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Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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pochte erneut an der Tür, er hatte sich also nicht verhört. Er erhob sich von seinem Platz vor dem Fenster und ging langsamen Schrittes zur Tür. Zwischendurch klopfte es erneut. An der Tür angekommen, riss er sie auf und starrte mit bösem Blick in die aufgerissenen Augen seines Sekretärs Badstuber. Vor Schreck wich sein Untergebener einen Schritt zurück.
    »Es ist … Es ist eine dringende Angelegenheit«, stammelte Badstuber.
    »Nichts ist so wichtig, dass es nicht bis zum Ende meiner mittäglichen Arbeitsstunde warten kann!«, entgegnete Schwander erzürnt, knallte die Tür zu und schritt wieder zu seinem Schreibtisch. Er würde Badstuber später noch einmal ausdrücklich verwarnen und einen Teil seines Lohns streichen.
    »Es geht um Orffyreus!«, drang es schüchtern durch die Tür.
    Wie vom Donner gerührt blieb Schwander stehen. Dann kehrte er auf dem Absatz um und riss die Tür erneut auf. »Was sagtet Ihr – um wen geht es?«, fragte er aufgeregt.
    »Um Orffyreus!«, antwortete Badstuber.

127
    Ohne ein Wort zu sagen, hatte Dimitrij mich zu der kleinen Privatklinik in Freiensteinau gefahren. Ich war froh über sein Schweigen, denn ich mochte ihn nicht, und ich hatte das Gefühl, dass die Ablehnung auf Gegenseitigkeit beruhte.
    Zu Beginn der Fahrt hatte ich noch die Befürchtung, dass er plötzlich in einen Feldweg abbiegen und mich ins Jenseits befördern würde. Doch mit jedem Kilometer, den wir hinter uns ließen, wuchs meine Zuversicht, dass mein Plan tatsächlich zu funktionieren schien und ich sicher war.
    Dennoch plagten mich sorgenvolle Gedanken: Julia war offenkundig schwer verletzt. Dennoch musste ich unwillkürlich lächeln bei dem Gedanken, dass sie sich dagegen gewehrt hatte, als sie von der Spitze der Herkules-Figur verschleppt wurde. Vermutlich hatte ihr genutzt, dass meine Flucht aus der Statue ihre Kidnapper abgelenkt hatte. Doch bei der Vorstellung, dass Julia in ihrer Angst sechs Meter in die Tiefe gesprungen war, kamen mir die Tränen. Ich versuchte, sie vor Dimitrij zu verbergen, und tat so, als ob ich meine Augen vor Müdigkeit rieb. Ich konnte es kaum ertragen, direkt neben einem der Männer zu sitzen, vor denen Julia geflüchtet war und die ihre Verletzungen verschuldet hatten. Wie hatte Sergeij noch gesagt? Sie hätten Julia das Leben gerettet, indem sie sie so schnell in ein Krankenhaus geschafft hatten. Selbst Killer redeten sich ihren Job schön.
    Als wir das Krankenhaus endlich erreichten, war es bereits Nacht. Dimitrij ließ mich am hell beleuchteten Haupteingang der Klinik aussteigen.
    »Olga Potevka«, rief er mir zu, kurz bevor ich die Beifahrertür zuwarf.
    Ich öffnete die Tür sofort wieder und steckte meinen Kopf in das Innere des Wagens. »Wie bitte?«
    Dimitrij deutete auf den Eingang hinter mir. »Sie heißt hier Olga Potevka!«
    »Olga Potevka?«, wiederholte ich.
    Dimitrij nickte. Ich zog meinen Kopf zurück und warf die Beifahrertür zu. Dimitrij brauste davon, während ich rasch zum Krankenhauseingang schritt. Die automatische Schiebetür öffnet sich, bevor ich sie erreichte. Die Empfangshalle, in der sich um diese späte Zeit niemand mehr aufhielt, war vergleichsweis klein, doch die Einrichtung bestand aus noblen Designermöbeln. Hinter einem kleinen Tresen saß eine junge Frau in einem hellblauen Kittel und lächelte mich an.
    »Meine Freundin wird hier behandelt«, sagte ich.
    »Wie ist der Name?«, fragte die Empfangsschwester mit schwäbischem Dialekt und legte die Hände auf die Tastatur ihres Computers.
    Ich zögerte kurz und antwortete dann: »Olga Potevka.«
    Ohne ihren Computer zu befragen, zeigte die junge Frau mit dem ausgestreckten Finger den Gang hinunter. »Sie liegt auf der Intensivstation. Folgen Sie einfach der blauen Linie auf dem Fußboden vor Ihnen bis zu den Fahrstühlen, und fahren Sie dann in den zweiten Stock. Dort melden Sie sich bitte beim Schwesternzimmer.« Sie schenkte mir ein warmes Lächeln.
    Ich bedankte mich und deutete mit einem Kopfnicken auf den Computerbildschirm vor ihr. »Sie mussten gar nicht nachschauen. Kennen Sie sie etwa?«
    »Wir haben hier nicht oft so schwere akutmedizinische Fälle wie diesen«, antwortete die Schwester. »Wir sind ein kleines Haus.«
    Mir wurde schlecht bei ihren Worten. Ich presste meine Lippen zu einem schmalen Strich zusammen.
    Die junge Frau bemerkte meine Reaktion. »Verlieren Sie nicht den Glauben«, sagte sie aufmunternd. »Der Glaube kann Berge versetzen!«
    »Ich weiß«, erwiderte

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