Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)
Anne-Rosine.
Die Madame nickte. »Dann wünsche ich Euch viel Erfolg damit!«
Anne Rosine trat hinaus in die verlassene Gasse. Sie hatte noch einen langen Weg vor sich.
Barbara wartete vermutlich bereits auf sie.
113
»Bevor wir anfangen, möchte ich vorab etwas klären«, sagte ich.
Fürstenrieth blickte mich auffordernd an.
»Ich möchte mir die Option vorbehalten, das Patent in den achtzehn Monaten bis zu seiner Veröffentlichung zurückzunehmen«, fuhr ich fort.
Fürstenrieth nickte. »Dies ist jederzeit möglich. In diesem Fall wird niemand je erfahren, was in Ihrer Patentanmeldung gestanden hat. Ihre Patentanmeldung würde gestoppt, und der Inhalt der Akte bliebe für immer geheim.«
»Ich möchte sicherstellen, dass Sie die Rücknahme nur dann vornehmen, wenn ich persönlich Sie damit beauftrage. Ich werde niemanden anderen schicken. Nur ich werde Sie dazu auffordern – sonst niemand.«
»Verstanden«, erklärte der Patentanwalt. »Ich werde einen entsprechenden Aktenvermerk machen.«
»Gut, dann können wir ja loslegen.«
Fürstenrieth zögerte. »Sie sollten sich jedoch vorher gut überlegen, ob Sie das Patent tatsächlich anmelden wollen. Denn auch bei einer Rücknahme fallen hohe Gebühren an, einschließlich meiner.«
»Ich will anmelden«, verkündete ich selbstbewusst. »Ich schlage vor, wir beginnen mit den Daten des Anmelders.«
Der Patentanwalt musterte mich einen Augenblick, dann legte er seine Hände auf die Tastatur seines Computers. »Dann bräuchte ich Ihren Namen.«
»Robert Weber«, sagte ich.
Der Anwalt tippte – und stutzte plötzlich. »Moment mal!« Er musterte mich eindringlich. »Sie haben offenkundig Ahnung vom Patentrecht … Und dann dieser Name. Sind Sie etwa der Robert Weber?«
Ich nickte.
»Der mit dem italienischen Torpedo?«, hakte er nach und setzte ein breites Grinsen auf.
»Der bin ich!«, bestätigte ich.
»Und jetzt wollen Sie ein Perpetuum mobile anmelden!«, rief er und feixte. »Sie ersparen sich ja nichts!«
»Können wir jetzt weitermachen?«, entgegnete ich genervt. »Heute bin ich als Mandant hier.«
Fürstenrieth verkniff sich das höhnische Lächeln. »Dann machen wir mit den Zeichnungen weiter, anhand derer wir das Patent beschreiben. Sie kennen sich ja aus!«
Ich holte aus meiner Hosentasche die kleine Holzscheibe mit dem aufgemalten Muster. Ich legte sie auf den Schreibtisch.
»Geben Sie mir den mal bitte?«, fragte ich und zeigte auf einen Brieföffner, der auf dem Schreibtisch lag. Der Patentanwalt reichte ihn mir.
Ich setzte die Brieföffnerspitze an eine der Seiten des etwa anderthalb Zentimeter dicken Holzrades an und übte vorsichtig Druck aus. Die Spitze bohrte sich in das Rad hinein. Schließlich gelang es mir, mit behutsam durchgeführten Hebelbewegungen eine der beiden seitlichen, kreisförmigen Platten abzulösen. Das Ganze sah nun aus wie eine runde Pralinenpackung, deren Deckel geöffnet war.
»Was ist das?«, erkundigte sich der Patentanwalt verwundert.
»Eine Botschaft aus der Vergangenheit«, antwortete ich. »Wir müssen dieses Rad abzeichnen, vor allem sein Innenleben hier.«
Ich hielt dem Patentanwalt das geöffnete Rad entgegen. Im Inneren waren feinste Verstrebungen zu erkennen, die wie Streichhölzer ohne Köpfe aussahen. Auf zwei Seiten waren kleine Federn gespannt, die einigen Rost angesetzt hatten.
»Haben Sie das gebaut?«, fragte Fürstenrieth erstaunt.
Ich verneinte.
Der Patentanwalt legte die Stirn in Falten.
»Zeichnen Sie das mit der Hand ab?«, wollte ich wissen.
»Ich mache das mit der Software hier«, erläuterte Fürstenrieth. Er öffnete ein Programm auf seinem Computer und begann, unter meiner Anleitung das Rad und dessen Innenleben abzuzeichnen. Als er fertig war, starrte er auf das Bild. »Man muss kein Physiker sein, um zu erkennen, dass dies wohl kaum wie ein Perpetuum mobile funktionieren wird«, bemerkte er. »Das stellt nur eine Art Rad mit Innenverstrebungen und zwei Federn dar.«
Ich lächelte. »Da haben Sie recht, denn es fehlen noch die Angaben zu den Gewichten.«
»Gewichte?«, fragte Fürstenrieth.
»Acht an der Zahl«, antwortete ich. »Sie werden an den insgesamt acht Streben befestigt, die Sie hier sehen.« Ich deutete auf die Streben in seiner Zeichnung.
»Aber an welcher Stelle? Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, sie anzuordnen!«
»Das war in der Tat die schwierigste Frage, die ich zu lösen hatte«, entgegnete ich.
Fürstenrieth schaute mich irritiert
Weitere Kostenlose Bücher