Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)
an.
»Bis ich das Rätsel entschlüsselte.« Ich zeigte mit dem Finger auf verschiedene Stellen der Zeichnung. »Malen Sie die Gewichte bitte hier ein … hier … dort … an dieser Stelle … dort … hier … hier und dort. Die Gewichte müssen zylindrisch sein. Etwa so.«
Ich nahm einen Kugelschreiber und ein Blatt Papier, die vor mir auf dem Schreibtisch lagen, und malte die Form eines Gewichts auf. Fürstenrieth schaute über seine Brille hinweg auf meine Zeichnung und ergänzte dann mithilfe des Zeichenprogramms entsprechende Gewichte auf seinem Bildschirm.
»Wie werden sie befestigt?«, wollte er wissen.
Ich zögerte kurz. »Mit Haken. Sie werden eingehängt. Schauen Sie … etwa so.«
Ich skizzierte die Aufhängung auf dem Papier vor mir. Fürstenrieth übernahm auch dies in seine Zeichnung.
»Das ist alles!«, bemerkte ich.
Der Anwalt schaute auf den Bildschirm vor sich. »Und dies Rad soll nun was tun?«, erkundigte er sich skeptisch.
»Sich unendlich lange drehen«, erwiderte ich. »Die Gewichte fallen herab und spannen die Feder. In dem Augenblick, in dem die Gewichte im Gleichgewicht sind, bringen die gespannten Federn das Rad ein Stück voran. Dadurch geraten die Gewichte aus dem Gleichgewicht und fallen erneut hinab. So lange, bis sie wieder ins Gleichgewicht kommen und die Federn das Rad bewegen. Ein unendlicher Kreislauf. Ich schätze, lediglich die Federn müssen regelmäßig gewartet werden.«
Fürstenrieth starrte mich an. Dann verzog sich sein Mund zu einem Grinsen. »Ebenso wenig wie ich Experte für UFOs bin, bin ich Experte für Perpetuum mobiles. Aber ich weiß: Beides gibt es nicht. Und ich denke, solche einfachen Mechanismen wie dieser hier sind vermutlich schon vor Hunderten von Jahren bis zur Genüge ausprobiert worden. So funktioniert ein Perpetuum mobile nicht.«
Ich lehnte mich zurück und setzte ein arrogantes Lächeln auf. »Gut, dass Sie die Sache mit den UFOs ansprechen. Ihre Existenz setzt voraus, dass es außerirdisches Leben gibt. Forscher vermuten fünfzig Milliarden Planeten in unserer Galaxie, und auf fünfhundert Millionen Planeten könnte es Leben geben. Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit dürften sich einige von diesen Lebensformen so weit entwickeln, dass sie in der Lage sind, Raumfahrt zu betreiben. Demnach wäre es nur eine Frage der Zeit, bis wir Besuch von Aliens bekommen. Vermutlich müsste man sogar als sicher annehmen, dass irgendwann UFOs die Erde anfliegen.«
Nun lehnte sich auch Fürstenrieth in seinem Sessel zurück und legte die Arme auf die Lehnen neben sich. Er lächelte, wenngleich ich merkte, dass ihm unwohl zumute war. »Schön«, sagte er mit gezwungener Freundlichkeit. »Mein Beispiel mit den UFOs war vielleicht etwas platt. Über extraterrestrische Lebensformen wissen wir eventuell noch zu wenig, weil es außerhalb unserer Möglichkeiten liegt, dies zu erforschen. Aber ob ein Rad mithilfe von ein paar Gewichten und zwei Federn sich unendlich lang dreht oder nicht, ist wohl eine Frage, die wir eindeutig beantworten können!«
»Wie viele Möglichkeiten gibt es denn, um Gewichte und Federn innerhalb eines Rades anzuordnen?«
Fürstenrieth zuckte mit den Achseln. »Das kommt auf die Größe des Rades und die Anzahl der Gewichte und Federn an.«
Ich nickte. »Das ist richtig. Aber wenn wir hier keinerlei Vorgaben haben, dann gibt es, wie ich vermute, Millionen oder sogar Milliarden von Möglichkeiten. Glauben Sie, dass bereits alle ausprobiert wurden?«
»Natürlich nicht. Aber dies braucht man wohl auch kaum, wenn man die physikalischen Regeln zugrunde legt …«
»… die auf experimenteller Erfahrung beruhen«, ergänzte ich. »Das ist ja gerade das Besondere an der Physik: Sie beobachtet die Natur und stellt anhand der Beobachtungen ihre Gesetze auf. Wenn man nun eine Million Möglichkeiten mit Gewichten und Federn geprüft hat – ich wette jedoch, dass noch nicht einmal so viele ausprobiert wurden –, dann muss man wohl zu dem Eindruck gelangen, dass ein Perpetuum mobile mit Gewichten und Federn nicht funktioniert. Was aber, wenn eine einzige unter Milliarden Möglichkeiten doch funktioniert? Was, wenn genau dies, was Sie dort vor sich sehen, diese eine Möglichkeit darstellt? Denken Sie an Ihr eigenes Beispiel: Was, wenn morgen ein UFO gesichtet wird? Dann gibt es ab diesem Zeitpunkt UFOs. Und wenn dies hier die einzige unter Millionen und Milliarden von Anordnungen ist, bei der das Rad niemals stillsteht, dann gibt es ab diesem
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