Fahrgeräuschen war zu erkennen, dass wir mittlerweile auf asphaltierter Fahrbahn unterwegs waren. Die Fahrt war nun deutlich ruhiger, und wir konnten entspannter auf der Ladefläche sitzen.
    »Jedenfalls bot mir der Engländer einen Betrag von fünftausend Pfund. Dafür sollte ich jeden umgehend nach London melden, der sich über die Maßen für meine Orffyreus-Sammlung interessierte. Ich bekam eine Visitenkarte mit einer Telefonnummer in London, die ich anrufen sollte. Obendrein wurden mir für jede Meldung weitere tausend Pfund zugesagt. Der Mann erzählte etwas von Human Sensor Programme .« An meinem Blick sah Scheffler, dass ich nicht ganz verstand. »Der Mann erklärte pathetisch, dass sein Auftraggeber es sich zur Aufgabe gemacht hatte, die Welt vor wissenschaftlichen Scharlatanen zu schützen. Sie würden das Ansehen der Forschung beschädigen und unglaublichen volkswirtschaftlichen Schaden erzeugen. So eine Geschichte wie die von Orffyreus dürfe sich nicht mehr wiederholen. Daher würde man ein Frühwarnsystem einrichten, das sogenannte Human Sensor Programme . Und zwar an Stellen, wo potenzielle Nachahmer auftauchen könnten. Aufgrund meiner einmaligen Sammlung hielt man wohl zunächst mich für so jemanden. Ich versicherte, dass ich Orffyreus für einen Betrüger hielt und nicht an einem Nachbau seines Perpetuum mobile forschte. Daraufhin erhielt ich die fünftausend Pfund und musste das Versprechen abgeben, alles zu melden, was mir verdächtig vorkommen sollte. Der Mann verließ anschließend mein Geschäft. Die ganze Geschichte kam mir furchtbar unwirklich vor. Verrückt geradezu. Aber das Geld in meiner Hand fühlte sich unglaublich echt an.« Scheffler hielt inne.
    »Und als wir Sie aufsuchten, sahen Sie den Tag gekommen, Meldung zu machen?«, fragte ich mit bitterem Unterton.
    »Das Geschäft lief schlecht. Die Leute interessieren sich nicht mehr für die

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