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Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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winkte mir, ihm zu folgen.
    Als ich mich erhob, klopfte Adams mir auf die Schulter. »Sie sind ein gefährlicher Mann, Herr Weber«, sagte er anerkennend; ich wusste allerdings nicht, ob er es ernst meinte.
    »Sie auch«, entgegnete ich.

124
    Carlshaven, 1726
    »Frau Barbara, Ihr seht wirklich wunderschön aus!«, rief Anne Rosine.
    Fröhlich summend nahm sie aus einer Dose ein Kügelchen, legte es in einen Mörser und zerstieß es mit einem Stößel. Mit einem Pinsel trug sie anschließend das weiße Pulver gewissenhaft und gleichmäßig auf.
    » Blanc de Jupiter für die Dame des Hauses. Die Blässe, sie steht Euch.« Die Magd tauchte den Pinsel erneut in den Mörser und verteilte das feine weiße Pulver vorsichtig auf der Wange ihrer Herrin. »Was schaut Ihr so traurig? Morgen wird Euer großer Tag sein. Wie man hört, kommen alle feinen Herrschaften aus Carlshaven. Nur der Landgraf wird wohl nicht erscheinen. Seine Vergesslichkeit und Zerstreutheit haben noch zugenommen. Ich bin sicher, es wird aber auch ohne ihn ein schönes Fest! Also schaut ein bisschen fröhlicher!«
    Wieder summte die Magd. Nach einer Weile trat sie einen Schritt zurück, um ihr Werk zu betrachten. Sie schaute sich um, fand neben dem Schminktöpfchen einen kleinen Spiegel und hielt ihn vor Barbaras Gesicht. »Schaut, gefällt es Euch?« Sie legte den Spiegel beiseite und griff nach einem Döschen mit dem Rouge. »Ein bisschen Rot auf den Wangen wird Euch gut stehen! Sonst halten die Leute Euch noch für tot!« Sie lachte laut über ihren eigenen Scherz. »Ist es nicht merkwürdig? Da habe ich Euch über Jahre hinweg Tag für Tag ein kleines bisschen Eures Lebens gestohlen, ohne dass es jemandem aufgefallen ist – und nun, nun gebe ich es Euch mit dieser roten Schminke zurück!«
    Sie bestäubte den Pinsel mit den feinen roten Körnern, zögerte kurz und trug die Schminke dann auf ihren eigenen Wangen auf. Sie nahm den Spiegel und schaute hinein. »Mir steht es auch gut! Schaut!« Mit dem Pinsel trug sie die Farbe nun bei ihrer Herrin auf. »Ist Schminke nicht etwas Wunderbares? Sie ist wie ein unsichtbarer Mantel. Selbst den Tod kann man unter ihr verbergen!« Sie legte den Pinsel beiseite und griff nach der Pomade. Hiervon nahm sie eine Fingerspitze voll und verteilte die Paste von innen nach außen auf Barbaras Lippen. »Wie blass und friedlich Eure Lippen nun wirken. Man kann sich nun gar nicht mehr vorstellen, was für böse Dinge sie zu mir sagten, als sie noch von Eurem Blut erwärmt wurden.«
    Die Magd wischte ihre Hand an der Schürze ab und legte den Kopf zur Seite, um einen zufriedenen Blick auf ihr Werk zu werfen. »So mögt Ihr nun endgültig aus dieser Welt scheiden.« Sie legte ihre Hand auf die von Barbara. Sie war blass und kalt. »Macht Euch aber keine Sorgen. Ich werde mich gut um Orffyreus kümmern. Und auch Eure Kinder werden mich mit Sicherheit bald ebenso lieb haben, wie sie Euch lieb hatten. Wirklich schade, dass Ihr das viele Geld Eures Mannes nicht mehr genießen konntet. Es war einfach Schicksal, dass ich dazu bestimmt gewesen bin, Euch zu ersetzen.« Sie drückte die Hand. Dabei bemerkte sie, dass Barbara noch ihren Trauring trug. Es war ein einfacher, aber breiter Ring aus Gold. Die Magd mühte sich, ihn von Barbaras Finger zu ziehen. Als dies nicht gelang, griff sie zu einem der Töpfe, in dem sich das Haarfett befand, und schmierte es auf Finger und Ring ihrer Herrin. Nun ließ er sich problemlos lösen. »Ich denke, den benötigt Ihr nicht mehr.« Sie steckte ihn auf ihren Ringfinger, bewegte ihren Handrücken hin und her und betrachtete zufrieden den im Licht funkelnden Ring.
    »Nimm ihn ab!«, befahl eine Männerstimme hinter ihr.
    Sie drehte sich erschrocken herum. Einige Schritte entfernt, im Halbdunkel des Raumes, stand Orffyreus.
    »Ich habe sie gerade geschminkt. Damit sie im Tod so schön ist, wie sie im Leben war«, entgegnete Anne Rosine zaghaft, drehte sich zu Barbara und schaute auf deren Gesicht.
    »Ich stehe hier bereits seit einiger Zeit«, eröffnete Orffyreus mit bebender Stimme.
    Die Magd wandte sich wieder um und lächelte gequält. »Dann habt Ihr gesehen, wie viel Mühe ich mir gegeben habe.«
    »Was meinst du damit, dass du ihr Stück für Stück das Leben gestohlen hättest?«, fragte Orffyreus, der Mühe hatte, seinen Zorn zu unterdrücken.
    Anne Rosine wich ein Stück zurück, sodass ihr Rücken nun den Leichnam Barbaras berührte. »Das müsst Ihr falsch verstanden haben

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